Landrat und Busunternehmer bezogen Stellung zu den Startschwierigkeiten
Busverkehr harzt bald nicht mehr im Landkreis

LRA Busunternehmer | Foto: In großer Runde wurde am Donnerstag der Problemstart des neuen Busverkehrs im Landkreis zum Jahreswechsel erläutert. Es soll nun aber von Tag zu Tag besser werden, wurde versprochen. swb-Bild: of
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Kreis Konstanz. „Wir haben damit gerechnet, dass es nicht reibungslos laufen wird, weil man ein so großes System nicht einfach umstellen kann“, sagte Landrat Zeno Danner im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz am Donnerstag, zu der auch die Verterter der beauftragen Busunternehmen ins Landratsamt gekommen waren. Dass es freilich doch viel mehr Probleme gab, sei freilich in dieser Dimension nicht vorhersehbar gewesen, meinte der Landrat, der auch deutlich machte, dass er volles Verständnis für den Frust mancher Fahrgäste habe, die nun in den letzten Tagen zu spät oder gar nicht ihr Ziel erreichten.

Ralph Bendel vom Amt für Straßen und Nahverkehr sagte, dass man seit dem Start rund 200 Anrufe unter der speziell dafür eingerichteten Hotline 07531 800-1-800 täglich habe. Fünf MitarbeiterInnen seien dafür eingesetzt. Die Fragen könne man aber erst nach Rücksprache mit den Busunternehmen beantworten die wiederum bei den Busfahren anfragen müssten, weshalb man erst mal manche Antwort schuldig bleiben ließ. Auch lägen (Stand Donnerstag) noch rund 400 unbeantwortete Mails auf der Adresse regionalbus-konstanz@LRAKN.de, die noch abzuarbeiten sind.

"Wir haben das zum Anlass genommen, selber mit dem Bus zu fahren, und zwar mit der Linie 302, die um 7.51 Uhr von Weiterdingen nach Singen fahren sollte. Der Bus kam mit acht Minuten Verspätung an", sagte er Landrat. Es habe Probleme mit dem Ticketverkauf gegeben, der Busfahrer habe sehr wenig deutsch gekonnt. In Singen sei man mit rund 10 Minuten Verspätung ankommen. "Wir wollten dann mit der Linie 400 von Singen in Richtung Stockach zu fahren bis Volkertshausen, der Bus kam aber nicht und das hat nicht geklappt." Man habe die Zeit auch genutzt um mit Fahrgästen wie Busfahrern zu sprechen. Ordnungsdezernent Boris-Alexej Neugebauer war mit dabei auf der Fahrt. Vielfach sei geäußert worden, dass hier der Landkreis wohl ein "Billigangebot" angenommen habe mit entsprechenden Mängeln, was aber natürlich nicht der Fall sei. Es habe in der europaweiten Ausschreibung klare Vorgaben gegeben, und die Busunternehmer hätten sich verpflichtet, diese Einzuhalten. "Bezahlt wird das, was geliefert wird", deutete Landrat Danner an.

Im Mittelpunkt der Fragen am Donnerstag stand dabei Busunternehmer Rainer Klink von der Stadtbus Tuttlingen Klink. Das Unternehmen, das auch den Stadtverkehr in Tuttlingen, Tübingen und Reutlingen fährt, hatte bei der Ausschreibung immerhin drei der fünf Lose zugeschrieben bekommen. Aber offensichtlich reichte die Zeit seit der Vergabe im Februar letzten Jahres nicht. Ein erstes großes Problem sei gewesen, die 55 benötigten Busse zu rechten Zeit zu bekommen. Bestellt wurden die beim türkischen Unternehmen "Temsa", auf eine letzte Lieferung von 12 Bussen zum Jahreswechsel warte heute noch, das wohl auch aus politischen Gründen in dem Werk im letzten Sommer Produktionsstillstände gegeben habe. Er habe als Notfallplan auch schon mal bei IVECO angefragt, die ihm die Busse bei Bestellung in den nächsten Tagen bis etwa Mai liefern könnten. Allerdings ist der Lieferrückstand aus der Türkei schon Sache der Anwälte des Unternehmens, so dass hier wohl nicht schnell Klage Fakten geschaffen würden, meinte Klink beim Medientermin am Donnerstag.

Ein weiteres großes Problem sei gewesen, die Fahrer für die Busse zu finden. Geholt wurden die meisten letzten Endes aus Spanien, aus Rumänien und aus Griechenland, was auch die immer wieder fehlende Ortskenntnis dieser auf ihren ersten Einsätzen erklärt. Gerade in Baden-Württemberg, wo eigentlich die höchsten Löhne für Busfahrer bezahlt würden, sei es immens schwer, welche zu finden, erklärte Klink. Verschärfend sei, dass man für die angeworbenen Busfahrer auch keine Wohnungen finde, meinte Klink weiter. Aber man werde von Tag zu Tag besser, erklärte der Busunternehmer aus Tuttlingen. Für die Präsenz vor Ort hat das Unternehmen vor dem Jahreswechsel bereits die Flächen im bald ehemaligen Unternehmen "Schienerberg Reisen" in Moos angemietet, wo auch die Steuerung der Busse bereits ansässig ist, sagte Klink.

Die Nachfrage in der Medienkonferenz, ob man die Verträge hier wegen Nichterfüllung kündigen könnte, beantwortete Landrat Zeno Danner klar: "Dann hätten wir erst mal gar keinen Bus im Landkreis."

Andere Unternehmer zufriedener

Zufriedener mit ihrem Start sind beiden anderen beteiligten Unternehmen. Hubert Behringer vom Unternehmen Behringer Verkehrsbetriebe, der die Raumschaft Stockach bedient, sagte, das man für den Auftrag, der für acht Jahre plus einer Option zu Verlängerung um zwei Jahre gilt, 13 neue Busse plus zwei Kleinbusse beschafft habe. Probleme habe zum Start nach den Ferien eher durch sehr dichten Nebel plus stellenweisem Glatteis gegeben.

Jörg Schmidbauer, der mit seinem Unternehmen in der Bietergemeinschaft mit der Firma Fecht (Meßkirch) den Zuschlag für die Anruf-Sammel-Busse in den Randgebieten und Randzeiten erhalten hatte, zeigte sich ebenfalls zufrieden. Man habe neun Kleinbusse beschafft, mit denen man bis in den letzten Winkel des Landkreises unterwegs sei, und inzwische funktioniere auch die Kommunikation mit dem Landratsamt, das die Transportwünsche vermittelt, sehr gut und pünktlich.

Der Landkreis Konstanz hatte für die Neuorganisation europaweit eine jährliche Fahrtleistung von 5,7 Millionen Kilometern ausgeschrieben. Das sind eine Million Kilometer mehr als bislang und bedeuten rund 20 Prozent mehr Verbindungen auch nachts und am Wochenende. Die neue Angebote wurden in einem langen Verfahren im Schulterschluss mit den Kommunen entwickelt, die hier ihre Wünsche einbringen konnten. "Wir sind ambitioniert und wir bleiben es auch", so Landrat Danner in der Medienkonferenz. Sein Eindruck der eigenen Probefahrt und den Gesprächen mit Kunden wie den Fahrern sei, das alle das schaffen wollten.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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