Führung am Montag am "Röschberg"
Weiterer Teil des Römischen Gutshof Liggersdorf freigelegt

Zwischen den Fundamenten eines kleinen römischen Tempels stehen (v.l.) Dr. Julia Goldhammer vom Landesamt für Denkmalpflege, Bürgermeister Florian Zindeler, Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald, Erster Landesbeamter Philipp Gärtner vom Landratsamt Konstanz und Georg Häußler von der Grabungsfirma Archaeotask GmbH. | Foto:  Sophia Blenk
  • Zwischen den Fundamenten eines kleinen römischen Tempels stehen (v.l.) Dr. Julia Goldhammer vom Landesamt für Denkmalpflege, Bürgermeister Florian Zindeler, Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald, Erster Landesbeamter Philipp Gärtner vom Landratsamt Konstanz und Georg Häußler von der Grabungsfirma Archaeotask GmbH.
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Hohenfels. Bei aktuellen archäologischen Ausgrabungen im künftigen Neubaugebiet „Röschberg-Süd“ in Hohenfels-Liggersdorf ist ein Archäologenteam auf Fundamente eines etwa 1800 Jahre alten römischen Gutshofes gestoßen. Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald und der örtliche Grabungsleiter Georg Häußler führen alle Interessierten am Montag, 15. Mai, um 17 Uhr, über die Ausgrabung und informieren über die Funde. Treffpunkt ist an der Ausgrabungsfläche in Hohenfels-Liggersdorf gegenüber der Straßeneinmündung „Zum Ehrenloh“. Festes Schuhwerk wird angeraten.

Im Areal des römischen Gutshofs von Liggersdorf werden seit über 20 Jahren mit der fortschreitenden Erschließung neuer Bauflächen immer wieder archäologische Ausgrabungen von der Kreisarchäologie des Landratsamtes Konstanz in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt. Entdeckt wurde der Gutshof bereits 1998, als bei der Erschließung des ersten Bauabschnitts des Wohngebiets „Röschberg“ am nordöstlichen Ortsrand von Liggersdorf die Fundamente eines römischen Badegebäudes zutage kamen.

Das Gebäude wurde im Jahr 1999 vom damaligen Kreisarchäologen Dr. Aufdermauer vollständig freigelegt und dokumentiert. Das Badegebäude gehört zu einer römischen Gutsanlage, einer sogenannten Villa Rustica, die prominent über dem heutigen Ort mit beeindruckender Alpensicht errichtet wurde. Fünf Jahre später wurden Teile des Haupthauses archäologisch untersucht. 2015 konnten bei der Erschließung des zweiten Bauabschnitts die Grundrisse von zwei rein in Holzbauweise errichteten Gebäuden und diverse Abwassergräben ausgegraben werden.

Aufgrund der geplanten, etwa 4,6 ha umfassenden Erweiterung des Baugebiets „Röschberg Süd“ war mit weiteren Funden in den direkt angrenzenden Ackerflächen zu rechnen. Um das archäologische Potential der Fläche besser einschätzen zu können und für die Gemeinde Hohenfels frühzeitig Planungssicherheit zu schaffen, wurden im Jahr 2022 geophysikalische Messungen im künftigen Baugebiet durchgeführt sowie von der Kreisarchäologie systematisch Baggerschürfe angelegt. Zusätzlich führte das Landesamt für Denkmalpflege mit etwa 20 zertifizierten Sondengehern eine systematische Metallsondenprospektion im Gebiet durch.

Um Verzögerungen für die künftige Erschließung des Baugebiets zu vermeiden, werden seit Mitte März 2023 die Erschließungstrassen sowie ein größerer Bereich in den Bauflächen von der Grabungsfirma Archaeotask GmbH aus Engen-Welschingen vorab archäologisch untersucht. Bislang konnten etwa 1 ha Fläche ausgegraben werden. Die Arbeiten werden von der Kreisarchäologie und dem Landesamt für Denkmalpflege fachlich betreut und von der Gemeinde Hohenfels finanziert.

Aus der römischen Epoche konnten bei den diesjährigen Ausgrabungen neben Abfallgruben, Feuerstellen und Planierungen insbesondere die Steinfundamente von zwei Gebäuden freigelegt werden. Mit einer Ausdehnung von 19 Meter auf 13 Meter dürfte es sich dabei um ein landwirtschaftliches Nebengebäude zur Lagerung der Ernte und von Arbeitsgerät handeln. Ein weiterer Grundriss mit 8 Metern auf 6,5 Metern Ausdehnung unweit des Haupthauses dürfte zu einem kleinen Tempel gehören, in dem die für die Gutshofbewohner wichtigen Gottheiten verehrt wurden. Pfosten um den Steinbau deuten auf einen überdachten Umgang eines sogenannten gallo-römischen Umgangstempels hin. In dem noch nicht untersuchten Bereich der Grabungsfläche könnte noch ein weiterer Grundriss liegen.

„Mit den neu entdeckten Gebäuden fügt sich nun das Bild eines vollständigen römischen Gutshofes aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. mit Hauptgebäude, Badehaus, Tempel, Nebengebäuden und mindestens 4 Hektar Ausdehnung zusammen,“ erklärte Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald bei einer ersten Beurteilung der Grabungsergebnisse. Verwaltungstechnisch hat der Gutshof zur Provinz Raetien gehört. Das zugehörige größere Verwaltungszentrum (civitas) lag in Bregenz (Brigantium). Eine kleinere stadtartige Siedlung ist von Orsingen bekannt. Möglicherweise wurden die erwirtschafteten Überschüsse des Gutshofes dorthin, nach Bregenz oder in den Bereich von Meßkirch und Mengen zu anderen benachbarten römischen Siedlungen verhandelt.

Aus dem aktuellen Fundareal stammt zudem eine kleine keltische Silber-münze, die darauf hinweist, dass auch Kelten im 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. in Liggersdorf ihre Spuren hinterlassen haben. Ob die Reste eines einfachen Holzbaus in diese vorrömische Besiedlungsphase gehören, lässt sich noch nicht klar beurteilen.

„Überraschend war der Fund von zwei mutmaßlichen Befestigungsgräben mit neuzeitlichen Funden im Süden des Baugebiets. Dazu gehört auch eine deformierte Bleikugel einer Vorderladermuskete oder Pistole, die auf Kampfhandlungen möglicherweise während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) hinweisen könnte“, berichtet Hald weiterhin. Die Ausgrabungen werden voraussichtlich im Juni 2023 abgeschlossen.

Quelle: Landratsamt Konstanz, Pressestelle

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Presseinfo aus Singen

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