Projektvorstellung des Lernorts Bauernhof Bodensee
„Wer weiter denkt, kauft näher ein“

Das Team des Projekts "Nachhaltig genießen - aus der Region für die Region" (von links): Kerstin Bullack (freie Mitarbeiterin Lernort Bauernhof Bodensee), Carina Herth-Seuffert, Rainer Merkhaus (Regisseur), Thomas Hägele, Heidi Schlatter, Hildegard Schwarz (Forum für Ernährung und Verbraucherbildung). | Foto: Philipp Findling
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  • Das Team des Projekts "Nachhaltig genießen - aus der Region für die Region" (von links): Kerstin Bullack (freie Mitarbeiterin Lernort Bauernhof Bodensee), Carina Herth-Seuffert, Rainer Merkhaus (Regisseur), Thomas Hägele, Heidi Schlatter, Hildegard Schwarz (Forum für Ernährung und Verbraucherbildung).
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Hilzingen. Was steckt in den regionalen Lebensmitteln und wie läuft die tägliche Arbeit auf den Höfen im Landkreis ab? Diese und andere Fragen werden im Projekt „Nachhaltig genießen – aus der Region, für die Region“ des Vereins Lernort Bauernhof Bodensee beantwortet, welches am Montag auf dem Magdalenenhof von Thomas Hägele vorgestellt wurde.

Regionale und saisonale Produkte erfahren in letzter Zeit einen Boom. Dem waren sich auch der Lernort Bauernhof Bodensee e.V. und das Forum für Ernährung und Verbraucherbildung bewusst, als sie noch zu Zeiten des Lockdowns die Idee zum Projekt hatten. „Uns war von Beginn an klar, dass der Fokus auf der Förderung gesundheitsbewusster wie nachhaltiger Ernährung liegen soll“, sagt Hildegard Schwarz vom Forum für Ernährung und Verbraucherbildung des Landratsamts Konstanz. „Die Wertschätzung der heimischen Lebensmittel“, so Schwarz weiter, „soll hiermit neu entdeckt werden.“ Der Ukraine-Krieg habe ihrer Ansicht nach eindeutig gezeigt, wie wenig Lebensmittel zur Verfügung stehen. Nach den digitalen Workshops zur filmischen Umsetzung wählte man im Februar 2022 die vier Themen Landschaftspflege, Brotgetreide, Obstvielfalt und Eiweißpflanzen aus. Als Ergebnis wurden neben den Kurzfilmen, worin BäuerInnen aus dem Landkreis Konstanz über ihre jeweilige landwirtschaftliche Produktion erzählen, analoge Informationstafeln geschaffen, die laut Schwarz demnächst hofnah aufgestellt werden. Darüber hinaus werden in Schulen, Kindergärten und Betrieben Karten und Flyer zu den vier Themen verteilt. Bei beidem werden die Videos über QR-Codes für Interessierte zugänglich gemacht.

Für Carina Herth-Seuffert vom Stofflerhof in Weiterdingen, die in ihrem Beitrag über die Landschaftspflege informiert, ist vor allem der pädagogische Effekt dieses Projektes von großer Bedeutung: „Es ist wichtig, dass Kinder so früh wie möglich Kontakt zur Landwirtschaft bekommen.“ Dabei seien ihrer Meinung nach die Informationen, wo die Produkte hergestellt werden, sowie die Vielfalt an Landschaft und Tiere als Zeichen der Wertschätzung für die LandwirtInnen enorm wichtig. Heidi Schlatter, die auf dem Buchhaldehof in Rielasingen-Worblingen Getreide für traditionell hergestelltes Brot anbaut, spricht die große Bedeutung von Höfen vor Ort in Krisenzeiten an: „Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, was die Region an Landwirtschaft zu bieten hat.“ Man wolle ihr zufolge Lebensmittel herstellen, die allen zugutekommen und somit auch den Handel mit regionalen Lebensmitteln fördern. „Wer weiter denkt, kauft näher ein“ lautet ihre Devise hierzu. Thomas Hägele vom Madgalenenhof in Hilzingen, der etwa 150 Schulen und Kindergärten mit seinem Bio-Obst beliefert, spinnt die Thematik des regionalen Einkaufs noch ein bisschen weiter: „Es gibt nach wie vor das Problem für lokale Landwirte, dass die Werbung nicht so stark angenommen wird wie erhofft.“ Dabei verweist er auf einen Supermarkt vor Ort, der ihm selbst einmal die Möglichkeit bot, seine Produkte anzubieten, am selben Tag jedoch Äpfel aus Chile aus alter Ernte zu einem billigeren Preis verkauft hatte. „Der Verbraucher muss und soll“, so Hägele weiter, „über bestimmte Wege angesprochen werden, denn es gibt nichts Besseres wie Werbung für den eigenen Hof.“ Dieses Projekt sei seiner Aussage nach ein erster Schritt in die richtige Richtung. Filmemacher Rainer Merkhaus fand für die Arbeit der LandwirtInnen trotz des enormen Aufwands für die Kurzfilme nur lobende Worte: „Ich bewundere den Fleiß und die Leidenschaft, die diese Menschen täglich einbringen.“ Die Hingabe zur Landwirtschaft habe ihn bei den Dreharbeiten sehr beeindruckt.

Laut Thomas Baldenhofer, vom Verein Integrierte Ländliche Entwicklung Bodensee (ILE), soll das Projekt nach Möglichkeit definitiv weitergeführt werden, vor allem da bisher nur Höfe aus dem Landkreis Konstanz teilgenommen haben: „Wir wollen noch LandwirtInnen aus dem restlichen Bodenseekreis mit ins Boot holen. Dies und der weitere Vorgang hängt nunmehr von der Förderkulisse ab.“ Heidi Schlatter zufolge sei in naher Zukunft aufgrund des engen Umkreises der Höfe ein Rundweg für Radfahrer und Wanderer geplant. Zudem sollen die Kurzfilme demnächst auch auf dem YouTube-Kanal des Lernort Bauernhof Bodensee verfügbar sein. Die Idee, das Projekt noch auszuweiten, solle, laut Hildegard Schwarz, in nächster Zeit in die Sitzungen des BLHV eingebracht werden: „Unser Ziel ist es, neben Touristen vor allem Einheimische emotional wieder an die Landwirtschaft anzubinden.“

Das Team des Projekts "Nachhaltig genießen - aus der Region für die Region" (von links): Kerstin Bullack (freie Mitarbeiterin Lernort Bauernhof Bodensee), Carina Herth-Seuffert, Rainer Merkhaus (Regisseur), Thomas Hägele, Heidi Schlatter, Hildegard Schwarz (Forum für Ernährung und Verbraucherbildung). | Foto: Philipp Findling
Das Projektteam vor einer der vier Informationstafeln. | Foto: Philipp Findling
Autor:

Philipp Findling aus Singen

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