Leserbrief von Angela Magin aus Weiterdingen
Verständnislose Grüße zum Wegfall von Bushaltestelle
Weiterdingen: Folgender Leserbrief zum Wegfall einer Bushaltestelle in Weiterdingen erreichte die »WOCHENBLATT-Redaktion:
»Man ist ja wirklich schon einiges gewohnt, wenn man nicht in Hilzingen-City wohnt, sondern im fernen Weiterdingen. Zum Beispiel, dass nur alle Stunde überhaupt ein Bus fährt. Oder dass zum Fahrplanwechsel mal eben die wichtigsten Linien gestrichen werden, die, die in Singen zur Schule gehenden Kinder regelmäßig benutzen.
Jetzt trifft es also die Haltestelle „Stiergartenstraße“, die zum neuen Fahrplan ab 1. Januar 2020 einfach verschwindet. Dass das so ist, wird nicht einmal im Amtsblatt der Gemeinde bekanntgegeben, dort weist man lediglich stolz auf die zwei neuen Haltestellen in Riedheim hin. Kein Wort von der Streichung der Haltestelle in Weiterdingen. Dabei ist es genau diese Haltestelle, die vom weit überwiegenden Anteil der Fahrgäste genutzt wird, einschließlich der Grundschüler, die in Duchtlingen die erste bis vierte Klasse besuchen, der Schüler der Gemeinschaftsschule in Hilzingen und der Schüler sämtlicher Singener sowie Gottmadinger Schulen. Auch zu anderen Zeitpunkten als den Stoßzeiten zu Schulbeginn und -ende steigen Fahrgäste hauptsächlich an der zentral im Dorf gelegenen Haltestelle „Stiergartenstraße“ aus- bzw. zu. Nicht zuletzt, weil diese Haltestelle über ein Schutzhäuschen mit Bank verfügt (wichtig für alle, die nicht ganz so gut zu Fuß sind) und in beide Richtungen, sowohl nach Singen als auch nach Engen, angefahren wird.
Alternativ sollen sämtliche Fahrgäste nun die Haltestelle „Ortseingang“ benutzen, die günstiger an der Fahrtroute der Busse gelegen ist. Leider liegt diese Haltestelle nicht nur sehr viel weiter am Ortsrand als die Haltestelle „Stiergartenstraße“, sondern auch knapp hinter einer Kurve an der Ortsdurchgangsstraße. Dank dieser Kurve ist es in diesem Bereich kaum möglich, beide Seiten der Straße einzusehen (mal ganz abgesehen davon, wie viele der Autofahrer, die das Dorf durchqueren, sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h halten) – eine Tatsache, die insbesondere die jüngeren Kinder in große Gefahr beim Überqueren der Straße bringt. Von einer Verkehrsberuhigung, einem Zebrastreifen oder gar einer Ampel in diesem Bereich können wir Weiterdinger nur träumen.
Hat sich denn keiner vor der Streichung der Haltestelle die Verkehrssituation an beiden Weiterdinger Haltestellen angesehen? Die Haltestelle „Stiergartenstraße“ befindet sich an einer kleinen Straße im Wohngebiet, die sicher zu überqueren und leicht über Straßen, die Bürgersteige besitzen (auch das ist hier leider nicht selbstverständlich) zu erreichen ist. Kein Wunder also, dass sie viel stärker frequentiert wird – aber auch in dieser Hinsicht hat anscheinend niemand es für nötig gehalten, die Lage etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und die Fahrgäste zu zählen.
Es ist mir ein Rätsel, warum man ausgerechnet in Zeiten, wo man versucht, Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen, ihnen gleichzeitig genau das erschwert. Die meisten Weiterdinger Kinder fahren bisher mit dem Bus zur Schule – eine gute Sache für die Selbstständigkeit und für die Umwelt. Aber das funktioniert nur, solange Eltern darauf vertrauen können, dass ihre Kinder dem Schulweg auch gewachsen sind. Man kann getrost vermuten, dass der Elterntaxi-Verkehr nach Duchtlingen, Hilzingen und Singen ab Januar einen drastischen Zuwachs verzeichnen wird. Und für Senioren, die nun weitere Wege und die gefährliche Straßenüberquerung in Kauf nehmen müssen, um den Bus benutzen zu können, wird das Busfahren nach der Abschaffung der Haltestelle „Stiergartenstraße“ ebenfalls nicht gerade attraktiver.
Selbstverständlich gewinnt das Busunternehmen Zeit dadurch, dass die Busse nicht mehr die Schleife zur zweiten Weiterdinger Haltestelle fahren müssen. Aber ist das wirklich das erhöhte Unfallrisiko für Schulkinder und Senioren wert?«
Verständnislose Grüße, Angela Magin, Hilzingen-Weiterdingen
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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