Hilzinger Gründertag lockt zahlreiche Interessenten an
Mut zur Gründung

Gründertag Hilzingen | Foto: Von Links nach Rechts: Prof. Peter Schäfer, Wolfgang Grupp, Jens Freiter, Bürgermeister Rupert Metzler. swb-Bild: uj
  • Gründertag Hilzingen
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Hilzingen. Zum zweiten Mal veranstaltete die Gemeinde Hilzingen den Gründertag und lud dazu namhafte Referenten ein, deren Vorträge rund 200 Besucher anlockten. Die Firma Renfert hatte eigens eine ihrer Hallen für die Vorträge und die anschließend stattfindende Tischmesse zur Verfügung gestellt. In seinem Grußwort stellte Hilzingens Bürgermeister Rupert Metzler die entscheidende Frage: »Finde ich für mein Produkt meinen Markt, wo produziere ich?« Er betonte, dass es die Aufgabe der Kommunen sei, dafür zu sorgen, dass weiterhin markt- und zukunftsfähige Ideen und Produkte entstünden.

Prof. Peter Schäfer, Leiter der ifex – Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg forderte in seinem Grußwort gründungsfreundliche Kommunen. Die gestartete Initiative dazu hätte inzwischen 82 Mitglieder, Hilzingen sei in der Gründerförderung maßgebend. »Wir brauchen eine dynamische Gründungskultur«, forderte er, jedoch sei die Anzahl an Gründungen rückläufig. Seiner Ansicht nach läge das an der guten Beschäftigungslage in der Industrie und attraktiven Arbeitsbedingungen. Gerade auch für Frauen sei ein Arbeitsplatz in der Industrie oft familienfreundlicher als in der Selbständigkeit. Leidenschaftlich hielt er ein Plädoyer für mehr Mut zur Selbständigkeit.

Jens Freiter, Mitbegründer der HolidayCheck AG, heute Gründungsberater, erzählte zunächst über die Gründung seiner Firma mit seinen damit verbundenen Erlebnissen. »Damals dachten alle, das braucht kein Mensch«. Er gestand sich ein, dass das eine andere Zeit gewesen sei. Das Internet sei sehr viel langsamer gewesen als heute. »Wir hatten deswegen unendlich viel Zeit«. Heute seien die Gründungen viel professionalisierter. Die meisten Startups verdienen ihr Geld ganz anders als ursprünglich gedacht, deswegen sei eine Flexibilität der Idee und des Jungunternehmers notwendig. »Die meisten Gründungen scheitern, weil nicht gegründet wird. Geht raus und gründet«, lautete schließlich sein Appell.

Den Höhepunkt des Abends bildete die äußerst leidenschaftlich gehaltene Rede von Wolfgang Grupp, Inhaber und alleiniger Geschäftsführer von Trigema mit Sitz im schwäbischen Burladingen. Er berichtete über die Höhen und Tiefen seiner Firma und davon, dass er inzwischen der Einzige sei, der Textilprodukte zu 100% in Deutschland fertige. Routiniert verstand er es, Zahlen, Fakten, Forderungen, Weisheiten und Ermahnungen humorvoll und unterhaltsam in seine Rede zu verpacken. »Trigema ist Deutschlands größter Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung. Das ist nicht schwer, der Größte zu sein, wenn man der Einzige ist«, meinte er mit einem Augenzwinkern.

In seiner Rede kritisierte er protektionistische Politik. Freihandelsabkommen seien eine Riesenchance, jedes Land könne von den besten Produkten der anderen profitieren.
Eine große Redezeit widmete er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sprach von deren Wertschätzung. »Ich kann nur mit meinen Mitarbeitern Erfolg haben«, unterstrich er, um dann ein leidenschaftliches Plädoyer für die Familie zu halten.

Mit besonderem Interesse lauschten die Anwesenden seinem Plädoyer für den ehrbaren Kaufmann. Er erzählte seine Geschichte, wie seine Großkunden ihn preislich in eine Abwärtsspirale drücken wollten, er aber diesem Druck widerstand und zusah, wie seine Marktbegleiter von und mit diesen Großkunden in die Insolvenz gezogen wurden. Grupp hingegen wechselte jeweils seine eigene Vermarktungs- und Vertriebsstrategie, um weiterhin seine Preise und somit die deutsche Produktion halten zu können. »Aus Egoismus habe ich sämtliche Verfahrensschritte der Textilproduktion zu mir geholt. Heute machen wir alles selbst, dadurch sind wir schnell und flexibel. Das schafft kein Chinese. Durch Schnelligkeit und Qualität bekommen wir auch unseren Preis«, schlussfolgerte er.

Abgerundet wurde der Abend durch eine Interviewrunde mit Gründern und Experten, die Robin Halle, Chefredakteur der kostenlosen Wochenzeitung aus Ravensburg Südfinder, moderierte. Mit dabei waren Michaela Huse, Gründerin Café Marmelad‘ OR, Café und Manufaktur und Axel Czarnowske, Gründer 4BusinessTravel sowie Jürgen Stille, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Engen-Gottmadingen und Ralf Lauterwasser, Steinbeis Transferzentrum Unternehmensentwicklung. Auch Dr. Sören Rieger, Geschäftsführer Renfert GmbH berichtete von seinen Erfahrungen. Mit interessanten Gesprächen endete der Gründertag bei der sich anschließenden Tischmesse.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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