Einblick in Zukunft des Freibads
"Lobby des Familienbades" stellt Studie vor
Hilzingen. Am Abend des Donnerstag, 27. April, lud der Hilzinger Förderverein Familienbad (FVF) zur Vorstellung der kürzlich beendeten Studie zur Umgestaltung des Bades der Öffentlichkeit ein. Dass der Umbau erst bis 2027 erfolgen soll, sei hauptsächlich haushaltspolitisch begründet.
Nachdem der Gemeinderat bereits am 13. Dezember 2022 einen Überblick über die notwendigen Maßnahmen bekommen hatte, kamen die interessierten Bürger Hilzingens nun in denselben Genuss. Doch war die Gemeindeverwaltung seither alles andere als untätig. So habe man sich laut Holger Mayer, Bürgermeister der Gemeinde Hilzingen, bereits Gedanken gemacht zur Aufteilung in zwei sinnvolle Bauabschnitte, Becken und Technik einerseits sowie an den Gebäuden andererseits. Neben einer finanziellen Prüfung wolle die Gemeinde mittel- bis langfristig eine Ansparrate zu diesem Zweck etablieren, da das Projekt mit rund sechs bis sieben Millionen Euro gehörig in den Gemeindehaushalt einschlägt. Auch sind Förderungen zu beantragen, hier stellte der Bürgermeister das Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen und die Tourismusförderung des Landes potenziell in Aussicht. Das Konzept der Studie zusammen mit der Bürgerschaft und Freibad-Team zu verfeinern, sei eine weitere Aufgabe.
Lobbys gibt es überall
Rund 30 HilzingerInnen waren also am Donnerstagabend im Clubheim des FC Hilzingen, um der Vorstellung der Studie durch Jochen Häuptle, Schriftführer des FVF zu lauschen. Dieser stellte sogleich den Verein als „Lobbyist des Familienbades“ vor, schließlich gäbe es Lobbys des Öfteren in der Politik, so auch für das Familienbad als zwischenzeitlich gefährdete Einrichtung.
Gleich zu Beginn betonte Häuptle, dass die Form und Wassertiefe der Becken beibehalten werde, allein schon, weil eine Änderung der Beckenstruktur sehr teuer ausfallen würde. Somit bleibt es bei einer Wasserfläche von 1.165 Quadratmetern, wie der FVF-Schriftführer berichtet. Bei dem Kombibecken Nichtschwimmer und Schwimmer würde die Rampenneigung leicht abgeflacht. Auch der Abfluss solle bei dem Becken zur Überlaufrinne umgebaut werden, das Wasserniveau deshalb oben mit dem Beckenrand abschließen. Ohne Anpassung des Bodens würde sich daraus ein Plus bei der Wassertiefe ergeben. Da die Rohre zur neuen Wassereinströmung über den Boden dort ihren Platz finden, bleibt die Tiefe in der Summe wie sie ist.
Die jungen HilzingerInnen dürfen sich über eine längere und gewundene Rutsche mit angepasstem Eintauchbereich freuen. Das Kinderplanschbecken wiederum sei bisher in einem guten Zustand, wird aber wohl durch einen eigenen kleinen Sanitärbereich am dortigen Technikgebäude ergänzt.
Das Technikgebäude für das Kombibecken, das beispielsweise den Schwimmmeisterbereich und die Wassertechnik enthalten soll, wird von den Sprungbrettern getrennt. Stattdessen bekommt die Technik ein frei stehendes Gebäude mit mehr Platz.
Edelstahl oder Folie?
Diese Frage war etwas komplizierter zu beantworten. Glücklicherweise konnte man sich unter anderem hier von den in der jüngeren Vergangenheit renovierten Bädern in Stockach und Engen Inspiration holen. Während die Folienauskleidung günstig ist, „einfach daliegt und ihre Form vom Wasserdruck bekommt“, könne eben dies zu Falten führen. Das mache die Reinigung störanfällig, zudem könnten Schmutzpartikel zu Schäden führen, was eine regelmäßige Erneuerung nach zehn bis 15 Jahren unvermeidbar mache. Durch eine Edelstahlauskleidung, die mit beinahe einer Million Euro deutlich in die Kostenplanung mit Stand von Dezember 2022 einschlagen würde, hätte man zunächst die teurere Maßnahme. Häuptle, wie auch der Gemeinderat und Bürgermeister Mayer zeigten sich überzeugt, dass sich diese langfristig relativieren würde. Stützendes Beispiel war Stockach, die zunächst eine Folien-, zuletzt beim Umbau dann jedoch doch auf Edelstahl gesetzt hätten. Eventuelle Befürchtung, wie einen Blendeffekt, konnte der Schriftführer des Fördervereins entkräften.
Ganzjahresgastronomie
Der Bereich mit Umkleiden, Lager, Werkstatt und Kasse soll entweder erhalten oder intern umstrukturiert werden. Weiter sieht das Konzept vor, den zweiteiligen Gastronomiebereich für Minigolf und Freibad, zu einem Ganzjahresbetrieb inklusive Kiosk und Außenzugang zusammenzuführen. Gebäude, Küche und anderweitige Einrichtung müssten neu beschafft werden, was in den zweiten Bauabschnitt fallen soll und bei den Kosten bereits berücksichtigt ist. Die Gastronomie soll, wie es bei der Warmwasserbeheizung bereits seit rund zehn bis 15 Jahren der Fall ist, per Fernwärme von Solarcomplex beheizt werden. Von Mayer kam zudem der Anstoß, den Ertrag der neuen PV-Anlage auf der Hegauhalle im Freibad zu nutzen.
Teuer, aber wichtig für die Gemeinde
Abschließend betonte Jochen Häuptle die Bedeutung des Familienbades für die Gemeinde und sprach sich explizit gegen ein zentrales Bad, etwa in Singen, wie es im Raum stand, aus. Die Gäste seien in der Mehrheit Kinder und Schulen. Damit gebe es im Ort einen Treffpunkt für die Jüngeren, dem die Eltern auch ein gewisses Vertrauen entgegenbringen würden.
Bis zur angepeilten Fertigstellung 2027 sei der Weg selbstverständlich noch weit. Doch zeigte man sich optimistisch, dass Teile wie zum Beispiel die Pumpen bereits die 53 Jahre durchgehalten hätten und das auch noch weiter würden. Der Umbau, würde weitgehend außerhalb der Saison stattfinden, aber vermutlich den Schwimmbetrieb etwas tangieren.
Ideen zu finanziellen Zuschüssen, wie zweckgebundenen Unternehmensspenden, einem Sponsorenschwimmen oder Crowdfunding, stießen bei Bürgermeister Holger Mayer auf offene Ohren.
Wird es das "Holger-Mayer-Bad"?
Die Bedeutung des Bades untermauerte auch Holger Mayer: "Es ist hier in Hilzingen für uns alle ein Herzensthema", komme allen zugute und werde entsprechend von niemandem infrage gestellt. Jochen Häuptle warf ein, das sei doch eine Gelegenheit sich bis zur nächsten Bürgermeisterwahl 2028 „ein Denkmal zu setzen“. „Ich mach' mir schon mal Gedanken über einen Namen“, wusste der Bürgermeister zu kontern.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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