Pfarrkirche St. Peter und Paul wird bei Hilzinger Kirchweih in neuem Glanz erstrahlen
Die graue Patina ist jetzt Geschichte
Hilzingen (rab). Ganz hinten, hinter dem rechten Chorbogen oben an der Decke, ist der Beweis zu sehen: Ein kleines, graues Quadrat inmitten einer strahlend weißen Fläche. »So sahen die Wände vor der Restaurierung aus«, erklärt der Hilzinger Architekt Andreas Wieser, der die Renovierungsarbeiten in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Hilzingen leitet. Der trübe geometrische Fleck dient den Betrachtern quasi als Vorher-Nacher-Vergleich – und sagt dabei im wahrsten Sinne des Wortes mehr aus als tausend Worte. So schmutzig waren die Wände vorher? Wahnsinn, was die Restauratoren unter der jahrzehntealten Patina wieder zum Vorschein gebracht haben!
Dabei verdeutlicht das graue Überbleibsel aus der Zeit vor der Restaurierung auch, wie viele tausend Stunden Detailarbeit hinter den Fachleuten liegen. Denn die Wände wurden nicht einfach mit weißer Farbe übertüncht, sondern sorgfältig und mühevoll mit einem Schwamm und einem kleinen Staubsauger vom hartnäckigen Oberflächenstaub befreit. Zudem wurden die Risse in den Deckenbildern neu ausgefugt und retuschiert. »Dadurch sind die Bilder an den Wänden wieder viel farbintensiver und kräftiger geworden«, zeigt sich Wieser begeistert vom Resultat der Arbeiten.Zweieinhalb Jahre waren Handwerker und Experten damit beschäftigt, die Kirche für rund 4.1 Millionen Euro wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen – und sind, wie geplant, rechtzeitig zur Kirchweih vom 14. bis 17. Oktober fast fertig mit ihrer Arbeit. Fast – »bis auf ein paar Kleinigkeiten«, wie Wieser informiert. So werden unter anderem »die holzrestauratorischen Arbeiten am Gestühl noch nicht abgeschlossen sein«, erklärt der Architekt. Und auch an den Beichtstühlen, an denen unter anderem die Verzierungen noch fehlen, müssen die Handwerker noch etwas länger arbeiten. Darüber hinaus müssen einige schadhafte Stellen an Sockeln noch ausgebessert werden. »Aber die werden zur Kirchweih vielleicht auch vom Schmuck verdeckt sein«, scherzt Wieser lachend.
Apropos, der Schmuck! Nach zwei Kirchweih-Festen ohne Blumen- und Ernteschmuck in der Kirche dürfen sich die Hilzinger nun wieder auf eine blumige Pracht in ihrem Gotteshaus freuen. »Und auch die Gottesdienste werden wie geplant in der Kirche stattfinden«, informiert Wieser. Dieses Versprechen bedeutet für die Handwerker aber auch, noch einmal kräftig in die Hände zu spucken. »Die letzten zwei Wochen wird’s jetzt eng«, meint Wieser.Derzeit arbeiten die Restauratoren unter anderem noch an der Ausbesserung der historischen, spätbarocken Kirchenbänke, auf denen die Gläubigen schon seit dem Bau der Kirche in den Jahren 1747–1750 sitzen. Auf diesen sind an vielen Stellen schwarze Brandflecken zu sehen, die von den Kerzen kommen, die früher ans Ende der Bänke gestellt wurden. »Das haben wir extra so gelassen, um an die Geschichte zu erinnern«, erzählt Wieser. In Zukunft dürfen sich die Gottesdienst-Besucher jedoch auf etwas mehr Gemütlichkeit auf den geschichtsträchtigen Holzbänken freuen: Um den Komfort zu verbessern, haben die Restauratoren Leisten in die Bänke eingearbeitet, um die Sitzfläche zu vergrößern. Und auch die Kniebänke wurden etwas zurückversetzt, um mehr Beinfreiheit zu garantieren. Für angenehme Fußwärme werden darüber hinaus Unterflor-Konvektoren sorgen, die im neuen Gestühlsboden verlegt werden. Da die Bänke im hinteren Bereich des Kirchenschiffes nicht ganz fertig werden zur Kirchweih, überlegt Wieser, dort für die Kirchweih-Gottesdienste Stühle aufzustellen.
Besonders stolz ist der Architekt auf die neue Orgel, die in das bestehende, historische Holzgehäuse eingearbeitet wurde. »Wir haben einen der besten Orgelbauer Europas für diese Arbeit ausgesucht«, erzählt Wieser. Die renommierte Orgelmanufaktur Thomas aus Belgien hat die Anzahl der spielbaren Pfeifen im Gegensatz zum alten Instrument fast verdoppelt. Dabei »funktioniert alles voll mechanisch«, erklärt Wieser: »Das ist ein richtiges Wunderwerk!« Das Ergebnis kann sich dementsprechend hören lassen – doch zur Kirchweih leider noch nicht. Da die neue Orgel erst intoniert werden muss, werden die Gottesdienste während des Kirchenfestes mit einer Truhenorgel begleitet. Das neue musikalische Schmuckstück auf seinen zukünftigen Einsatz einstimmen wird dann der Orgelspezialist Dominque Thomas ab dem 25. Oktober etwa drei Wochen lang. Insgesamt wird es noch bis Neujahr dauern, bis alle Arbeiten angeschlossen sind und die letzten Handwerker durch die neuen, barrierefreien Türen die Kirche verlassen werden, schätzt Wieser – und dann erinnert nur noch der grauen Fleck an der Decke hinter dem Chorgestühl an die aufwändigen Arbeiten in der Pfarrkirche.
Mehr Bilder von den Arbeiten gibt es unter bilder.wochenblatt.net
- Nicole Rabanser
Autor:Redaktion aus Singen |
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