Vogelprojekt bei den Segelfliegern gestartet
Binningen ist um eine Waldrappen-Kolonie reicher geworden

Im Bild bei der Vorstellung des neuen Binninger Waldrapp_Projekts: Rudolf Beck (Fotograf), Laura Pahnke (Campleiterin), Stefan Brütsch (Segelflieger Binningen), Johannes Fritz (Biologe und seit 2002 Leiter Waldrappteam Conservation & Research), Clemens Fleischmann (Randegger Ottilien-Quelle), Anne-Gabriela Schmalstieg (Waldrapp-Team Überlingen) und Bürgermeister Holger Mayer. | Foto: Gemeinde Hilzingen
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  • Im Bild bei der Vorstellung des neuen Binninger Waldrapp_Projekts: Rudolf Beck (Fotograf), Laura Pahnke (Campleiterin), Stefan Brütsch (Segelflieger Binningen), Johannes Fritz (Biologe und seit 2002 Leiter Waldrappteam Conservation & Research), Clemens Fleischmann (Randegger Ottilien-Quelle), Anne-Gabriela Schmalstieg (Waldrapp-Team Überlingen) und Bürgermeister Holger Mayer.
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Hilzingen-Binningen. 35 Vogelküken sind Anfang Mai aus dem Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe in eine Aufzuchtstation am Segelflieger-Flugplatz Binningen bei Hilzingen übersiedelt worden. Es sind Waldrappe, eine der am stärksten bedrohten Zugvogelarten der Welt, wie nun im Beisein von Bürgermeister Holger Mayer, Ortsvorsteher Stefan Rill und Stefan Brütsch, dem Vorsitzenden der Segelfluggruppe Binningen, von den Beteiligten des "Waldrappteams" vor Ort informiert wurde.

Die inzwischen schon gar mehr so kleinen Küken sind unter der Obhut von zwei menschlichen Zieheltern, Barbara Steininger und Helena Wehner. Über den Sommer werden sie lernen, ihren Zieh-eltern in Fluggeräten nachzufliegen, so die Idee. Denn Anfang August beginnt dann eine einzigartige Flugreise über rund 2.300 Kilometern bis nach Andalusien. So lernen die zur Familie der Ibisse gehörenden Vögel das besondere Aussehen des Wegs, der ihr künftiges Brutgebiet hier am Bodensee mit einem geeigneten Wintergebiet verbindet, und können dann in Andalusien ausgewildert werden.

Nach etwa zwei bis drei Jahren sollen die Vögel an den Bodensee zurückkehren, um in den Molassefelsen bei Überlingen zu brüten. Dort, wo bis ins Mittelalter Waldrappe gebrütet haben, wurde 2017 mit der Gründung einer neuen Kolonie begonnen. Seit mehreren Jahren brüten hier die ausgewilderten Tiere. Die Überlinger Aktion wurde in den letzten Jahren sehr intensiv medial aufgearbeitet, sodass dieses Vogelprojekt eigentlich so gut wie jeder kennt.

Neues Ziel Andalusien

Die 35 Küken aus Binningen sollen Teil dieser Kolonie werden und eine neue Zugtradition nach Andalusien gründen, denn die bisher großgezogenen Waldrappen kamen mit Begleitung durch Leichtflieger und den "Ziehmüttern" in die Toskana, wurde beim Medientermin gesagt. Doch da schlägt der Klimawandel inzwischen zu, sodass die Waldrappen erneut gefährdet sind. Denn durch immer mildere Herbste verzögert sich der Abflug auch immer weiter nach hinten. Dann aber fehlt in den Alpen die für die Jahreszeit eigentlich typische Thermik, die auch die Störche auf ihrem weiten Flug bis nach Afrika "beflügelt". Die Folge war, dass die Waldrappe letztes Jahr gar in Umzugskartons über die Alpen befördert wurden, um von dort dann weiterzufliegen.

Die Wiederansiedlung des Waldrapps ist inzwischen eines der größten und erfolgreichsten Artenschutz- und Forschungsprojekte in Europa geworden - und Binningen ist jetzt ein Teil davon. Denn die eigentümlichen und charismatischen Ibisvögel wurden im Großteil ihres ehemaligen Verbreitungsgebiets fast komplett ausgerottet, schon im 17. Jahrhundert.  In Andalusien gebe es bereits eine wieder aufgebaute Population von rund 200 Waldrappen, die allerdings das ganze Jahr dort bleiben. Die Herausforderung werde freilich sein, dass es die dreifache Distanz ist, als bis zum bisher angesteuerten Winterlager in der Toskana.

Schon seit 20 Jahren bemühen sich das Waldrappteam und seine Partner um die Wiederansiedlung dieser Zugvogelart. Das Projekt wird von der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des "LIFE-Programms" unterstützt und von zehn Partnern unter Leitung des Tiergartens Schönbrunn umgesetzt.

Die Grundlage bilden Küken aus einem erfolgreichen Zuchtprogramm, an dem zahlreiche europäische Zoos beteiligt sind. Der Flugplatz in Binningen kam in die Wahl, weil von dort aus direkt ins Flugtraining eingestiegen werden kann, wurde im Mediengespräch erläutert. Das erfüllt auch die Segelflieger angesichts ihrer neuen Gäste mit Stolz. Und sie haben mit Clemens Fleischmann einen starken Unterstützer gefunden. Der hat die Waldrappe auf seinen Flaschen verewigt, um das Anliegen ihres Erhalts weit zu streuen.

Besuchsmöglichkeiten

Das Waldrapp-Camp am Flugplatz Binningen ist für Besucher geöffnet - wenn auch die Vögel nur direkten Kontakt zu ihren Flugtrainerinnen haben dürfen. Die Besuchszeiten sind wochentags von 15 Uhr bis 17 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 Uhr bis 13 Uhr sowie von 15 Uhr bis 17 Uhr. Informationen zu dem ganzen Projekt gibt es auf der Homepage www.waldrappteam.at.  Ein schönes Video über die Binninger Aktion gibt es auch bei "Regio Report" aus dem Hegau.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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