Sommerausstellung spannt den Bogen von den Höri-Malern in die Gegenwart
"Sehen was ist" ab Sonntag im Kunstmuseum Singen

Harald F Müller | Foto: Der Sprung in die Gegenwart: "Kalaschnikow" von Harald F. Müller als Leihgabe des Regierungspräsidium Freiburg. swb-Bild: Guido Kasper
  • Harald F Müller
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Singen. »Begierig sind wir zu schauen«, schreibt Friedrich Hölderlin in seiner Hymne »Der Ister«. Der Graphiker Eckhard Froeschlin hat Hölderlins Donauhymne über fünf dreiseitige, ausklappbare Radierungen, die sinnträchtig den nahen Strom mit dem Unterlauf des Istros in Griechenland verbinden, kongenial illustriert. Auch seine Radiermappe findet sich unter den Werken der aktuellen Ausstellung »Sehen was ist« im Kunstmuseum Singen. Die Ausstellung kann aufgrund der aktuellen Lage am Sonntag, 20. Juni, um 11 Uhr mit Vernissage eröffnet werden (Anmeldung ist wegen der Begrenzung der Besucherzahl bis Freitag 18. Juni , 12 Uhr, unter 07731 85-269 oder per Email unter kunstmuseum(at)singen.de nötig, es besteht Masken- und Abstandspflicht).

Geht es uns, nach Wochen des Wartens, nicht ähnlich? Wollen wir nicht auch wir wieder hinaus ›ins Offene‹ (Hölderlin) und uns satt sehen? Viele Kunstinteressierte freuen sich, dass die Museen wieder öffnen. Das Kunstmuseum Singen bietet zum Neustart ein Fest für das Auge: Höhepunkte und Neuzugänge aus der eigenen Sammlung; ausgebreitet auf zwei Stockwerken mit rund 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Dabei spannt die Ausstellung einen Bogen über rund 100 Jahre Kunstgeschichte am Bodensee, im Hegau und im deutschen Südwesten von den Künstlern auf der Höri bis hin zu zeitgenössischen Positionen heute.

Der Titel der Schau ist einem Aphorismus von Wols entlehnt: »Man soll sehen, was ist«.

Wenn der Name Höri in der Welt der Kunst heute einen besonderen Klang hat, so dankt ihn die Halbinsel, die sich in den Untersee rundet, jenen Malern, Graphikern und Bildhauern, die in der Zeit von 1933 bis 1945 Zuflucht am Bodensee fanden und bis weit in die Nachkriegszeit dort heimisch wurden. Das Kunstmuseum Singen besitzt von allen Höri-Künstlern einen eigenen Sammlungsbestand und vermag all diese Künstler in den Kreis jener Maler und Bildhauer einzubetten, die sich als Vorläufer oder aber zeitgleich am Bodensee niederließen.

So zeigt das Kunstmuseum im Erdgeschoss eine umfassende Auswahl an Werken, darunter zahlreiche Neuzugänge, von Max Ackermann, Otto Dix, Erich Heckel, Curth Georg Becker, Helmuth Macke, Walter Herzger, Ferdinand Macketanz, Jean Paul Schmitz, Gertraud Herzger-von Harlessem, Hans Kindermann, Rudolf Stuckert und Rose Marie Schnorrenberg, aber auch von Julius Bissier, Franz Lenk, William Straube, Eugen Segewitz und viele andere mehr.

Heute liegt der Bodensee im Zentrum einer Vierländerregion, in der unterschiedliche Strömungen und Einflüsse aus vier Anrainerstaaten – Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein – zusammen treffen und sich mischen. So liegt es nahe, die Fülle solcher Positionen und Künstlern, die sich in der Sammlung zeitgenössischer Kunst aus der Euregio Bodensee des Museums befinden, der Öffentlichkeit vorzustellen.

Die Spannweite der Auswahl erstreckt sich von expressiven bis zu reduzierten Positionen, von den klassischen Gattungen wie Malerei und Graphik über Plastik und Skulptur bis hin zu installativen und Arbeiten mit Licht. Gezeigt werden unter anderem Neuzugänge von Friedemann Hahn, Gerold Miller, Harald F. Müller, Eckhard Froeschlin, Jürgen Palmtag, Jo Rave, Beni Bischof, Gerhard Opitz, Velimir Ilisevic, Hans Schüle, Werner Pokorny oder Daniel Hausig. Dem bekannten Maler und Graphiker Johannes Dörflinger gratuliert das Kunstmuseum mit einer Hommage zum 80. Geburtstag.

Otto Dix´ Wandbild in Singen. Parallel zur Ausstellung, während der gesamtdeutschen Sommerferien, ist in der Zeit vom 19.06. bis 12.09.2021, jeweils an den Samstagen und Sonntagen von 11 bis 17 Uhr, das monumentale, einzig erhaltene Wandbild »Krieg und Frieden« (1960) von Otto Dix im Ratssaal des nahe gelegenen Rathaus Singen für Besucherinnen und Besucher geöffnet.

Die ursprünglich geplante Ausstellung: »Schau her! Toni Schneiders.« hat das Kunstmuseum Singen der Corona-Pandemie wegen verschoben in den Sommer 2022.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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