Anzeige sorgt für Absetzen des Stundenläutens in der Singener Innenstadt
Herz-Jesu-Glocken müssen Schweigen
Singen. Ein Schweigegelübte musste das Glockengestühl der Herz-Jesu-Kirche in der letzten Woche ablegen. Am 23. August musste der übliche Zeitglockenschlag zu jeder Viertelstunde verstummen, wie die beiden Herz-Jesu-Türmer Klaus Hug und Benedikt Sauter über soziale Netzwerke beklagten. Seither dürfen die Glocken der Kirche nur noch zum Gottesdienst rufen und die Liturgie der Messen begleiten.
Dr. Jörg Lichtenberg, Leiter der Seelsorgeeinheit Singen, bestätigt das Schweigen der Glocken auf Anfrage des WOCHENBLATT mit spürbarem Bedauern. Man habe das Stundenläuten aus Gründen der Lärmbelästigung einstellen müssen weil es ja ein »weltliches Läuten« sei. Konkret: es hatte eine Anzeige wegen nächtlicher Ruhestörung aus der Umgebung der Kirche gegeben. »Die Rechtsabteilung des Erzbistums hat so ihre Erfahrungen mit diesen Anzeigen. Ein förmliches Gerichtsverfahren hat keine Aussichten auf Erfolg«, so Dr. Lichtenberg zum WOCHENBLATT. Deshalb habe man es erst gar nicht auf ein Verfahren angelegt und das Bistum habe das Schweigegelübte verhängt.
Und: während in anderen Kirche schon moderner Uhren an der Arbeit sind, die in den Nachtstunden bereits das Stundenläuten sein lassen, ist die Herz-Jesu-Kirche mit einem einzigartigen und historischen mechanischen Uhrwerk ausgestattet, das von den Türmlern liebevoll gepflegt wird. »Da kann man nicht nachts das Läuten abstellen, es geht nur ganz«, bedauert Lichtenberg. »Mir fehlen sie schon ganz schön, die Stundenschläge«, sagt er. Und da ist er nicht der einzige.
Einzig eine Umrüstung auf Elektronik könnte Abhilfe schaffen. Dafür seien die Kosten aber immens, so Dr. Lichtenberg. Und das Geld dafür habe man angesichts anderer Aufgaben derzeit auch nicht.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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