Belegärzte geben Ende der Einrichtung auf Homepage bekannt / OB Staab zutiefst enttäuscht / Dr. Groß bemängelt »fehlenden politischen Willen«
Geburtshilfe schließt zum 24. März
Radolfzell. Paukenschlag in Sachen Geburtshilfe am Radolfzeller Krankenhaus: Wie die städtische Pressestelle auf Nachfrage des WOCHENBLATTES bestätigte, haben die Belegärzte die Schließung der Geburtshilfe auf Ende März angekündigt. Ein offizielles Schreiben der Ärzte sei am heutigen Mittwochmorgen im Radolfzeller Rathaus eingetroffen, wie die Pressestelle im Rathaus bekannt gab.
Was auf facebook schon heiß diskutiert wurde, ist nun nach einem Eintrag auf der Homepage der Belegärzte (www.gyn-am-see.de) offiziell: »Der Kreißsaal in Radolfzell wird noch bis zum 24. März offen bleiben. Nach diesem Datum müssen sich Schwangere eine andere Klinik zur Entbindung suchen«, ist auf der Homepage zu lesen.Auch stationäre Operationen können dann nicht mehr angeboten werden, da ohne 24-Stunden-Anästhesiebereich keine größeren gynäkologischen Eingriffe mehr zu verantworten seien, heißt es auf der Homepage weiter.
Immerhin, die Praxis selbst und die Möglichkeit kleinerer ambulanter Eingriffe bleiben bis auf Weiteres erhalten. »Insbesondere der Initiative des Gemeinderates und der Stadt war es zwar zu verdanken, dass intensiv nach Lösungsmöglichkeiten gesucht wurde. Eine tragfähige Lösung war aber bis Anfang März nicht gefunden worden. Die Verdreifachung der Haftpflichtprämien machen die Geburtshilfe so unwirtschaftlich, dass es uns damit unmöglich ist, einen geburtshilflich tätigen Nachfolger von Dr. Günther Stubenrauch zu finden«, nannten die Belegärzte die Gründe für die Schließung.
Oberbürgermeister Martin Staab zeigte sich von dieser Meldung zutiefst enttäuscht: »Uns bleibt aber nichts anderes übrig, als dies so hinzunehmen. Alle weiteren rechtlichen Prüfungen und Schritte, sollten die Aussage der Belegärzte endgültig sein, haben sich damit erledigt«, sagte er auf Nachfrage des WOCHENBLATTES. Allein zwei Monate Arbeit, die sowohl für den Gemeinderat als auch in für die Verwaltung ein Kraftakt gewesen sei, würden mit dieser Aussage zerstört werden, so der Radolfzeller Rathauschef weiter.
Dr. Matthias Groß, einer der Belegärzte, erklärte, dass es finanziell nicht mehr möglich gewesen sei, die Geburtshilfe am Leben zu erhalten. »9.000 Euro mussten wir Belegärzte pro Monat für die Haftpflichtprämien bezahlen, das war auf Dauer nicht mehr tragbar«, sagte er. Bis zu einer Entscheidung über die Zukunft der Einrichtung hätten aber noch Monate vergehen können. Groß bemängelte vor allem den - bis auf den Radolfzeller Gemeinderat - »fehlenden politischen Wille, die Einrichtung zu erhalten«. »Wir waren vielleicht zu optimistisch, eine Nachfolge für Dr. Stubenrauch zu finden, aber die Auswahl an Ärzten in diesem Bereich ist angesichts der enormen finanziellen Belastung nicht gerade groß«, betonte der Belegarzt. Der Weg - so sei sich Groß sicher - werde in Zukunft hin zur Zentralisierung führen.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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