Unkenbrenner Randegg
Wie ein Mann den Adel vorführte

Die Maskenfigur der Unke erinnert an das gleichnamige Tier, das im Mittelalter für Reichtum stand. swb-Bild: Guntram Brütsch/Unkenbrenner Randegg
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Gottmadingen. „Er kam als Goldmacher und betrog den Adel.“ Dieser Satz von der Internetseite des Narrenvereins Fidelia Unkenbrenner Randegg fasst bestens zusammen, auf welche Geschichte sich die Narren berufen.


Den Adel zum Narren gehalten

Die Figur des Unkenbrenners geht auf einen Alchemisten zurück, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Gegend um Konstanz und Schaffhausen aktiv gewesen sein soll und dem hiesigen Adel versprach, er könne aus Blei Gold machen. „Auch auf Schloss Randegg ging der damalige Burgherr Ritter Heinrich aufgrund seiner Geldsucht dem Unkenbrenner auf den Leim und versprach ihm sogar noch seine Tochter zur Frau, wenn er ihm zu Reichtum verhelfen würde“, erklärt Guntram Brütsch, Vorstandsvorsitzender der Unkenbrenner.

Als dann der Schwindel aufflog, wurde der Unkenbrenner festgenommen und auf der Burg Hohenkrähen inhaftiert. Ein Fluchtversuch des gerissenen Betrügers endete im schweizerischen Grenzgebiet und das Leben des Unkenbrenners am Schaffhauser Stadttor, wo er vom rachsüchtigen Adel erschlagen wurde.

Er darf beim Narrenverein Unkenbrenner natürlich nicht fehlen: Der Unkenbrenner persönlich - hier verkörpert von Andreas Schmittschneider - läuft beim Umzug mit. swb-Bild: Guntram Brütsch/Unkenbrenner Randegg
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Diese Unkenbrenner-Sage ist keine frei erfundene Geschichte, sondern geht zumindest zum Teil auf eine wahre Begebenheit zurück. So schrieb der Schaffhausener Historiker Reinhard Frauenfelder 1934 im „Schweizerischen Archiv für Volkskunde“ über den Unkenbrenner: „Dabei ist zu bemerken, dass die Erzählung wohl mehr ein historisch zutreffender Bericht als eine Sage ist.“

Die Unke als Zeichen für Reichtum

Auch die weiteren Häser des Narrenvereins beziehen sich auf die Geschichte des Unkenbrenners. Die Narren in rot-grünen Uniformen repräsentieren den Adel, der auf die Betrügereien des Alchemisten hereingefallen ist.

Die uniformierten Mitglieder des Narrenvereins repräsentieren den Adel, der dem Unkenbrenner auf den Leim gegangen ist. swb-Bild: Guntram Brütsch/Unkenbrenner Randegg
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Die mit ihren Holzmasken an Kröten erinnernden Unken haben wiederum denselben Ursprung wie der Begriff „Unkenbrenner“. Die Unke - eine Amphibienart, die oft mit Kröten und in Erzählungen auch gerne mit Schlangen gleichgesetzt wird – galt in Sagen als Hüter von Schätzen und Alchemisten wurde nachgesagt, dass sie aus deren Asche Silber und Gold machen konnten. Daher der Begriff „Unkenbrenner“.

Die Maskenfigur der Unke erinnert an das gleichnamige Tier, das im Mittelalter für Reichtum stand. swb-Bild: Guntram Brütsch/Unkenbrenner Randegg
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Die Geschichte des Alchemisten, der den Adel hinters Licht führte, wird heute noch in Randegg am Leben erhalten, erzählt Guntram Brütsch. "Die Unkensage wird an unserem Bunten Abend als Tradition zu Beginn von Aktiv-Mitgliedern auf der Bühne aufgeführt. Die Grundschulkinder studieren diese Sage auch ein und spielen sie bei der Schulbefreiung am Schmutzigen Donnerstag dem Narrenverein und den Eltern vor."

Aus Absprache wird Tradition

Nicht alle Bräuche der Unkenbrenner gehen auf jahrhundertealte Geschichte zurück. Fest zum Programm gehört seit über 40 Jahren die Murbacher Fasnet. 1982 versprachen Murbacher, einen Programmpunkt beim Bunten Abend in Randegg zu gestalten, wenn die Randegger Narren im Gegenzug einen Narrenbaum in Murbach stellen. Beide Seiten hielten sich an die Abmachung und eine neue Tradition war geboren. „Die Murbacher Fasnet ist inzwischen ein traditioneller Höhepunkt in der Fasnetzeit“, erklärt Unkenbrenner-Chef Brütsch.

Dabei öffnen die Murbacher Tür und Tor und versorgen die Narren mit deftigen Köstlichkeiten und Most. Doch diese Tradition aufrechtzuerhalten, werde von Jahr zu Jahr schwieriger. Dennoch ist Guntram Brütsch optimistisch: Es gebe immer noch Murbacher, die sich dafür einsetzen und auch deren Nachwuchs ist zu Teilen im Narrenverein aktiv.

Die Ursprünge einer anderen Vereinstradition liegen dagegen im Dunkel. Bei Eintritt in den Verein müssen neue Mitglieder dem Vereinsvorsitzenden die Füße waschen. Dafür müssen sie Wasser aus dem Biberbach verwenden. Woher dieser Brauch kommt, kann Brütsch nicht sagen. „Das war lange vor meiner Zeit.“

Und wenn die fünfte Jahreszeit vorbei ist, wenn die Fastnacht verbrannt und die Trauerrede gehalten ist, lassen die Randegger das Spektakel Revue passieren. „Narren, die in der Fastnacht auffällig wurden, müssen vor das Narrengericht.“ Auch das ist seit vielen Jahren Tradition.

Alle Beiträge unserer Narrenzeitung 2023 und des närrischen Treibens in der Region finden Sie auf unserer Fasnets-Seite www.wochenblatt.net/tag/fastnacht

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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