Abschied aus dem Gemeinderat
Walter Beyl: "Die Sitzung ist beendet"
Gottmadingen. Einer der "letzten Mohikaner" nimmt seinen Hut: Nach 31 Jahren ist Walter Beyl auf eigenen Wunsch aus dem Gemeinderat ausgeschieden. Mit ihm geht – wie Bürgermeister Michael Klinger es treffend ausdrückte – ein „kommunalpolitisches Urgestein“.
Vom Nachrücker zum Stimmenkönig
Walter Beyl trat 1992 als Nachrücker für die Freien Wähler in den Gottmadinger Gemeinderat ein und hat seitdem seinen Sitz am Ratstisch erfolgreich verteidigt. Seine Beliebtheit bei den Gottmadingern zeigt sich auch dadurch, dass er bei der letzten Kommunalwahl 2019 mit 4.671 Stimmen über alle Fraktionen hinweg Stimmenkönig wurde.
Für Bürgermeister Michael Klinger, der vor seiner Wahl zum Rathauschef zusammen mit Beyl im Gemeinderat saß, war dies ein sichtlich emotionaler Abschied: „Ich verliere einen Gemeinderat, mit dem ich durch Höhen und Tiefen gegangen bin.“ Er habe nie detailverliebt oder verbohrt argumentiert, sondern immer das Große und Ganze im Blick gehabt und mit viel Sachverstand und Herzblut mitgewirkt. Er würdigte Beyls Gespür für die Belange der Gottmadinger und die Themen, die den Ort wirklich bewegen.
„Und wie es sich für jeden ordentlichen Gemeinderat gehört, hast du zwei Herzensanliegen deinen Nachfolgern überlassen.“ Der Kreisverkehr an der Ausfahrt Goldbühl B 34 und eine eher ovale Sache, von der jeder wisse, was er meine. Für die, die es nicht wissen, sei es hier ausgesprochen: eine 400-Meter-Leichtathletikbahn.
Auch in später Nacht zur Stelle
Ganz persönlich, als einer der „zwei verbleibenden Mohikaner“, gab Michael Klinger dem scheidenden Gemeinderat seinen Dank mit auf den Weg. „Danke für das jahrelange gute Miteinander. Danke für die vielen persönlichen Gespräche und Hinweise. Danke für manche Nachtsitzung mit Betrachtungen zur Lage der Welt. Danke für den gemeinsamen Weg.“ Walter Beyl sei einer der Menschen, die er nachts um 3 Uhr im Straßengraben liegend anrufen würde und bei denen er sicher ist, dass er ihm auf jeden Fall heraushilft.
Passend zu seinem Wunsch eines eher ruhigen Abschieds hielt sich Walter Beyl mit seinen Schlussworten kurz. „Als ich 1992 in den Gemeinderat kam, hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich so lange dabei bin.“ Er gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, da er auf der einen Seite nun mehr Freizeit habe, auf der anderen aber seine Kollegen vermissen werde. Seinem Nachfolger – Markus Romer – wünsche er viel Freude und dem Gemeinderat auch weiterhin eine gute Zusammenarbeit. „Schön war's. Ich wünsche allen einen schönen Abend. Die Sitzung ist beendet.“
Autor:Tobias Lange aus Singen |
Kommentare