Zu teurere und zu wenig Angebote bei den Ausschreibungen / Gemeinderat entscheidet kommenden Dienstag
Platzt der Realschulneubau in Gottmadingen?
Gottmadingen. Sprachlosigkeit und Betroffenheit herrschte am Dienstag Abend im Gottmadinger Gemeinderat: Hinter dem Neubau der Realschule steht ein dickes Fragezeichen. Paradoxerweise ist es die boomende Konjunktur im Baugewerbe, die das Mammutprojekt mit bisher kaltulierten Kosten von 24 Millionen Euro zum Wackeln bringt. Zum einen sind Handwerksbetriebe und Fachfirmen zu beschäftigt und geben gar keine Angebote mehr ab und wenn sie es tun, sind diese extrem überteuert.
Florian Steinbrenner vom Bauamt stellte die »unerfreuliche Situation« dem Gremium vor. Bei der europaweiten elektronischen Ausschreibung von fünf Gewerken (Rohbau, Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektroarbeiten) im Juni diesen Jahres wurden lediglich zwei wertbare Angebote abgegeben. »Bei diesen beiden zeichnet sich eine Kostenentwicklung ab, die die aktuelle Kostenberechnung weit überschreitet und die Finanzierung des Projekts insgesamt in Frage stellen«, erklärte Steinbrenner.
Die fehlenden Angebote führen auch dazu, dass der ursprüngliche Bauzeitenplan nicht mehr eingehalten werden kann. Um Kosten zu sparen schlug Steinbrenner folgende Einsparungen weiter vor: Statt der Luft-Erd-Wärmepumpe eine Gasheizung als Ersatz (-375.000 Euro), einen günstigeren Sichtbeton (-80.000 Euro), Entfall der Bodenverbesserung (-120.000 Euro) und günstigere Leuchtentypen (-53.000 Euro). Gesamt würde dies die Einsparungen in Höhe von 628.000 Euro ergeben.
Neben diesen Maßnahmen möchte Florian Steinbrenner durch einen besseren und längeren Veröffentlichungszeitraum mehr Angebote bekommen und durch ein größeres Ausschreibungspaket (alle Gewerke für die Außenhülle) eine größere Kostensicherheit erreichen.
Dieses Paket soll im November ausgeschrieben werden, die Erd- und Rohbauarbeiten bereits im September. Erst wenn Ergebnisse der Ausschreibungen vorliegen, so Steinbrenner, könne man im Frühjahr diskutieren, ob man baut oder nicht. »Und wenn, dann darüber, wie viel Geld wollen wir mehr ausgeben«, schloss der Baufachmann.
Skeptisch zeigte sich auch Bürgermeister Dr. Michael Klinger: »Auch wenn wir bei zwei Drittel der ausgeschriebenen Gewerke Angebote bekommen, diese aber auch bis zu 30 Prozent über den kalkulierten Kosten liegen, können wir uns das nicht leisten«, stellte er klar.
Bei diesen Hiobsbotschaften konnte auch die weiter verbesserte Haushaltslage der Gemeinde die Laune im Gremium nicht mehr heben. »Die Verbesserung der Finanzierungssituation für den Schulneubaus betrage rund 2 Millionen Euro, so Kämmerer Andreas Ley nach seinem aktuellen Haushaltszwischenbericht, doch dieses »kleine Polster werden wir auch brauchen«, schloss Ley.
Nun soll der Gemeinderat am kommenden Dienstag, 24. Juli, 18 Uhr, in einer Zusatzsitzung über das weitere Vorgehen beim Bau der Realschule entscheiden.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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