Das WOCHENBLATT begleitet Präventionsprojekt gegen Extremismus
Lernen, »Nein« zu sagen
Gottmadingen (mu). Dass ein entsetzliches Ereignis auch positive Folgen haben kann, zeigte der fremdenfeindliche Vorfall in Gottmadingen im vergangenen November auf. Die Bürger bezogen klar Position gegen Rechts, wurden aktiv und zeigten sich solidarisch. Das WOCHENBLATT bot ihnen ein Forum für ihre Botschaft für Toleranz und Offenheit und hat ein Präventionsprojekt gegen Extremismus mit angestoßen, das nun konkrete Formen annimmt.
Entsetzen herrschte im November vergangenen Jahres in Gottmadingen, als das Haus einer Gottmadinger Familie mit rassistischen Beleidigungen und Hakenkreuzen beschmiert wurde.
Dieser fremdenfeindliche Vorfall löste eine Welle der Solidarität für die betroffene Familie aus, die in eine spontane Unterschriftenaktion mündete, an der sich 1.034 Bürger, die in Gottmadingen leben oder arbeiten, beteiligten. Auch das WOCHENBLATT setzte damals ein Zeichen gegen diese rassistische Aktion und stellte eine komplette Seite für die Veröffentlichung der über tausend Unterschriften zur Verfügung. Die dadurch gesparten Kosten und weitere Spenden in Höhe von insgesamt 5.000 Euro fließen nun teilweise in ein erstes Präventionsprojekt gegen Extremismus an der Eichendorff- Realschule, das von den beiden Schulsozialarbeiterinnen Magdalena Gandras und Franziska Sichelschmidt, der Jugendpflege der Gemeinde Gottmadingen sowie von Schulleiterin Cosima Breitkopf und Lehrern begleitet wird.
»Wir sehen in diesem Präventionsprojekt eine Chance, neue Denkanstöße und Impulse gegen jede Art von Extremismus zu geben und die Schüler für das Thema zu sensibilisieren«, erläuterte Hauptamtsleiterin Marion Haas gegenüber dem WOCHENBLATT.
Geplant ist, dass von 20. bis 22. Mai die Gruppe »Boris & Konsorten« gemeinsam mit den neunten Klassen der Eichendorff-Realschule die Themen »Extremismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Radikalisierungsprävention« aufarbeitet. Bei »Boris und Konsorten« handelt es sich um eine Gruppe von Schauspielern, die darauf spezialisiert sind Präventionsarbeit in Schulen zu leisten und unter anderem von der Landeszentrale für politische Bildung und »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« gefördert werden, erklärte Lisa Bischoffberger vom Amt für Jugend, Familie und Soziales.
Den Auftakt macht am Montag, 20. Mai, das Theater »Die letzte Mission« im 3. Schulblock in der Fahr-Kantine. Dabei handelt es sich um ein interaktives Theater gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. An den beiden darauf folgenden Tagen wird das Thema über drei Schulstunden mit jeweils einer neunten Klasse im Rahmen eines Stationen-Parcours (X-Games) zu Extremismus und Radikalisierungsprävention aufgearbeitet. Im Spiel werden Jugendliche unmerklich mit Methoden, Argumenten und Denkweisen von extremistischen Gruppen konfrontiert und so zu moralisch bedenklichen Handlungen verleitet. Sie sollen lernen »Nein« zu sagen, eigene reflektierte Entscheidungen zu treffen und sich so gegen Extremismus zu schützen.
»Im Rahmen der Reflexion sollen die Schüler erkennen, wie einfach Radikalisierung durch Gedanken- und Handlungsbeeinflussung stattfinden kann und für diese Thematik sensibilisiert werden«, erläutert Magdalena Gandras. Sie und ihre Kollegin sind ganz nah an den Konfliktherden der Jugendlichen. Sie zeigen in ihrer Arbeit Lösungswege für ein respektvolles Miteinander auf und üben Sozialtraining für Selbstkontrolle und Frustrationstoleranz.
Wie die Schüler auf das interaktive Theater und die X-Games reagieren und wie sich das Präventionsprojekt auswirkt, können Sie im WOCHENBLATT lesen, das dieses Projekt begleiten wird.
Nähere Infos zu Boris & Konsorten gibt es unter www.boris-und-konsorten.de
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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