Zwei erprobte Impulse für Wohnquartier im Eichendorff-Areal
Innovative Modelle für gemeinschaftliches Wohnen

Infoveranstaltung Wohnquartier Gottmadingen | Foto: Zahlreiche Bürger interessieren sich für die Pläne zur Quartiersentwicklung. swb-Bild: ver
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Gottmadingen. Die Eichendorff-Realschule zieht 2021 um und macht Platz für Neues: 20.000 m² bebaubare Flächen stehen dann zur Verfügung. Im Rahmen der Quartiersentwicklung sollen hier Möglichkeiten für Wohnen von Jung und Alt geschaffen werden. Hierzu fand eine Info- und Austauschveranstaltung zum Thema »Wohnformen für Senioren« im Rathaus statt, zu der rund 90 Interessierte ihren Weg fanden. »Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Bürgerschaft in die Planung stark einzubinden«, so Bürgermeister Michael Klinger in seiner Rede. Zwei innovative Modelle wurden an diesem Abend vorgestellt.

Den Anfang machte Ulla Schaich vom Altenhilfezentrum Gerlingen. Sie gab einen Impuls zu Wohngemeinschaften von Senioren, bei der der Wohnbereich sowie die Küche geteilt werden, jeder Bewohner aber sein eigenes Zimmer mit Küchenzeile hat. »Mit unserem Konzept wollen wir ein Akzent für andere Wohnformen setzen. Unser Motto lautet: Selbstbestimmt im Alter leben«, erklärt Schaich. Sie stellte das Annemarie Griesinger Haus in Gerlingen vor, das ein Wohnbauprojekt bestehend aus zwei Gebäuden ist und drei verschiedene Wohngemeinschaften anbiete – Menschen mit Demenz, Junge Pflege und alleinstehende Senioren – sowie 24 Mietwohnungen. Das Gebäude liegt demografisch so, dass U-Bahn, Kirche oder Bäcker mit wenigen Gehminuten zu erreichen sind.

Die Bewohner der Demenz WG werden rund um die Uhr von Alltagsbegleiter betreut. In der WG dreht sich alles um die gemeinsame Alltagsgestaltung. Es wird gemeinsam gekocht, Wäsche gewaschen und eingekauft. Pflege wird soweit nötig erbracht, stehe aber nicht im Mittelpunkt, so Schaich. Die WG Junge Pflege ist für pflegebedürftige Menschen im Alter zwischen 20 und 60 Jahre konzipiert worden. Herkömmliche Pflegeheime sind auf die Pflege und Betreuung älterer Menschen ausgerichtet und haben für jüngere Pflegebedürftige wenig zu bieten. Hier setzt das Angebot der Wohngemeinschaft an, in der die Bewohner in einem familiären Umfeld unter einem Dach leben. Auch hier liegt die gemeinsame Alltagsbewältigung im Vordergrund. Besonders an dem Wohnmodell für Senioren ist, dass jeder Bewohner ein Zimmer mit eigenem Bad und Kochnische bezieht. Die »Mini-Wohnungen« sind jedoch um eine gemeinsame Wohnküche angeordnet, die Raum für Begegnung bietet. Und: »Die Bewohner entscheiden auch, wer in die Wohngemeinschaft einzieht.«

Auch die Baugenossenschaft Überlingen habe ein interessantes Konzept entwickelt, das durch Hanna Kasper von translake vorgestellt wurde: Clusterwohnungen. In drei Bauabschnitten soll ein Quartier mit 14 Gebäuden und 170 Wohnungen entstehen, in dem der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund steht. Die Häuser werden durch einen autofreien Quartiersboulevard verbunden. Durch Sitzinseln und möglichst vielen Grünflächen soll eine hohe Aufenthaltsqualität geboten werden. Da der Boulevard nur zur Anlieferung genutzt wird, bietet dieser Platz für Begegnungen. Die Wohnungen variieren in der Größe und Zimmeranzahl und sind mit dem Aufzug barrierefrei zugänglich. Ein E-Car-Sharing Angebot, Mieterstrom, ein Quartierscafé sowie eine Ladestation für Elektrofahrzeuge komplettieren den Quartiersgedanken. »Es soll ein gemeinschaftliches Wohnen ermöglicht, aber dennoch Raum für Privatsphäre gegeben werden.«

Klinger zog am Ende der Veranstaltung Bilanz: »Es gibt andere Wohnformen, die vom klassischen abweichen. Der heutige Abend hat gezeigt, dass die Bewohner großes Interesse haben und der Bedarf besteht, über solche Themen zu reden. Unsere Aufgabe ist es, mit den Akteuren vor Ort zu reden und ein Modell aufzulegen, das auch funktioniert«, so sein Resümee.

Mehr Infos unter www.annemarie-griesinger-haus.de/ und www.baugenossenschaft-ueberlingen.de/quartier/

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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