Wahl-Eklat bei der WBG Gottmadingen
Fast der gesamte Aufsichtsrat wirft hin

Da war die Welt noch in Ordnung: Bevor es an die Neuwahlen ging, votierte die Mitgliederversammlung der WBG Gottmadingen einstimmig für die Entlastung des Aufsichtsrats und auch der Vorstände Vera Federer und Joachim Blatter. | Foto: Tobias Lange
  • Da war die Welt noch in Ordnung: Bevor es an die Neuwahlen ging, votierte die Mitgliederversammlung der WBG Gottmadingen einstimmig für die Entlastung des Aufsichtsrats und auch der Vorstände Vera Federer und Joachim Blatter.
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Gottmadingen. Ein Paukenschlag bei der 75. Mitgliederversammlung der Wohnbaugenossenschaft Gottmadingen. Was - wenn auch etwa 30 Minuten verspätet - als eine wenig aufsehenerregende Versammlung begann, endete mit dem Ausscheiden eines Großteils des Aufsichtsrats.

Dabei sah es so aus, als ob der Aufsichtsrat, der kurz zuvor einstimmig entlastet worden war, in seiner Besetzung größtenteils weitermachen würde. Mit Ausnahme von Frank Lammering von der Sparkasse Engen-Gottmadingen, der zu einer anderen Sparkasse wechselte, erklärten alle Aufsichtsräte ihre erneute Kandidatur. Seitens der lokalen Sparkasse kandidierte Andrea Grusdas. Zusätzlich warfen Nathalie Schär, Madalena Marques Gaspar und Ivan Raos ihren Hut in den Ring.

Angesichts der zusätzlichen KandidatInnen schlug der Aufsichtsratsvorsitzende Bürgermeister Michael Klinger eine Erhöhung der Sitze von sieben auf acht vor. Dagegen wandte sich das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Luigi De Felice. Er warnte vor Stimmengleichheit bei einer geraden Anzahl von Räten. Auch die Klarstellung, dass in einem solchen Fall ein Antrag als abgelehnt gilt, konnte die Versammlung nicht überzeugen. Sie votierte mehrheitlich gegen den Vorschlag.

Aus sieben werden drei

Somit ging es um die Besetzung des siebenköpfigen Aufsichtsrats. Michael Klinger betonte die gute Zusammenarbeit und die Kompetenzen, die der dann aktuelle Aufsichtsrat abdeckte: Silvia Kupprion, Vanessa Siebert und Axel Hauser als Mietervertreter, Bernd Schöffling und Frank Lammering - beziehungsweise Andrea Grusdas - als Finanzvertreter, Wolfgang Graf als Bauvertreter und er selbst als Bürgermeister.

Bei der Wahl kam es dann zum Eklat: Michael Klinger, Andrea Grusdas, Wolfgang Graf, Bernd Schöffling und auch Neueinsteiger Ivan Raos erhielten nicht die Mindeststimmenzahl von 50 Prozent - was 72 Stimmen entsprach. Daher wurde ein zweiter Wahlgang nötig, den die Genannten allerdings ablehnten. Michael Klinger sah als Aufsichtsratsvorsitzender für sich kein Mandat gegeben. Bernd Schöffling argumentierte, dass das Vertrauen nicht mehr da sei. Graf, Grusdas und Raos schlossen sich dem an.

Vanessa Siebert (125 Stimmen), Silvia Kupprion (122 Stimmen) und Axel Hauser (108 Stimmen) erhielten zwar genug Stimmen, um weiterhin im Aufsichtsrat tätig zu sein. Doch nahm nur Axel Hauser die Wahl auch an. Vanessa Siebert und Silvia Kupprion sahen ein Weitermachen nach dem Abgang von so viel Kompetenz als nicht sinnvoll an. Die Neukandidatinnen Nathalie Schär und Madalena Marques Gaspar erhielten jeweils 98 Stimmen und wurden somit in den Aufsichtsrat gewählt, der nun nur noch drei Mitglieder haben wird.

Weitermachen werden die beiden Vorstände Vera Federer und Joachim Blatter. Allerdings kündigte Blatter an, zum Ende des Jahres aufzuhören, da sein Vertrag auslaufe und er die Altersgrenze erreicht habe.

Investitionen in Millionenhöhe

Es ging bei der Versammlung natürlich nicht nur um die Wahl des Aufsichtsrats. Vera Federer und Joachim Blatter gaben einen Überblick über das Jahr 2023 und einen Ausblick, was noch auf die Wohnbaugenossenschaft zukommt. So soll in der Fliederstraße ein Neubau mit 22 Wohnungen - davon 17 gefördert - entstehen. Als Baubeginn ist derzeit Oktober 2024 anvisiert. Für Sanierungen im aktuellen Bestand bis 2030 auf den KfW 85 Standard rechnet die Genossenschaft mit einem Kapitalbedarf von mindestens 16 Millionen Euro. "Wir investieren in die Modernisierung", so Blatter.

In die Modernisierung im Flassental und in Rosenegg sind für 2024 1,5 Millionen Euro veranschlagt. "Wir kommen nicht durch, ohne das ein bisschen in die Breite zu streuen." Deswegen werden zum 1. August die Mieten um zehn Prozent, in der Hardstraße um fünf Prozent - erhöht. Allerdings nur für Mieter, die bereits 21 Monate in der Wohnung wohnen. Für die übrigen gibt es eine "Schonzeit".

Jahresüberschuss geringer als im Vorjahr

Ein positives Ergebnis konnte Joachim Blatter hinsichtlich der finanziellen Entwicklung im Jahr 2023 präsentieren. So schloss das Jahr mit einem Überschuss von rund 445.000 Euro ab. Das ist zwar deutlich weniger als im Vorjahr, als an dieser Stelle noch 1,38 Millionen Euro standen. Allerdings hatte die WBG in 2022 das Grundstück Eduard-Presser-Straße 15 verkaufen können. "Das hat damals das Rohergebnis erhöht."

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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