Ein Gespräch mit Max Sprenger im Hegau-Jugendwerk
Barrierefrei- das brauchen auch viele junge Menschen

Gaby Hotz von der 60+Handwerksinitiative und der junge Autor Max Sprenger trafen sich im Hegau-Jugendwerk Gailingen während seines Therapieaufenthaltes zum Gespräch. Bei seinem Humor gab es dabei auch manches zu lachen. | Foto: Andrea Jagode / HJW
  • Gaby Hotz von der 60+Handwerksinitiative und der junge Autor Max Sprenger trafen sich im Hegau-Jugendwerk Gailingen während seines Therapieaufenthaltes zum Gespräch. Bei seinem Humor gab es dabei auch manches zu lachen.
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Gailingen/ Kreis Konstanz. Selbstbewusst und mit offenem Blick steuert Max Sprenger seinen E-Rolli an den Besprechungstisch im Hegau-Jugendwerk Gailingen, wo er seit 10 Jahren immer wieder zur Therapie ist. Mit 14 kam er dort auf die Intensivstation, nachdem ihn eine massive Hirnblutung ihn in das „Locket-in-Syndrom“ stürzte. Er war geistig voll da, konnte aber keinen Muskel mehr bewegen, nicht sprechen, keine Zeichen geben.

Entgegen aller Prognosen kämpfte er sich mit starkem Willen, großem Familienbeistand und den Profis vom Hegau-Jugendwerk zurück ins Leben. Inzwischen hat er 2 Bücher geschrieben, das dritte erscheint 2025. Er hat das Abi gemacht und zieht nach der jetzigen Therapie in die erste eigene Wohnung nach Köln, um dort zu studieren. Gut, wenn dann auch im handwerklichen Bereich Experten unterstützen, die sich in Belangen für Menschen mit Beeinträchtigungen gut auskennen.

Bei seiner Familie in Wetzlar und für die schon behindertengerecht ausgestattete Kölner Wohnung kümmerte sich die Mutter mit passenden Handwerkern um entsprechende Zusatzarbeiten. Im Landkreis Konstanz sind rund 100 Handwerksbetriebe aus 15 verschiedenen Gewerken sowie etliche Firmen im Schwarzwald-Baar-Kreis und Kreis Rottweil als Mitglieder der 60+Initiative für seniorenfreundlichen Handwerkerservice speziell zertifiziert und geschult – auch für Menschen mit Behinderung. Dass es diese Fachkenntnis jedoch nicht nur im direkten Lebensumfeld mit Wohnung/Haus, Garten, Wege, Hauseingang usw. braucht, sondern auch für die erweiterten Rahmenbedingungen, zeigt der Bericht von Max Sprenger:

„Ich kam über städtische Helfer von ‚Selbstbestimmt Leben in Köln‘ an die Wohnung mit einen eigenen Bereich für meine Assistenzkraft, zu der es ganz in der Nähe die nötige Therapiepraxis gibt. Ein zunächst anvisierter Studiengang war jedoch nicht möglich, da das denkmalgeschützte Gebäude mit meinem E-Rolli nicht zugänglich war.“ Die Kunsthochschule, bei der er sich nun für literarisches Schreiben und anderes angemeldet hat, bietet diese Möglichkeiten. Mit noch nicht so stabilem Körperhalt waren in früheren Jahren Kopfsteinplaster, aber auch stark gekieste Wege eine Tortur – dies betrifft ebenso ältere Menschen mit Rollator und Rollstuhl wie Eltern mit Kinderwagen. Mit entsprechenden baulichen Genehmigungen könnten Handwerker zudem bei manchen Apotheken, Friseuren, Buchhandlungen usw. mittels Rampen und Handlauf für bessere Zugänglichkeit sorgen. „Mit dem öffentlichen Nahverkehr klappt es nicht überall. Natürlich möchte ich später auch mal mit anderen Studierenden in eine Kneipe oder zu einem Musikevent gehen – was da möglich ist, finde ich wohl bald heraus“, so Max Sprenger. Sicher helfen ihm dabei seine zahlreichen Follower auf Instagram.

Wie er möchten sich auch andere junge und ältere Menschen mit Behinderung nicht immer über ihre Beeinträchtigung definieren müssen, sondern möglichst selbstverständlich am Leben teilnehmen. „Wir sensibilisieren umgekehrt unsere oft jungen Handwerkerinnen und Handwerker mittels Altersanzug, Rollstuhl, präparierten Brillen und mehr für solche Belange. Dabei ist Gewerke-übergreifendes Mitdenken und vernetztes Arbeiten im Interesse der Kunden ebenso wichtig wie etwa Achtsamkeit und Respekt“, betont die Gesprächspartnerin von Max Sprenger, Gaby Hotz.

Sie leitet zusammen mit Schreinermeister Robert Hug die 60+Intiative im Landkreis Konstanz. Beide arbeiten wie ihr Lenkungsteam eng mit Netzwerkpartnern und Seniorenvertretungen zusammen. Auch suchen sie regelmäßig den Kontakt mit Kommunen und Landkreis. „Es gilt, im öffentlichen Bereich und bei Planungsverfahren sinnvolle Optimierungsmöglichkeiten noch mehr einzubeziehen. Unsere versierten Handwerker können ihr Know-How einbringen. Was es von der Politik, aber auch von allen Seiten braucht, sind noch bessere Bedingungen zur Teilhabe zu schaffen und ein offenes, wertschätzendes Miteinander zu leben, das alle Menschen unserer Gesellschaft ein-bezieht!“

Zu Max Sprenger: Sein erstes Buch „Tsunami im Kopf“ schrieb er mit 17 Jahren unter noch starken Einschränkungen. Inzwischen in 4. Auflage helfen rund 15.000 Exemplare unter anderem jungen kranken Menschen, Mut zu schöpfen. Das Drehbuch hierzu wurde durch Corona bisher noch nicht umgesetzt. Während der Corona-Zeit schrieb er seine „Kriminelle Novelle“. Auf das neue Buch, das im Frühjahr erschei-nen soll, sind alle gespannt und auch, was er uns über sein Interesse am Journalismus und weitere Autorenschaft noch nahebringen wird. Dem gesamten Hegau-Jugendwerk in Gailingen möchte er weiterhin verbunden bleiben. Wer ihm auf Instagramm folgen will: max_sprg

Quelle: Initiative 60+, Gabi Hotz

Autor:

Presseinfo aus Singen

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