Phänomenaler Narrenspiegel der Heufresser
Wenn Schwarzwurscht-Karle zur Bäuerin wird

Auch der Zeno Danner vom "LändRätsÄmt" bekam vom Gemeindevollzugsbeamten einen Strafzettel. | Foto: Philipp Findling
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Gaienhofen. Nach drei Jahren Bühnenpause konnte Heufresserzunft Horn endlich wieder zu ihrem Narrenspiegel in die Hörihalle einladen, der für das närrische Publikum wieder einige, mehr als unterhaltsame Nummern bereithielt.

Mit der Rückkehr auf die närrische Bühne feierten die Heufresser gleichzeitig, auch wenn mit einem Jahr Verspätung, 60+1-jähriges Zunftbestehen. Zu diesem Anlass bekam auch Gaienhofens Bürgermeister Jürgen Maas ein Präsent überreicht. Dies war laut Präsident Sebastian Amann nicht der Schlüssel zum Hirschen, sondern der zu den "Horner Herzen". 

Die "ältesten Asylanten Deutschlands"

Begleitet von einer an diesem Abend grandios aufspielenden Heufressermusik und dem "Hoorig"-Marsch schreitete schließlich die Moderatorin und Bäuerin Karline, ausgestattet mit einer großen Milchkanne, durch das Publikum. Hierbei handelte es sich natürlich und unschwer zu erkennen um den Hirschen-Wirt Karl Amann, der mit dem "Blattsalat" auch gleich die erste Nummer ankündigte.Bei diesem genialen Sketch taten sich die beiden Heufresser Felix Lang und Patrick Willumeit sichtlich schwer, die richtigen Plakate zu finden. Auch das Fangen von Schildern aus anwesenden Zünften sowie beim Bürgermeister halfen zunächst nicht weiter, suchte man doch verzweifelt das "Narri"-Plakat. Mit Hilfe des Publikums klappte es am Ende dann aber doch, sehr zur Erleichterung der beiden Protagonisten. 
Im Anschluss merkte "Karline" gegenüber Jürgen Maas an, dass man mit 50 Jahren Asyl in Gaienhofen quasi die "ältesten Asylanten in ganz Deutschland" sei, jedoch immer noch keine Halle habe.
Es folgte mit den beiden Tratschtanten "Petronella und Harriette" ein Kaffeeklatsch, wie er besser nicht hätte inszeniert werden können. Egal ob Verdauungsprobleme oder der Spott anderer über die eigene Diabetes oder auch die Ruhe von der eigenen Verwandschaft - hier blieb kein Thema ausgespart. Auch nicht das "Bahlsen-Syndrom", welches Harriette vor allem bei "Scherzkeks" Petronella bemerkte. Zudem freute sich Harriette sehr darüber, als sie bei einem "Senioren-Enkeltrick" den vermeintlichen Betrügern ordentlich Geld abluchste.

Fulminanter Narrenspiegel der Heufresser Horn

Das Schorle bleibt in der Wanne

Nachdem "Karline" über ihren Besuch bei der Grünen Woche in Berlin berichtete, wo sie als Tischdame vom Landwirtschaftsminister Özdemir fungierte, sie sich ausgiebig über die Inzucht in Wangen beschwerte und sie sich auch nicht einen Seitenhieb auf die Ampelregierung verkneifen konnte ("Schön isch doch auf dieser Welt, wenn d'r ein de ander für en Seggel hält"), folgte frei nach dem legendären Sktech von Loriot zu dessen 100. Geburtstag eine Badewannen-Nummer mit dem Grafen von Horn und der Bundeskanzlerin a.D., Angela Merkel. Diese bezichtigte den Grafen mehrmals, doch endlich still zu sein, so könne er sich "in dieser Wanne seine eigene Meinung nicht leisten". Als er dann noch seinen Schorle mit in die Wanne nehmen wollte, war der Zornpegel der Ex-Kanzlerin endgültig am Limit. Am Ende lieferten sich beide noch einen Wettstreit darum, wer denn nun länger die Luft anhalten könne. 
Sportlich wurde es bei der nächsten Nummer, welcher die Zuschauer in ein Yoga-Studio begleitete. Hier beschwerten sich drei Damen in Anwesenheit eines vermeintlich "heißen Yoga-Lehrers" darüber, dass man die neumodische Partymusik auf dem Höriumzug langsam nicht mehr ertragen könne. Auch die "Todesstille" im Dorf könne man kaum noch aushalten. Selbst bei den besten Bemühungen des Lehrers, den Frauen eine Yoga-Kerze beizubringen, scherzte eine darüber, dass wenn's schlecht läuft hierbei eine "Duftkerze" entstehen könnte. "Am Ende", so verdeutlichte der Instructor es den holden Damen sein Bezahlsystem, "nehmen sie dir hier immer das Geld aus der Tasche". 
Nach "Karlines" Schwärmen über den "Spitzbueb Karl Amann", der ihrer Ansicht nach ganz sicher in den Himmel komme, stand mit der letzten Nummer beim Narrenspiegel von Angelika Willumeit ein Abschied auf dem Programm. Dabei zeigte sich diese durchaus redselig, indem sie unter anderem über ihren "Rentner-Porsche" oder ihre neu erlernten Ukulele-Künste berichtete und sich bei Jürgen Maas nach seinen Lernfortschritten beim Badischen Dialekt erkundigte. Doch ganz lautlos wollte sie nicht von der Bühne gehen, so habe sie doch extra für die Leute im Saal das Tanzen geübt, woraufhin sie eine flotte Rock'n'Roll-Sohle aufs Parkett legte.

Eröffnung der "Höri-Autobahn A 192"

Hiernach bedauerte "Karline" sehr, dass man in Horn nicht mal mehr einen Arzt habe, "so liegt der doch auf dem Friedhof ganz hinten, seine Patienten weiter vorne". Auch die Angst, dass das Dorf irgendwann mal "Horn am Friedhof" heiße, ließ Karline nicht unkommentiert. Weiter ging es dann mit einem wahren "Schneegestöber an der L 192", bei dem sich die Verkehrsteilnehmern nicht selten mit dem "Gemeindevollzugsbeamten" Gemms in Konflikt gerieten, auch wenn man auf diesen "immer ein bisschen warten muss" bis er mal kommt. Neben "Gaienhofer Aborigines" blieb auch der Bürgermeister Maas hiervon nicht verschont, so erhielt er einen Strafzettel weil er auf einem Platz saß, auf dem seit 15 Jahren Sitzverbot herrsche. Während sich der Biber beim Mittagessen sein "Steg" gönnte, fuhr auch noch der Landrat vor, der nach der Forderung von "freier Fahr für freie Landräte" die "Höri-Autobahn A 192 eröffnete.
Nachdem sich "Karline", welche vor dem letzten Sketch wie zu Beginn der Radolfzeller Ehrennarrenrat Wolfgang Dröbig und Bürgermeister Jürgen Maas nun auch dem Mooser Bürgermeister Patrick Krauss aus der Milchkanne einen Schwarzwurstring überreichte und sich darüber beschwerte, dass man in Horn "nicht mal mehr einen Badestrand bauen kann", schloss eine Vierer-Tanzgruppe um Maik Dams, Ben Höne, Claudio Freinek, Nicole Lössl und Charlotte mit einem höchst unterhaltsamen "Warnwesten-Strip" zu Daft Punks "One More Time" den Narrenspiegel der Heufresser und sorgten beim Publikum nochmal für frenetischen Jubel. Man kann für die nächsten Jahre nur hoffen, dass die Zunft diesen ländlichen Humor beibehaltet, so ist er doch gerade in dieser Zeit wichtiger denn je.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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