Lesung im Hirschen
Gaby Hauptmann gibt Einblicke in eine mögliche Familiengeschichte
Gaienhofen-Horn. Es war ein besonderer Abend: Im Gasthaus Hirschen stellte die Schriftstellerin Gaby Hauptmann ihr neues Werk "Hoffen auf eine glückliche Zukunft" vor. Zum ersten Mal erzählt sie darin eine Geschichte, die sich am Bodensee abspielt.
Dass die Lesung im Hirschen stattfand, war alles andere als ein Zufall. Denn bei der Protagonistin Anna handelt es sich um keine andere als die Großmutter des heutigen Hirschen-Wirts Karl Amann. Auf sie war die Autorin bei Nachforschungen für ein Buch zum 200. Geburtstags des Gasthauses gestoßen. "Dies hat mich auf die Spur von Anna gebracht" berichtet sie. "Alle Figuren sind in der Historie klar, aber Anna hatte nur vier Eckpunkte." Sie verließ 1906 als 13-Jährige den elterlichen Hof „Kraftstein“ bei Mühlheim an der Donau, kam irgendwie nach Steckborn, lernte dort den Fabrikarbeiter August kennen und kaufte mit ihm am 1. April 1922 das Wirtshaus „Hirschen“ in Horn.
Das brachte sie auf weitere Fragen: "Wie kann sie eigentlich nach Steckborn gekommen sein? Und wie sah Steckborn 1913 aus?" Sie kontaktierte Historiker und besuchte die Orte. "Es ist ein Roman mit historischen Hintergründen", so die Autorin. "Die Familien stimmen und auch die Familiennamen. Nur die Anna habe ich mit eigener Fantasie und Leben gefüllt."
Bei ihren Recherchen wurde sie unterstützt von Martin Harzenmoser, Nachtwächter in Schaffhausen, und René Labhart vom Museum im Turm in Steckborn. Auch Yvonne Istas, Leiterin des Hesse-Museums in Gaienhofen, half an Stellen mit, die Hermann Hesse betrafen. Sie habe alle diese Stellen, bei denen sie dachte, dass da nochmal jemand drüberlesen muss, an diese Experten geschickt. "Ich habe mich immer vergewissert und auch korrigieren lassen, damit das Umfeld, damit der Rahmen stimmt. Das war mir wichtig."
Eine Anekdote, die es nicht in das Buch geschafft hat, die sie aber für die Fortsetzung aufgreifen möchte, habe ihr Karl Amann erzählt: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Region von Franzosen besetzt. "Die haben nie kapiert, wo die Schweiz ist und wo Deutschland ist. Das ist auch schwierig hier, wenn man sich nicht auskennt." Wenn dann die Franzosen mit ihren Fahrzeugen die Straße entlangkamen, habe August am Ortseingang von Horn einfach die Schweizer Flagge gehisst. "Und daraufhin drehten die Franzosen um."
Solche Anekdoten bleiben im Kopf, meinte die Autorin. "Und die werde ich sicherlich im neuen Buch irgendwo einbauen, weil sie einfach zu schön ist."
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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