Verabschiedung von Bürgermeister Uwe Eisch
Eine Ära auf der Höri geht zu Ende
Gaienhofen. Bürgermeisterstellvertreter Klaus Sturm fasste es passend zusammen: „Eine Ära geht zu Ende.“ Nach 24 Jahren im Amt wurde Bürgermeister Uwe Eisch in der Höri-Halle in Gaienhofen offiziell verabschiedet. Unter Anwesenheit von zahlreichen Gästen aus der Politik, den Vereinen und der Bürgerschaft nahmen Weggefährten Abschied und wünschten dem zukünftigen Bürgermeister a.D. Glück und Freude für die Zukunft.
Die Laudation gab der ehemalige Hilzinger Bürgermeister Franz Moser, bei dem Uwe Eisch seine lange Laufbahn in der Politik begann. Er erinnerte an seine erste Begegnung mit dem scheidenden Bürgermeister im Jahr 1992 bei einer Rekrutenvereidigung der von Eisch kommandierten Hilzinger Patenkompanie. „Wir lernten uns auf dem Sportplatz kennen“, sagte Moser, der sich von Anfang an gut mit dem Bundeswehroffizier verstanden habe. „Es war fast Liebe auf den ersten Blick.“
Der Einschnitt sei dann 1993 beim Neujahrsempfang erfolgt. „Da hat Uwe Eisch Blut geleckt an der Kommunalpolitik.“ So wechselte der Offizier, der kurz vor der Beförderung zum Major stand, als Lehrling ins Hilzinger Rathaus, wo er als „null Komma null nix“ anfing, berichtete Moser. „Er hat aber nicht den Kompaniechef herausgehängt.“ Stattdessen habe er Sachvorträge im Gemeinderat gehalten, Themen aufgearbeitet und an jeder Sitzung und Nachsitzung des Gremiums teilgenommen. „Er war mein persönlicher Referent.“
Doch das Ziel von Uwe Eisch war das Bürgermeisteramt. „Seine Entscheidung war Gaienhofen“, eine nicht immer einfach zu händelnde Gemeinde, scherzte Franz Moser. 1998 stellte er sich zur Wahl und trat das Amt am 1. März 1999 an. „Der ehemalige Chef der Patenkompanie war jetzt Bürgermeisterkollege.“ Und er habe in kürzester Zeit ein hohes Ansehen unter seinen Kollegen erworben.
Ein "grader Kerle" voller Zielstrebigkeit
Das Ansehen, das Bürgermeister Uwe Eisch genießt, zeigte sich auch an der langen Liste von Rednern, die an diesem Abend ein Grußwort sprachen. Als erster Würdenträger richtete Landrat Zeno Danner seine Grußworte an den scheidenden Bürgermeister Eisch, von ihm auch als „grader Kerle“ bezeichnet. Dieser rühmte ihn als einer der Granden im Landkreis: „Dass Gaienhofen immer noch als Paradies gelten kann, ist zu großen Teilen Ihr Verdienst.“ Danner lobte vor allem Eischs Zielstrebigkeit, Pragmatismus und Streitbarkeit, mit der er seine Aufgaben als Bürgermeister anging.
Voll des Lobes war auch der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung: „24 Jahre sind eine beeindruckend lange Amtszeit“, bemerkte er. „Als ich Bundestagsabgeordneter wurde, warst du schon Bürgermeister.“ Für seine Rede habe er Anekdoten aus der langen Zeit als Gaienhofener Bürgermeister mitbringen wollen und diesbezüglich im Rathaus angefragt. Die Antwort: „Uwe Eisch gilt als pflichtbewusst und korrekt. Deshalb kann man im Rathaus von keinen Anekdoten berichten.“
Am Ende konnte Jung aber dann doch eine Geschichte erzählen. Über eine Fahrradtour zur französischen Partnergemeinde St. Georges de Didonne. Eisch habe dabei gemerkt, dass etwas mit dem Sattel nicht in Ordnung war, sei aber als ehemaliger Bundeswehrler unbeirrt weitergefahren. „Als man ankam, stellte man fest, Uwe Eisch ist die ganze Strecke mit einer Stecknadel im Sattel gefahren.“
Ein wichtiger Mittler für die Kultur auf der Höri
Auch Andreas Schmid, Eischs Kollege aus Öhningen, kam aus dem Schwärmen nicht heraus: „Wir hatten in Dir einen verlässlichen Partner“, sagte der Bürgermeister. „Du warst ein Kollege, den man fragen konnte, der einem zur Seite stand. Ich bin stolz darauf, dich als Kollegen gehabt zu haben.“ Er kündigte an, zusammen mit anderen Kollegen eine Bürgermeister-Eiche als Zeichen der Verbundenheit zu pflanzen.
Ein besonderer Redner kam mit Landrat a.D. Frank Hämmerle ans Pult. Die beiden Weggefährten verbinde dem Altlandrat zufolge vor allem das Museum Haus Otto Dix: „Nur durch sein Engagement als Schatzmeister der Stiftung konnte das meisterlich geführte Museum mit bis heute 100.000 Besuchern zu einem der Highlights des Bodensee-Tourismus heranwachsen.“ Er sei seit der Gründung des Fördervereins und der Stiftung immer ein wichtiger Mann für Verhandlungen und der Organisation von Arrangements gewesen, ohne die das Museum nicht da stehen würde, wo es heute sei.
Stets verbunden mit den Nachbarn
Auch aus dem eidgenössischen Nachbarland wurden im Namen von Gemeindepräsident Ueli Oswald aus Berlingen einige Grußworte an Eisch gerichtet. „Aus unterschiedlichen politischen Herangehensweisen ergeben sich stets spannende Diskussionen“, erzählte Oswald. Besonders erinnere er sich an die Pressefahrten mit der Höri-Fähre, bei der die beiden immer wieder herrlich über die Schönheit der beiden Höri-Gemeinden diskutierten.
Doch nicht nur Politiker zollten Uwe Eisch Ihren Respekt. „Zuverlässig, geradlinig, ehrlich, pflichtbewusst“, beschrieb ihn Professor Paul Witt, Eischs ehemaliger Dozent an der Hochschule Kehl. Er sei bei allen Veranstaltungen dabei gewesen, bei denen es um Kommunalpolitik und Bürgermeister ging und habe stets auf Ratschläge gehört. Mit einer Ausnahme: Als Uwe Eisch ankündigte, für das Bürgermeisteramt in Gaienhofen zu kandidieren, riet Witt mit der Begründung davon ab, Eisch habe noch zu wenig Berufspraxis. „Den Rest der Geschichte kennen Sie.“
Anton Breyer, Präsident des Vereins europäischer Freundschaft Gaienhofen, lobte Eischs Einsatz für die Freundschaft mit den Partnergemeinden. Etwa als 1999 der Sturm Lothar St. Georges de Didonne verwüstete. „Sie haben sich auf den Weg zu unseren Freunden gemacht, um tatkräftig zu helfen.“ Dieser Einsatz sei dort noch heute in Erinnerung und zeige sein bis heute stark ausgeprägtes Interesse an der deutsch-französischen Freundschaft. Der Vereinspräsident bedankte sich auch für das loyale Engagement Eischs im Auschuss des Vereins und die Unterstützung als Verwaltungschef. „Wir vom Verein sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet.“
Mit viel Schwung und Humor in den politischen Ruhestand
Als einzige weibliche Würdenträgerin des Abends trat Gaienhofens Hauptamtsleiterin Sandra Rauer ans Rednerpult. Sie ehrte Eisch als einen „Chef auf Augenhöhe, der auch Projekte in Millionenhöhe immer angepackt und zu Ende gebracht hat.“ Ihr zufolge habe er immer einen realistischen Weitblick gehabt, um seine Ziele mit Schwung und einer ungebrochenen wie auch ansteckenden Leidenschaft zu verfolgen und umzusetzen. „Sie haben viel bewegt und gesteuert in der Gemeinde und sind dabei nie stehen geblieben“, erläuterte Rauer, die Eisch nach ihrer Rede als passionierten Golfer das passende Präsent überreichte.
Als singendes Comedy-Duo verabschiedeten sich die Pfarrer Roland Klaus und Stefan Hutterer vom scheidenden Bürgermeister mit den Worten: „Mach‘s mal gut, Uwe. Es wird Zeit für Dich zu gehen.“ Pfarrer Klaus hob „seine schnelle Art, gleich wie seine Autos“ hervor und Pfarrer Hutterer ergänzte, „es war Wohlwollen, mit Ihnen zu verhandeln“.
Zuletzt bedankte sich Bürgermeisterstellvertreter Klaus Sturm im Namen der Gaienhofener Vereine bei Uwe Eisch. Sie hätten von einem durchdachten Zuschuss und Förderprogramm und Eischs „tatkräftigen, zuverlässigen und jederzeit verständnisvollen Unterstützung“ profitiert. Als Gemeinderat hob Sturm die „zweieinhalb Jahrzehnte produktiver Präsenz“ hervor, in denen unter anderem das Seniorenheim, der Neubau der Kindertagesstätte, das Feuerwehrhaus Horn und ein moderner Einkaufsmarkt realisiert worden seien.
Ende einer spannenden und nicht immer einfachen Zeit
Der Mann des Abends ließ es sich zum Abschluss nicht nehmen, selbst ein paar Worte zu sprechen. „Nirgends wird so übertrieben, wie bei Verabschiedungen, nach der Jagd und vor der Hochzeit“, scherzte Uwe Eisch. Dennoch sei er dankbar für die zahlreichen wohlwollenden Worte, die ihm seine Weggefährten mitgaben. Es sei eine außerordentlich spannende, aber nicht immer einfache Zeit gewesen. Doch das Ergebnis könne sich sehen lassen. „Ich freue mich darüber, wie ich Gaienhofen meinem Nachfolger übergeben kann.“
Sichtlich emotional wurde der scheidende Bürgermeister, als er sich an seine Ehefrau Gabi Eisch wandte, die mit ihm durch dick und dünn gegangen sei und mitgefühlt, mit gefiebert und ihm immer den Rücken gestärkt habe. „Dafür danke ich Dir.“ Zu guter Letzt konnte nach der feierlichen Rückgabe der Amtskette zu den Klängen zu Frank Sinatras "My Way" der Musikvereine aus Horn-Gundholzen und Hemmenhofen der künftige Bürgermeister a.D. mit seiner Gattin auf einer für ihn angefertigen Holzbank mit einem Glas Wein Platz und ließen nach der Übergabe eines Gutscheins über 10 Schwarzwürste von Karl Ammann den Abend gemütlich ausklingen.
Auf Nachfrage des WOCHENBLATTS, was er denn nun nach seiner Amtszeit vorhabe, antwortete Eisch nach seiner Verabschiedung: „Ich werde nun meiner Leidenschaft für Oldtimer nachgehen und möchte mit einem guten Freund in Singen ein Geschäft eröffnen.“ Auch den Golfschläger werde er in seinem gewohnten Grün in Steißlingen weiterhin schwingen. Die lange Zeit als Oberbürgermeister erfülle ihn nach diesen ereignisreichen Jahren mit Stolz und bereite ihm nun eine große Freude auf die Zeit danach.
Mehr Impressionen zur Verabschiedung gibt es in der Bildergalerie.
von Tobias Lange und Philipp Findling
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare