Narrenvereinigung musste beim Herbstkonvent auch nachwählen – Fastnachtsmuseum wird gebaut
Narren sind optmistisch vor der kommenden Fastnacht
Eigeltingen-Heudorf. Die Langensteiner Narrenkappen waren schon an den Köpfen, wenn auch die Garde der Zunftmeister und Vertreter der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee in der Heudorfer Hochbuchhalle noch in der Vormartinizeit konform ohne närrische Dekoration erschienen waren und in reduzierter Zahl. Schließlich ging es am Sonntagnachmittag um eine spannende Frage: Wie wird die Fastnacht 2022 werden und wieviel davon kann gefeiert werden?
Die Fastnacht 2022 soll stattfinden können, machte Narrenpräsident Rainer Hespeler in seinem Bericht klar. Aber wie präsent sie wird, ist noch nicht ganz geklärt. Denn angesichts einiger Unsicherheiten wurden bereits jetzt schon eine Reihe von Narrentreffen abgesagt, zum Beispiel die Narrentage in Denkingen. Am 29. September fand ein Treffen der Arbeitsgemeinschaft der Narrenverbände statt. Sie konnte sich nicht zur Absage entscheiden. Letzte Woche fand nun ein erstes Treffen mit dem Sozialministerium statt. Entgegen ersten Berichten in den Medien sei dort aber keine Fastnacht im generellen „G-Modus“ geplant, die dann alle ausschließen würde, die noch nicht geimpft sind. Mit der neuen Corona-Verordnung gebe es aber die Option, neben der gegenwärtigen 3G-Regel zum Beispiel für Saalveranstaltungen durch die Veranstalter einen Art „2G“-Regel zu setzen, bei der allerdings immer noch Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnten, mit Test zugelassen wären, wie auch Kinder mit Schülerausweis, machte Hespeler deutlich. Der Vorteil einer solchen Regelung wäre, dass man im Saal dann auf die Maskenpflicht verzichten und auch die Säle voll belegen könnte, meinte Hespeler. „Wir können uns gut vorstellen, dass viele der Veranstalter deshalb auch zu dieser Regelung greifen.“
Bei der Straßenfastnacht sei so etwas allerdings nicht umzusetzen, so Hespeler weiter. Dazu soll es in den nächsten Wochen weitere Treffen mit dem Sozialministerium wie auch mit dem Gemeindetag geben, um hier ein einheitliches und möglichst sicheres Konzept zu entwickeln. „Ich durfte dem Gespräch mit dem Sozialminister Manne Lucha entnehmen, dass die Politik alles daran setzt, dass eine Fastnacht hier bei uns stattfinden kann“, so Hespeler weiter. Für das Narrentreffen in Kirchen-Hausen wie für die Freundschaftstreffen in Öhningen-Wangen mit dem Höri Umzug oder das Seenarrentreffen werde aktuell geplant, weil der Vorlauf auch nötig sei. Die Narrenvereinigung selbst plane auch ihre Tanzkreuzfahrt wie die Fasnetküchlefahrt, die am 23. Januar stattfinden soll. „Vieles hängt nun einfach von der Impfquote ab, so dass wir uns vielleicht bis dahin gar nicht mehr über 2G oder 3G unterhalten müssten", zeigte sich der Narrenpräsident optimistisch. „Ich freue mich trotzdem auf eine schöne Fastnacht." Man werde die Impfaufrufe in jedem Fall unterstützen.
Immerhin: im Herbst 2019 gab es den letzten Konvent der Narrenvereinigung, letztes Jahr musste ja eine Zwangspause eingelegt werden, weil danach nicht nur Martini nicht gefeiert werden konnte, sondern auch die Fastnacht nur im minimalen Format begangen werden konnte, mit versprengten Einzelnarren und vielen Online-Experimenten und zwei virtuellen Narrentreffen. „Nachdem wir im Spätsommer noch große Hoffnungen hatten, sahen wir uns Ende September mit der beginnenden ‚2. Welle‘ in Abstimmung mit den anderen Narrenverbänden gezwungen, alle Narrentreffen abzusagen. Und Mitte Januar mussten auch alle weiteren Veranstaltungen in Präsenz abgesagt werden. Das war der große Moment der Medienbeauftragen in den Narrenvereinen.“ Und: „Im Zeichen sozialer Isoliertheit in dieser Phase war das sehr hoch anzurechnen.“ Verärgert zeigte sich Hespeler noch immer über das polizeilich erlassene „Fastnachtsverbot“, was die Dekoration in den Gemeinden betraf und auch die Pläne zu minimalen Narrenauftritten oder symbolischen Entmachtungen.
„Das ist befremdlich, wie man mit dem Ehrenamt hier umgeht“, meinte Hespeler. Die Verbände hatten mit einer gemeinsamen Presseerklärung reagiert. Eine Entschuldigung des Polizeipräsidiums habe es zwar nicht gegeben, aber es sei doch spürbar niederschwelliger mit verschiedenen Aktivitäten umgegangen worden.
Finaler Startschuss für neues Fastnachtsmuseum
„Wir können bauen", gab Michael Fuchs als Präsident des Fasntachtsmuseums Schloss Langenstein stolz bekannt. Am Samstag hatte der Museumsverein seine Hauptversammlung gehabt und das „go" gegeben. Dank der Zuschüsse vom Bund, vom Land, vom Landkreis und sogar der EU wie den Erfolgen der eigenen Crowdfunding-Aktionen sei das Projekt finanziert. Der Bauantrag sei auch bereits genehmigt über den Gemeinderat von Orsingen-Nenzingen und man werde die Arbeiten nun ausschreiben können. Freilich wird auch viel ehrenamtlicher Einsatz nötig sein. Rainer Hespeler gab die Kosten mit rund 2,2 Millionen Euro nach aktuellem Stand an. An der letzten Fastnacht kamen trotz des Lockdowns nochmals 150.000 Euro an Spenden zusammen.
Fastnachtsjubiläum in Heudorf
„Endlich könnet mir mal wieder schreien“, verkündete der Zunftmeister Norbert Roth von den Heuliechern aus Heudorf zur Vorstellung der Zunft in der Halle.
1821 tauchten die Heudorfer Narren erstmals in einer Pfarrchronik auf, weil die jungen Heudorfer gegen das Fastnachtsverbot, und das sogar „wüst maskiert“, verstoßen hätten, was eine Anzeige beim Bezirksamt in Stockach zur Folge hatte. Und eine etwas unrühmliche Rache am Pfarrer, der die Jungnarren verpfiffen hatte. Und auch wenn die Fastnacht in Heudorf natürlich auch schon davor munter im Brauchtum gefeiert wurde, nimmt die Zunft das zum Anlass, dieses Jahr den 200. Geburtstag zu feiern, natürlich auch an der kommenden Fastnacht durch die 1984 gegründete Zunft, die 1994 in die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee aufgenommen wurde.
Wischeführer, Eiersammler, Eierkönigin und Eierkönig, Heuliecher und Heulicherin in einem dem 16. Jahrhundet nachempfundenen Häs, dazu das Hardmännle und ein Narrenpolizist sind die Figuren, mit denen die Zunft auch auf zahlreichen Umzügen mit vertreten ist.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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