Das Aussterben steht freilich im Raum
Der Chorgesang sucht die Zukunft immer von Neuem

Chroleiterin Ursula Abröll aus Eigeltingen kann sich freuen über die gelungene Kooperation dreier Chöre, die zusammen eine gute Präsenz schaffen. Gerade im ländlichen Raum werden Chöre leider immer kleiner. | Foto: Fiedler
2Bilder
  • Chroleiterin Ursula Abröll aus Eigeltingen kann sich freuen über die gelungene Kooperation dreier Chöre, die zusammen eine gute Präsenz schaffen. Gerade im ländlichen Raum werden Chöre leider immer kleiner.
  • Foto: Fiedler
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Eigeltingen/ Volkertshausen/ Hegau. Was gäbe es für eine schönere Würdigung für das "älteste Instrument" der Menschheitsgeschichte, denn sie wurde jüngste durch den Deutschen Musikrat zum "Instrument des Jahres 2025" gekürt als ein schönes Zeichen in den aktuellen Zeiten, in denen manche Chöre und vor allem die Männergesangsvereine doch um ihre Zukunft in der bisherigen Form bangen.

In einem spannenden Zusammenspiel aus Muskeln, Stimmlippen und Knorpel im Kehlkopf entstehe die für jeden Menschen einzigartige Stimme, wird die Wahl begründet, die jährlich seit 2008 der Landesmusikrat Schleswig´-Holstein trifft. Die Stimme verbinde Menschen auf der ganzen Welt, überwinde kulturelle, sprachliche und geografische Grenzen und schaffe eine gemeinsame Basis für Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. Und, wie immer wieder am Rand von Konzerten hier in der Region bestätigt wird: wann wäre man sich selbst - als der Seele, dem Bauch und auch dem Kopf übrigens - so nah wie im Gesang, ob zu Musik, aber ganz besonders im Chor, wo die eigene Stimme noch teil eines großen Ganzen und besonderen Klanerlebnisses werden kann. Diese besondere Kultur pflegen hat in der Region viele Top-Chöre, die jeweils große Scharen an überzeugten Zuhörern bei ihren Konzerten versammeln - und diese tief durch ihren Ausdruck berühren. Auch zeigen viele Chorprojekte in der Region, die den modernen Weg oder das Gospel als gemeinsame Option gewählt haben, dass der Gesang auch bei uns eine begeisterte Anhängerschaft hat. Und auch viele Chöre in Schulen und überzeugte Gesangsbotschafter in Grundschulen, machen Mut, dass diese Welt schon jüngsten Menschen geöffnet wird, als wichtigster Schritt, beim Gesang als Ausdrucksmöglichkeit zu bleiben.

Kooperationen öffnen Türen

Wahr ist auf der anderen Seite allerdings auch, dass gerade im ländlichen Raum viele Chöre, besonders überalterte Männergesangsvereine zunehmend ums Überleben kämpfen müssen, dass hier der Nachwuchs absolut fehlt. Wahr ist aber auch, dass inzwischen immer mehr neue Kooperationen entstehen, weil der Chor oder das Gesangsensemble im eigenen Ort oder Dorf, letztlich über die Stimme eine sehr bedeutende soziale Komponente hat, zumal man ja nie mehr dazu braucht, als die eigene Stimme.
Und klappt das auf dem Land? Ein schönes Beispiel ist eine Kooperation zwischen drei Chören in Eigeltingen und Volkertshausen, die mit Ursula Abröll eben auch die gleiche Dirigentin haben. Die inzwischen 73-Jährige steht schon seit über 30 Jahre am Dirigentenpult wurde von der Jugend an im Kirchenchor geprägt, sodass sie sich zur Chorleiterin ausbilden ließ. Zunächst war das, neben einem Akkordeonorchester der Gesangverein Eigeltingen, dem früher oder später keine Wahl mehr blieb, sich von der Männerdomäne für Frauen zu öffnen, was zunächst über einen Projektchor ausprobiert wurde, für ein großes Konzert. Dann kam wenige Jahre später der Kirchenchor noch dazu, dem wiederum die Männer, vor allem die tiefen Stimmen fehlten, wo dann aber auch schon Synergien genutzt werden konnten für Projekte. Und auch der Volkertshauser Männergesangverein stand eine Weile ohne Dirigent oder Dirigentin da, schmolz auch alters halber immer mehr zusammen.
Bereits im zweiten Jahr werde nun die Kooperation erprobt mit gemeinsamen Konzerten in beiden Gemeinden, für die zur Stärkung nach auch der Kirchenchor hinzugezogen werden kann. Und es klappt, wie in den kürzlich abgehaltenen Konzerten auch als Signal ans Publikum spürbar wurde, dass sich über die gebotenen Schlager sehr erfreute. Die Proben sind für die versierte Chorleiterin durchaus anspruchsvoll, denn bei den Männern können viele keine Noten lesen, müssen über ihr vorhandenes musikalisches Gefühlt an die Melodien herangeführt werden. Deutlich ist auch, dass die Chorprobe auch einen sehr intensiven sozialen Kontakt über das gemeinsame Singen hinaus bedeutet. "Das klappt und stimmt auch alles zusammen", zeigt sich Ursula Abröll zuversichtlich.
Wahr ist, dass sich jeder Chor über Menschen freuen würde, die den Mut fassen, mal mitsingen zu wollen. Das hätte das "Instrument des Jahres 2025 auf jeden Fall verdient.

Chroleiterin Ursula Abröll aus Eigeltingen kann sich freuen über die gelungene Kooperation dreier Chöre, die zusammen eine gute Präsenz schaffen. Gerade im ländlichen Raum werden Chöre leider immer kleiner. | Foto: Fiedler
Die drei Chöre aus Eigeltingen und Volkersthausen kürzlich beim gemeinsamen Konzert in St. Mauritius in Eigeltingen. Vor einigen Jahren noch hätte jeder Chor die Bühne alleine ausgefüllt. | Foto: Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.