Gemeinde wehrt sich erfolgreich gegen Pläne der Telekom
David gegen Goliath in Eigeltingen

Josip Davidovic von der Firma A-Tec arbeitet hochkonzentriert  | Foto: Josip Davidovic von der Firma A-Tec arbeitet hochkonzentriert daran, die Gräben frisch zu teeren, in denen die neuen Kabel liegen.swb-Bilder: rab
  • Josip Davidovic von der Firma A-Tec arbeitet hochkonzentriert
  • Foto: Josip Davidovic von der Firma A-Tec arbeitet hochkonzentriert daran, die Gräben frisch zu teeren, in denen die neuen Kabel liegen.swb-Bilder: rab
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Eigeltingen (rab). Es gibt so eine gute Laune, die so hoch ansteckend ist, dass sie einen in Sekundenbruchteilen infiziert und auf den ganzen Körper übergreift. Genau so eine gute Laune versprühte der Bürgermeister von Eigeltingen, Alois Fritschi, als er am Telefon mit überbordender Freude von einem Meilenstein für die Gemeinde berichtete: »Das ist ein historischer Sieg für Eigeltingen!«, rief er überschwänglich. Gerade eben hatte er die Nachricht von der Bundesnetzagentur erhalten, dass die Telekom nicht wie geplant mittels »Vectoring« alle zehn Kabelverzweiger für den Breitbandausbau durch Drittanbieter auf dem Gemeindegebiet von Eigeltingen sperren darf, sondern lediglich drei. Sieben Verzweiger stehen dann der Gemeinde für ihre Internet-Pläne ungebremst zur Verfügung. Und das bedeutet: Bahn frei für die Reise in ein schnelleres digitales Zeitalter in Eigeltingen und Münchhöf!

Aufatmen ist also angesagt – denn als Alois Fritschi vor zwei Wochen den Spatenstich für den Breitbandausbau ausführte, bedrückten ihn die Pläne der Telekom, die er als »unfair« bezeichnete, sichtlich. Hätte die Telekom alle Kabelverzweiger für ihre Zwecke sperren dürfen, hätte dies den Breitbandausbau erheblich erschwert. Das »Vectoring« ist eine neue Technologie, mit deren Hilfe das Bonner Unternehmen alte Kupferleitungen deutlich beschleunigen kann. Der große Nachteil ist dabei, dass in den Kabelverzweigern, also den grauen Kästen am Straßenrand, und auf den letzten Metern in die Haushalte hinein die Leitung aus technischen Gründen derart stark abgeschirmt werden muss, dass kein zweiter Anbieter das Kabel an dieser Stelle nutzen kann. Die betroffenen Kabelverzweiger wären somit für Konkurrenten gesperrt.

Projekt in trockenen Tüchern

Doch in Eigeltingen ist diese Sorge jetzt Schnee von gestern. Zwar nicht für alle Haushalte, denn: Drei Kabelverzweiger darf die Gemeinde nicht nutzen. Das bedeutet, dass rund 100 Haushalte im Kernort Eigeltingen nicht durch die neue Glasfasertechnik profitieren können und zwangsläufig und wie bisher Kunde der Telekom bleiben müssen. Die Unternehmen, die in dem Gewerbegebiet ihren Sitz haben, müssten sich ebenfalls nicht sorgen, betonte der Gemeindechef: »Da gehen wir mit Glasfaser direkt in jedes Gebäude rein.« Trotz der drei »verlorenen« Verteiler sei er sehr glücklich, betonte Fritschi, der das Projekt zusammen mit Hauptamtsleiter Walter Braun leitet: »Das Gesamtprojekt ist durch diese Entscheidung in trockenen Tüchern und nicht mehr gefährdet. Das ist ein 7:3-Erfolg für Eigeltingen!« Einer der gesperrten Verzweiger liege zudem im Gewerbegebiet und wirke sich im Grund nicht auf die Pläne der Gemeinde aus. Eigeltingen sei sozusagen mit einem »blauen Auge davongekommen«, betont Fritschi, und auch der Ortsteil Münchhöf profitiere komplett von der neuen Breitbandanbindung und werde nicht durch ein Vectoring der Telekom blockiert. Der Ausbau des Breitbandnetzes, den Eigeltingen zusammen mit der Gemeinde Mühlingen vorantreibt, geht derweil gut voran. Die Tiefbaufirma Maier aus Dettighofen verlegt auf 47 Kilometern 73 Kilometer Leerrohre – wobei die Gemeinde einen Zuschuss vom Land in Höhe von 34,46 Millionen Euro erhält. »10.000 Quadratmeter Asphalt drehen wir um«, verdeutlichte Fachplaner Udo Lemke vom Ingenieurbüro Reckmann die Dimension des Projektes. Im Januar 2018 sollen die Bürger dann auf die neue Technik zurückgreifen können. Ins digitale Hochgeschwindigkeitszeitalter katapultieren möchte die Bürger dabei der regionale Internetdienstanbieter »BLS – Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen mbH & Co. KG«.

Deutliche Worte in Mühlingen

Noch relativ entspannt sieht Mühlingens Bürgermeister Manfred Jüppner dem entgegen, was vonseiten der Telekom noch auf ihn zukommen könnte. »Die Telekom hat uns gegenüber bisher noch nicht den Wunsch geäußert, dass sie einen Hauptverteiler mit Vectoring belegen will«, informierte er. Seiner Meinung nach sei die neue Technik des Unternehmens auch eine »Krücke«, eine Übergangstechnologie, die im Gegensatz zu Lichtwellen nicht zukunftsfähig sei. Sollte die Telekom doch ein Vectoring in Mühlingen planen, sei für ihn klar: »Wir werden unser Konzept weiterverfolgen - und auch versuchen, uns zu wehren. Wir bauen aus!«, findet Jüppner deutliche Worte.

Glückwünsche aus Hohenfels

Noch nichts von der Telekom gehört hat auch Florian Zindeler, der Bürgermeister der Gemeinde Hohenfels, die ebenfalls den Breitbandausbau forciert. »Wir haben glücklicherweise noch keine Anspruchsmeldungen der Telekom erhalten und hoffen auch, dass das so bleibt«, erzählt er. »Alois Fritschi kann man nur beglückwünschen zu dem, was er erreicht hat!«, betonte er. In Hohenfels komme der Ausbau, der vom Land mit 600.000 Euro gefördert wird, gut voran. »Wir sind schon dabei, in die Gebäude reinzugehen«, berichtet Zindeler. In der Ortsdurchfahrt in Mindersdorf »sind wir gerade dabei, die Speedpipes an die Grundstücksgrenzen zu legen«.

- Nicole Rabanser

Autor:

Redaktion aus Singen

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