Werner Leber von Gemeinschaftsschule Eigeltingen verabschiedet
Bewegung und Begegnung
Eigeltingen (sw). Der Mann steckt voller Widersprüche. »Heute«, meine Werner Leber zufrieden, »heute muss ich mich mal um nichts kümmern.« Und dennoch hat der scheidende Rektor der Gemeinschaftsschule Eigeltingen im Raum Stockach einen Bleistift hinter dem Ohr und wuselt geschäftig herum. Er kann halt nicht aus seiner Haut heraus. Ist ein ratloses Temperamentsbündel. Ein ewig Herumschwirrender. Doch nun erhielt er aus der Hand von Viktor Schellinger, dem stellvertretenden Leiter des staatlichen Schulamtes in Konstanz, seine Entlassungsurkunde in den Ruhestand. Allerdings ist das »Lebewohl« nicht endgültig: Werner Leber bleibt »seiner« Schule als ehrenamtlicher Lehrbegleiter erhalten. Seine Aufgabe: einen bewegungsfreundlichen Schulhof zu schaffen.
Bewegung und Begegnung zeichnen ihn aus. Darum wollte er auch keine steife Verabschiedung mit Reden, Lobeshymnen und Monologen - er wünschte sich ein geselliges, lockeres Beisammensein. So wurden denn vor der Schule Bierbänke aufgestellt, Würstchen gegrillt, Getränke ausgeschenkt, Schwätzchen gehalten. Ganz ohne Formalia ging es aber dennoch nicht ab. Doch die waren angenehmer Natur. In einer für seine Verhältnisse sehr langen Rede meinte Eigeltingens Bürgermeister Alois Fritschi, die Gemeinde Eigeltingen würde sich vor Werner Leber und seiner Lebensleistung verneigen. Und er traf des Pudels Kern, als er betonte: »Sie gehen in Höchstform in Rente«.
Kann niemand bestreiten. Auch nicht Viktor Schellinger, der einige biographische Daten des Scheidenden in seiner Rede Revue passieren ließ: Am 21. September 1952 geboren besuchte er die Volksschule an seinem Heimatort Gottmadingen und machte 1971 sein Abitur am Gymnasium in Singen. Wer aus Gottmadingen kommt, habe Eisen und Stahl im Blut, witzelte der stellvertretende Schulamtschef, und so habe sich auch Werner Leber zunächst für ein Ingenieursstudium entschieden. Doch von Eisen und Stahl zog es ihn hin zum Menschen: Er sattelte komplett um und studierte Lehramt in Karlsruhe. Sein Referendariat absolvierte er an der damaligen Grund- und Hauptschule in Stockach.
Nach einer einjährigen Station in Fridingen an der Donau landete Werner Leber 1981 als Lehrer an der Grund- und Hauptschule in Eigeltingen. Hier wurde er 1986 Konrektor und 1992 Leiter. Ein erfolgreicher Leiter, wie sein Noch-Chef betonte. Als er 1986 in die Schulleitung aufstieg wurden in Eigeltingen 281 Kinder beschult, nun, bei seinem Ausscheiden, sind es 554. Die Entwicklung hin zur Ganztagesschule und zur Gemeinschaftsschule ist auch Werner Lebers Verdienst.
Er weiß sein Lebenswerk in guten Händen. Wunschgemäß tritt der bisherige Konrektor Michael Wernersbach die Nachfolge an. Ein engagierter junger Mann, der bei der Verabschiedung von Werner Leber auch fachgerecht Würstchen grillte. Ihm steht als neue Konrektorin Eva Robold zu Seite, die zuvor an der Schiler- und der Beethovenschule in Singen sowie im Schulamt gearbeitet hatte. Beide Personalien wurden beim Schulamt von Werner Leber in der ihm eigenen temperamentvollen Art durchgedrückt, wie Viktor Schellinger betonte. Werner Leber wird der Schule und der Region fehlen. Aber er geht ja nicht so ganz.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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