Neujahrsempfang in Schloss Bodman
Wege heraus aus der Doppelmoral

Graf Johannes von Bodman mit seinem Vater Wilderich und seiner Frau Carolina bei der Neujahrsansprache. | Foto: Fiedler
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  • Graf Johannes von Bodman mit seinem Vater Wilderich und seiner Frau Carolina bei der Neujahrsansprache.
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Bodman-Ludwigshafen. Nach zwei Jahren Unterbrechung konnte nun auch die gräfliche Familie Bodman wieder zu ihrem Neujahrsempfang im Schloss Bodman im Kreis der Mitarbeitenden, der ehemaligen Mitarbeitenden, der Ortsvorsteher aus den umliegenden Gemeinden, in denen die Besitztümer verteilt sind, wie auch Bürgermeister Matthias Weckbach begrüßen.

Nach zwei Jahren Corona-Chaos angesichts des inzwischen belastenden Krieges in der Ukraine mit all seinen Folgen auf die Energiewirtschaft und Produktionsketten ging Johannes Graf Bodman in seiner frei gehaltenen Rede auch erst mal auf die große Politik ein. „Nach der Banken- und Staatsschuldenkrise und den weltweiten Flüchtlingsströmen und neben den Herausforderungen der Klimaerwärmung kommt nun ein Krieg in Europa. Der Fachkräftemangel, ein fehlendes greifendes Zuzug-Konzept und die Verteuerung der Energie durch eine nicht zu Ende gedachte Umstellung auf regenerative Energie isoliert in Deutschland sprechen für eine Schwächung unseres Wirtschaftsstandorts“, so Johannes Graf Bodman.  Der Staat werde die wenigen Bürger, die zur Staatsfinanzierung beitragen, höher besteuern müssen. Die Doppelmoral sei dabei omnipräsent. Beispielsweise schütze man die Natur hier in unserer Land- und Forstwirtschaft und mit lokal erzeugter regenerativer Energie und kaufe gleichzeitig globale Güter, die unter katastrophalen Bedingungen hergestellt wurden, online oder in den Supermärkten, oder was Energie betrifft von denen, die man kritisiere. „Wir strangulieren uns mit überbordenden Regularien und reden über Bürokratieabbau. Die Vollkasko-Mentalität des Staates lässt dem Einzelnen kaum mehr Raum für Selbstverantwortung. Obwohl wir unser Bestes geben, können wir uns von diesen Mechanismen auch nicht gänzlich freimachen.“ Ein Beispiel ist für den Grafen das eigene Bioobst, das sehr stark unter Preisdruck steht - ungeachtet des Einsatzes dafür.

"In Zukunft vertrauen"
"Ich glaube, es lohnt sich in die Zukunft zu vertrauen, für Frieden, Freiheit und die Teilhabe Aller einzutreten. Wir sollten sagen können, was wir denken und danach handeln", schloss Johannes Graf Bodman diesen Teil seiner Rede angesichts einer Zukunft, die eben auch unvorhersehbar sei.

Aber natürlich hatte sich in den letzten Jahren im gräflichen Betrieb mit all seinen Ablegern eine Menge getan, über die es zu berichten galt vor den Gästen des Empfangs. Denn neu ist zum Beispiel Christoph Schmal hier im Team, mit dem Johannes Graf Bodman inzwischen das vielgliedrige Unternehmen leitet. Ein ausdrücklicher Dank ging in Sachen Glasfaser an Bürgermeister Weckbach, denn man habe nun die Gelegenheit zur umfassenden Digitalisierung genutzt in der Liegenschaftsverwaltung. Und Corona Kontaktverbote hätten auch gelehrt, dass man per Videokonferenz viel Zeit sparen könne. Die Erweiterung des Solarparks, das Thema der Argi-PV (Photovoltaik über Obstbäumen statt Hagelschutz), die Erweiterung des Hackchnitzel-Heizwerks für mögliche Nahwärmeversorgung sind aktuelle Themen.

Apfel-Rekordernte

Insgesamt 4.500 Tonnen Äpfel habe man im letzten Jahr ernten können, was ein Rekord trotz Hitzesommer sei. Gerade im Demeter- und Biolandbereich machten die gestiegenen Lohn- und Energiekosten zu schaffen. Am Rand des Gewerbegebiets entstand die Obsthalle, zusammen mit der Firma Grundler eine weitere beim Bio-Großmarkt in Meckenbeuren. 200 Hektar Obstbau werden gegenwärtig bewirtschaftet, davon 60 Hektar Tafelobst, 120 Hektar Saftobstanlagen, sowie 15 Hektar mit Blühwiesen, der Biodiversität wegen. Auf den Weinbergen setzt die Gräfliche Familie neben dem Ur-Spätburgunder auch auf Souvignier Gris als Weißwein, der sehr pilzresistent ist. Der Klimawandel fordert auch hier andere Lösungen: wegen der dadurch immer häufigeren Spätfröste wird der Einsatz von Beregnungsanlagen geprüft.
In der Waldwirtschaft wird Brennholz zum neuen Kassenschlager, bedeutsam für die Zukunft sei die Ausweisung des Bannwalds auf großen Flächen des Bodanrücks, der angesichts der damit handelbaren Ökopunkte durchaus auch wirtschaftlich nicht uninteressant ist. Bewährt habe sich die Kooperation mit dem Start-Up Gebrüder Rudolf am Bootshafen, mit Richard Schiess am Campingplatz wie mit der Firma Kountz bei der Schlosskellerei.

Start in Espasingen

Rund um den Gebäudebestand gibt es viel Neues. In Espasingen auf dem Areal der einstigen Schlossbrauerei geht es mit dem Radolfzeller Bauträger Gnädinger&Mayer als Übernehmer los. Der Karlsruher Bauträger Weisenburger habe für das hintere Areal den Bebauungsplan genehmigt und das mache dann rund 20 Prozent mehr Einwohner für Espasingen aus. Am Spittelsberg habe man den Bauernhof Sanierung und mit einem Start-Up "„Culturebooking“  belegt, die Vision sei, da einen Kulturort draus machen zu können. Am Mooshof stünden die Zeichen für einen touristischen Erlebnishof auch auf Grün, nach dem Zielabweichungsverfahren könne man nun an einen Bebauungsplan gehen.

Graf Johannes von Bodman mit seinem Vater Wilderich und seiner Frau Carolina bei der Neujahrsansprache. | Foto: Fiedler
Auch Bürgermeister Matthias Weckbach war als Gast beim Neujahrsempfang im Schloss mit dabei. | Foto: Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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