»Marienschlucht« soll längerfristig wieder geöffnet werden
Heiliger Gral oder Gefahrenzone?
Bodman-Ludwigshafen (sw). Die Wiederöffnung der »Marienschlucht« - schwierig und aufwändig, aber nicht ganz unmöglich. Das war der Tenor einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung der Kommunalparlamente aus Bodman-Ludwigshafen und Allensbach sowie des Ortschaftsrates von Langenrain-Freudenthal.
Vor zahlreichen Besuchern im »Seeum« in Bodman gaben die Kommunalpolitiker einstimmig eine Willenserklärung ab: Längerfristig soll ein Konzept zur Wiederöffnung der »Marienschlucht« erarbeitet werden. Dieses Konzept wird durch Beispiele wie etwa die Wutachschlucht angereichert und soll unter Einbindung zuständiger Ministerien und Behörden erfolgen. Damit setzten sich die Ratsmitglieder über deutliche Stellungnahmen und Gutachten von geologischen und juristischen Experten hinweg. Die »Marienschlucht« war nach einem Erdrutsch am 6. Mai 2015 gesperrt worden, der ein Todesopfer und einen Verletzten gefordert hatte.
Redner aus allen drei an der Sitzung beteiligten Kommunen legten sich für die »Marienschlucht« ins Zeug. Ludwig Egenhofer, Gemeinderat in Allensbach, hob die Bedeutung für den Tourismus, den hohen Stellenwert als Naherholungsgebiet, nostalgische Erinnerungen an vergangene Schulausflüge und die Einbindung der »Marienschlucht« in wichtige Wanderwege hervor. Auch andere Redner betonten die überregionale Bedeutung, die Beliebtheit als Ausflugsziel und die identitätsstiftende Wirkung der »Marienschlucht« hervor. Johannes Baron von und zu Bodman brach für das Gräfliche Haus als Besitzerin der Schlucht eine Lanze für ihren Erhalt: 1897 habe einer seiner Vorfahren die »Marienschlucht« geöffnet und touristisch erschlossen, etwa 300.000 Euro seien 2006 für die Sicherung ausgegeben worden. Und: »Längerfristig müssen wir versuchen, die Schlucht wieder zu öffnen.«
Die Experten waren da anderer Ansicht. Der Status Quo sei nicht tragbar, mahnte Dr. Clemens Ruch vom Geologischen Landesamt an: Eine Wiedereröffnung sei nur nach sehr großen technischen Sicherungsaktionen möglich, die aber ausgesprochen aufwändig und sehr kostspielig wären. Zudem würde seine Behörde sich nicht dafür verantwortlich zeichnen, daher müsse ein privates Ingenieurbüro beauftragt werden. Professor Dr. Ulrich Kaiser als juristischer Experte wies auf die Verkehrssicherungspflicht und die Frage der Haftung bei einem Unglücksfall hin. Auch die Aufstellung von Warnschildern, die vor einem Begehen der Schlucht warnen, würde er nicht empfehlen.
Auch die weiteren Wegverbindungen während der Schließung der »Marienschlucht« waren ein Thema der fast dreistündigen Mammutsitzung. So muss wegen der Schließung derzeit eine Umleitung des Premiumwanderwegs »SeeGang« in Kauf genommen werden, der aus touristischer Sicht keine Lösung sein könne, wie Anna Wildöer von der Tourist-Info Bodman-Ludwigshafen ausführte. Muss es auch nicht sein. Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, führte aus, dass der Uferweg von Bodman bis zur Marienschlucht wohl bis Herbst wieder in Betrieb genommen werden könne. Unter einstimmiger Rückendeckung der Gemeinderäte von Bodman-Ludwigshafen und Allensbach sowie des Ortschaftsrates von Langenrain-Freudenthal soll in interkommunaler Zusammenarbeit ein Vorschlag zur Öffnung des Uferwegs und des Blissenwegs unter Berücksichtigung verschiedener Gutachten erarbeitet werden.
Zudem segnete das gemeinsame interkommunale Parlament einen Vorschlag von Matthias Weckbach ab, Toiletten, Schutzhütte und Schiffssteg an der »Marienschlucht« aufzubauen. Anlass für diesen Beschluss war auch, dass das Land Baden-Württemberg einen Zuschuss in Höhe von 120.221 Euro bei Baukosten von 317.588 Euro in Aussicht gestellt hat. Diese Förderung wolle man sich sichern, so Matthias Weckbach. Die verbleibenden Kosten könnten unter den Kommunen aufgeteilt werden- 58.904 Euro für Allensbach, 138.452 Euro für Bodman-Ludwigshafen.
Matthias Weckbach erläuterte weiter, dass nach aufwändigen Verhandlungen mit dem Landratsamt eine Genehmigung für Toilette, Schutzhütte und Schiffssteg zu erwarten sei. Zudem haben die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen zwischenzeitlich mehr als 20.000 Euro in Vorplanungskosten gesteckt.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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