Sehr starkes Interesse an den Kandidaten
Drei Modelle für die Zukunft von Bodman-Ludwigshafen

Alle drei Kandidaten, schon verkabelt, zum Start der Veranstaltung im Seeum am Donnerstagabend. Danach mussten die Mitbewerber den Saal verlassen, um nichts von den Reden der anderen Mitzubekommen. | Foto: Fiedler
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  • Alle drei Kandidaten, schon verkabelt, zum Start der Veranstaltung im Seeum am Donnerstagabend. Danach mussten die Mitbewerber den Saal verlassen, um nichts von den Reden der anderen Mitzubekommen.
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Bodman-Ludwigshafen. Sehr groß war das Interesse der BürgerInnen zur Bürgermeisterwahl in der Doppelgemeinde Bodman-Ludwigshafen am Donnerstagabend im Seeum und dann am Freitagabend im Gemeindezentrum, so stark, dass sich eine ganze Reihe der Interessierten mit Stehplätzen begnügen mussten. Jeweils an die vierhundert Interessierte waren in die Hallen gekommen. An diesen Abenden sollte es natürlich um viele Fragen gehen, vor denen die Gemeinde am See-End auch steht.
Die Vorstellung wurde aufgezeichnet und kann auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde angeschaut werden.

Liebe zum Ort als Motivation

Nach der jeweiligen Einführung durch Bürgermeister Matthias Weckbach über die Regularien begann Kandidat Alessandro Ribaudo. „Die Liebe zum Ort ist meine Motivation“, machte er deutlich. Wenn man etwas mit Leidenschaft mache, dann werde es gut. Zuverlässige Kinderbetreuungsplätze bräuchten die Eltern, mit dem Neubau des Kindergartens solle eine Versorgungslücke geschlossen werden und auch für Bodman sieht er weiteren Bedarf. Die Wohnbaupolitischen Grundsätze sollen unbedingt fortgesetzt werden, und es gelte Zweitwohnungen in der Gemeinde weiter tz reduzieren, auch die nicht gemeldeten.
Es bringe dem Rathaus nichts wenn es digital sei, man aber kein gutes Internet habe. Die Vereine würden wertvolle Kinder- und Jugendarbeit leisten und würden auch für Senioren gute Angebote bieten, weshalb sie auch Förderung bekommen müssten. Die Energiewende gelte es aktiv mitzugestalten. Hier sei die Gemeinde als Vorbild gefordert. Die könne mit der örtlichen Zukunftsinitiative vorangetrieben werden, auch mit Bürgerbeteiligungen an etwaigen Solarparks.
Man habe auch die Gewerbesteuer seit 18 Jahren nicht verändert, auch weil man hier für Verlässlichkeit sorgen wolle. Sanften Tourismus sieht Ribaudo als weiteren Schlüssel. Man habe eine sehr gute Infrastruktur durch den Tourismus, aber man müsse es auch so gestalten, dass es verträglich mit der Bevölkerung sei.
Die Gemeinde könne nicht weiter Grundstücke verkaufen um den Haushalt zu finanzieren. Sein Fachwissen als Steuerberater in Sachen Finanzierung könne hier für eine stabile Finanzpolitik sorgen.
Was die Fragen anbetrifft: so ging es in Bodman zum Beispiel um die Liegewiesen im Uferpark.
In Ludwigshafen wurde die Frage nach der ärztlichen Versorgung allen Kandidaten gestellt, die nach Meinung des Fragestellers „auf der Kippe stünde“. Hier kann sich Ribaudo eine eventuelle Lösung im Gewerbegebiet vorstellen. Die Bodenpreise waren natürlich in beiden Teilorden ein Thema, weil sich das viele gar nicht mehr leisten könnten. Angesprochen auf etwas, was verzichtbar wäre, führte Ribaudo den „Bolu Train“ an. Den sehe er so nicht in der Priorität.

„Bürgermeister muss Verwaltung können“

Christoph Stolz hob seiner Vorstellung seine Verwaltungserfahrung heraus. Seit sechs Jahren ist er in Deizisau stellvertretender Hauptamtsleiter und der dortige Bürgermeister war zu beiden Kandidatenvorstellungen gekommen. „Ich kann Verwaltung und ich glaube, dass eine Gemeinde wie Bodman-Ludwigshafen einen Bürgermeister braucht, der Verwaltung kennt“, so Stolz. Meckern könne jeder, die Kunst sei es etwas besser zu machen. Im Rathaus in Bodman-Ludwigshafen habe er seine Bachelorarbeit zur Übertragung von Gemeinderatsitzungen gemacht.
Stolz präsentierte einen „Bauplan 2040“ für das Rathaus. Grundstücksverkäufe stellen für ihn kein Mittel zum Haushaltsausgleich dar. Die Gemeinde profitiere vom Erfolg der Unternehmen, deshalb gelte es für sie günstige Rahmenbedingungen bieten zu können, was vielschichtiges Engagement erfordere. Wichtig sei ein durchdachter Plan mit langfristigem Horizont. Es habe in 2018 ja schon einen Zukunftsdialog gegeben, er wollte ein strategisches Leitbild mit den BürgerInnen für die nächsten Jahre in Stufen entwickeln, mit Zeithorizonten von drei über fünf bis zehn Jahren, je nach Priorität und Aufwand.
Die Menschen könnten Bodman-Ludwigshafen so zu einer lebendigen Zwillingsgemeinde mit zwei starken Teilorten machen, in der jeder seine Identität bewahre. Regelmäßiger Neubürgerempfang. Identität: besonderer Charakter sollen Teil der Identität werden.
Die Gemeinde habe eine überdurchschnittliche Infrastruktur durch den Tourismus. Es sei auch eine mutige Gemeinde, offen für neue Entwicklungen. Verwaltungsdigitalisierung sei ihm sehr wichtig, betonte Stolz, ebenso der weitere Ausbau der Breitband-Infrastruktur, ohne die das auch wenig Sinn mache. An deren Qualität wurde bei den Fragen immer wieder Kritik geübt. Stolz machte auch deutlich dass er keine Versprechen machen wolle, von denen ich nicht weiß ob ich sie einhalten kann. „Die nächsten Jahre werden eine große Herausforderung sein, machte er die veränderte Lage deutlich. Gefragt wurde er auch ganz speziell: ob er schon ein Programm für die ersten 100 Tage seiner Amtszeit habe, was Stolz indirekt bejahte. Sicher werde es darum gehen, sich tiefer einzuarbeiten, aber auch die Öffentlichkeit stärker einzubeziehen. Den Wahltermin hält Stolz auch mit Blick auf die Gemeinderatswahlen im kommenden Frühjahr für interessant, weil da die Zukunft der Gemeinde weiter im Wahlkampf diskutiert werden und damit auch viele Themen neu gewichtet. Gefragt wurde Stolz auch unter anderem zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Menschen zusammenführen

Matthias Korb, Softwareentwickler mit aktuellem Wohnsitz in Stockach, sagte in seiner persönlichen Vorstellung, dass es in seinem Metier längst nicht mehr nur ums Programmieren gehe, sondern damit, Menschen zusammenzuführen. So sehe er auch das Amt als Bürgermeister. Schon bei der Wohnungssuche habe sich gezeigt, dass Bodman damals schon teuer gewesen sei, aber ohne gutes Internet. Beides wolle er gerne ändern, damit die Gemeinde für Familien bezahlbar sei und bleibe.
Digitalisierung in der Verwaltung und eine Beschleunigung der Verfahren würde anstreben, da sei eine Veränderung von Prozessen nötig. Sorgen mache ihm der Klimawandel, 2018 habe es durch die Dürre kein Wasser mehr im Bodensee gehabt, ein Jahr später sei das Ufer überschwemmt gewesen und letztes Jahr auch schon wieder Trockenheit. Die Gemeinde lebe vom Tourismus: Wege müssten gefunden werden, um zum einen die leeren Zweitwohnungen in den Griff zu bekommen und deren Besitzer in die Pflicht zu nehmen. Auf der anderen Seite sei es nicht gut, wenn diese samstags und sonntags voll seien, müsse man hier doch auch weiter Wohnen können. Fragen gab es nach seiner Kenntnis in Verwaltungen, weil man ja nicht nur Chef sondern Bürgermeister werde, das seien ein paar mehr Menschen als in einer Abteilung eines Unternehmens,. Korb betonte freilich, dass er gewohnt sei, schnell lernen und Lösungen finden zu müssen.
Der Wahltag in Bodman-Ludwigshafen ist am 23. April. Die Kandidatenvorstellung wurde wegen der nun anstehenden Osterferien so früh angesetzt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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