Kritik an Schnittstelle zur Gürtelbahn
"Der schlechteste Fahrplan seit 30 Jahren"
Gottmadingen/Bodman-Ludwigshafen. Der Gottmadinger Stefan Burger pendelt seit fast 30 Jahren mit dem Zug von seinem Wohnort Gottmadingen nach Ludwigshafen am Bodensee, wo er im Rathaus Ludwigshafen arbeitet. Und das hat all die Jahre geklappt, auch nach oft langen Gemeinderatssitzungen. Ein böses Erwachen gab es für ihn freilich beim großen Fahrplanwechsel jetzt im Dezember. "Bisher hatte ich noch vier Verbindungen morgens zur Auswahl, jetzt ist es gerade noch eine", klagt er.
Der Seehas aus Singen in Radolfzell mit Ankunft um 6.06 Uhr, aber der Abfahrt nach Friedrichshafen 6.05 Uhr geht nicht mehr. Der nächste Zug, mit Ankunft aus Singen in Radolfzell um 7.06 Uhr, der Abfahrt nach Friedrichshafen um 7.10 Uhr, aber nicht mehr auf Gleis 4, sondern auf Gleis 1 ist zum Glücksspiel geworden. "Trotz Rennen habe ich es nur noch bis zum Knopf geschafft, dann fuhr der Zug los. Das ist keine sichere Verbindung mehr", klagt Burger sichtlich genervt. Die nächste Verbindung wäre für ihn dann der Zug um 7.13 Uhr ab Gottmadingen ohne Umsteigen in Richtung Friedrichshafen. "Perfekt, wenn der Zug nicht in Waldshut schon hängen bleibt", ist seine Erfahrung. Die sonst noch als Notnagel mögliche Verbindung um 8.18 Uhr ab Radolfzell entfällt mit dem neuen Fahrplan, musste er zur Kenntnis nehmen. "In der Summe ist das für mich der schlechteste Fahrplan seit 1995", so sein Urteil.
Auch auf dem Rückweg wird es für ihn nun unnötig spannend. Bisher war der Umstieg in Radolfzell trotz planmäßig sieben Minuten oft knapp, aber am gleichen Bahnsteig hat’s meist geklappt. Künftig geht es hier auch von Gleis 1 nach 5. Das werde oft nicht funktionieren, kann er schon jetzt sagen. "Warum man die knapperen Anschlüsse noch knapper macht, erschließt sich mir nicht."
Zusätzlich verknappt wird für seinen Fall die Verbindung durch Gleisänderungen in Singen. Die Regiobahn aus Gottmadingen kommt nicht mehr auf Gleis 3 an, direkt beim Regioexpress nach Konstanz, sondern auf Gleis 5. "Schnelle Umsteiger halten die Türen offen, bis auch die langsamen unten durch sind. Damit geht der RE mit Verspätung raus, die dann von den vier Minuten für den Umstieg in Radolfzell abgehen. Warum das?", fragt Burger in Richtung der Fahrplanmacher. "Es ist für mich derzeit zwar noch kein Thema, aber wenn es so weiter geht, stellt sich für mich irgendwann die Frage, doch mit dem Auto zu fahren - nach 30 Jahren klimafreundlichem Pendeln", ist der Wink Burgers. Die jetzigen Nachteile bei der Umstellung kamen für ihn auch nicht ganz überraschend. Als die neuen Fahrpläne vorgestellt wurde, habe er bereits im Oktober auf die Problematik hingewiesen. Da habe man im seitens des VHB (Verkehrsverbund Hegau-Bodensee) Hoffnung gemacht, dass das berücksichtigt würde. Der Gleiswechsel im Bahnhof Radolfzell war dann doch eine böse Überraschung gewesen, denn er war damals noch gar nicht angekündigt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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