Ruth Baumann bei der CDU am See-End zum Frauentag
„Der größte Facharbeitermangel ist in der Politik“
Bodman-Ludwigshafen. „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ steht seit 1949 als Artikel 3 in unserem Grundgesetz. Diesen Kernsatz hatten ein Jahr zuvor 61 Männer und 4 legendäre Frauen als „Mütter des Grundgesetzes“ im Parlamentarische Rat für unsere Verfassung ausgearbeitet. Zum Weltfrauentag konnte nun Jürgen Beirer als Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Bodman-Ludwigshafen am Mittwochabend eine exakt gleiche Anzahl von Frauen und Männern zu einem gut besuchten Vortrags- und Diskussionsabend mit Referentin Ruth Baumann in der „Krone“ begrüßen. „Braucht Gleichstellung der Frauen mehr Frauenförderung - oder braucht Gleichstellung gleiche Augenhöhe?“, so die Ausgangsfrage.
Baumann ist nicht nur Geschäftsführerin eines Freiburger Strassenbau-Unternehmens („Wir denken in Generationen, nicht in Wahlperioden“), sondern auch Präsidentin der Unternehmerfrauen im Handwerk Baden-Württembergs („Landesmutter“), zudem Vorsitzende des Bezirks Südbaden der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion MIT und seit 2022 Mitglied des CDU-Bundesvorstandes.
Und sie nimmt, ganz Schwertgosch, kein Blatt vor den Mund - „Bin keine Politikerin, bin im Strassenbau, im Handwerk, Steuerzahlerin!“ - und freut sich erkennbar, „dass in der CDU endlich wieder angefangen wird zu diskutieren“. Starke Frauen wie ihre Mutter und Tante haben den Weg der Strassenbaumeisterin begleitet - und „starke Männer vertragen auch starke Frauen“, so ihr familiäres Fazit.
Baumann gendert nicht, wollte nie nur Feigenblatt, „schmückendes Beiwerk“ oder „Quotenfrau“ sein, legt hingegen Wert auf Kompetenz, Können und „Gespräche auf Augenhöhe“. So hält sie es im eigenen Betrieb und gegenüber jedermann, der ihr aus der großen Politik begegnet. Überhaupt mische sich der Staat viel zu oft ein und reguliere zu weit in das Alltagsleben hinein, auch in den Unternehmen: „Jeder solle nach seiner Façon glücklich werden“ zitierte Baumann den Alten Fritz. „Der größte Facharbeitermangel ist in der Politik“ resümierte Baumann. Oft seien die Menschen im realen Leben schon weiter, „des Denkens mächtig, wahlberechtigt“.
Baumann hält unter Beifall aber auch nichts davon, immer gleich nach dem Staat zu rufen: Sie plädiert für Bodenständigkeit, Offenheit und Ehrlichkeit. „Authentisch sein - für das, was man vorträgt, brennen“, so Baumann. Nicht leere Worte seien gefragt, sondern Lösungen. Baumann trägt hierzu eine Fülle von Beispielen vor, äußert scharfe Kritik am „Green Deal“, der aus Sicht des Handwerks „so nicht machbar“ wäre, und geißelt zusätzliche Forderungen an Unternehmen („Taxomanie“), die sich auch deshalb ins Ausland orientierten. Bäcker und Metzger seien zwar „systemrelevant“ und „Kulturgut“, bekamen aber keinen günstigen Strom wie Großbetriebe. In puncto „Wertschätzung“ hinsichtlich Frauen im sozialen Bereich als auch gegenüber Unternehmen wäre die Schweiz viel weiter - Frauen bei uns, „wenn wir sie in verantwortlichen Positionen wollen“, brauchen Förderung. Baumann‘s Appell zum Schluss: „Ehrenamt muss Spass machen - unsere Heimat verdient allen Einsatz!“
Starker Beifall läutete eine engagierte Diskussion unter den Anwesenden ein, wobei Bürgermeister Matthias Weckbach offen zugab, dass er sich früher „aufgeregt“ habe, als der Mutterschaftsurlaub nicht nur die Betroffene, sondern auch deren befristete Vertretung plus deren Ersatzvertretung aus der Arbeit genommen habe - heute sei er „total froh“, dass die Frauen dies so super organisiert hätten, dass mittlerweile Amtsleiterin-Funktion möglich geworden wäre. All dies habe dazu beigetragen, dass - im Unterschied zu Amtskollegen im Landkreis - „an keinem Tag die Rathaustüre zu war, außer, wenn das Öffnen verboten war“.
Alessandro Ribaudo, CDU-Kandidat für die Nachfolge Weckbachs, nach seiner Einschätzung zum Thema befragt, erlebte während der Corona-Pandemie, wie flexibel Beschäftigte mit dem Thema Kinderbetreuung, Homeoffice und Arbeitszeit umgegangen sind und wie das gute Miteinander der Männer und Frauen auch „extreme Bindungen“ zustande gebracht habe - ein Büroraum sei regelrecht in ein gemeinsames Kinderzimmer umgewandelt worden!
Jürgen Beirer, der eingangs daran erinnert hatte, dass noch zuwenig Frauen in der CDU und im Gemeinderat poltisch aktiv sind („Denn da geht Politik los!“), hatte nicht nur 20 Mitgliedsanträge mitgebracht, sondern ermutigte die anwesenden Damen zu Abschluss ebenfalls: „Engagiert Euch, wo‘s geht!“
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
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