Eine "Kreuzfahrt" mit vielen Überraschungen
"Butterfahrt" zum kulturellen Original erhoben
Bodman-Ludwigshafen. Vor zwei Jahren gab es die erste "Butterfahrt" nach dem Konzept von Annie Lenk und Julia Bach per Bus und mit Masken durch Bodman. In der zweiten Auflage am Samstagabend konnte schon mit der MS Ludwig in See gestochen werden, für eine Ausfahrt voller merkwürdiger Überraschungen. Ein schriller "Cruise Direktor", ein höchst merkwürdiger Bordpfarrer, eine Frau mit TV-Gerät um den Bauch, die TänzerInnen der Färbe, Donnergott" Thor" mit Rollat(h)or, eine Schar voller Sirenen, eine Piratenbande, die auch Kinderchor war, eine Forscherin auf Zeitreise auf der Suche nach der "zweiten Steinzeitsandale von Sipplingen", ein Neandertaler auf der Flucht vor der Liebe, das fliehende Pferd von Walser und sogar der Markgraf von Baden als "armes" Schwein, wie der "Blinde Passagier" des Luftschiffs Graf Zeppelin, erzählten den Mitreisenden dieser in kürzester Zeit ausverkauften "Kreuzfahrt mit Werbeveranstaltungen" schier unglaubliche Geschichten, bis zum Finale gar eine Hochzeit gefeiert werden konnte.
In der spät stehenden Sonne versammelte sich am Sonntagabend eine illustre Schar von Gästen auf dem Bodmaner Landungssteg, und das richtig erwartungsvoll. Denn was in den nächsten vier Stunden passieren sollte, war ja nicht bekannt, außer dem Titel "Butterfahrt". Und doch war schon einiges anders, als bei solchen Abfahrten. Im schicken Matrosenlook gekleidete Menschen, die sich später als ein Ensemble der Ballettschule der Färbe herausstellten, brachten alte Koffer aufs Schiff, eben ein bisschen so wie früher und die Gäste schauten diskutierend zu, was da nun auf sie zukäme. Die "Matrosen" begannen sogar einen Sirtaki zu tanzen, bevor der "Cruse Director" (Nikolaus Kraus) die Bühne betrat und allerhand bizarre Regeln für die Fahrt erläuterte, gar Herren mit grünen Socken Ersatz anbot und schließlich noch durch einen schrägen Pfarrer (Sava Vinokic) das Schiff mit Bodmaner Schnaps und den Stimmen eines Kinderchors taufen ließ. Denn die Titanic sei ja ungetauft zu ihrer Jungfernfahrt in See gestochen, mit dem bekannten Ende. An Bord begrüßte "Duke Spans Teewagen-Terzett" die Gäste als ein musikalischer Part und endlich wurde abgelegt. Dass es eine Abenteuerfahrt werden sollte, wurde schnell durch die "Chef Stewardess" (Eva Maria Hübner) klar, die deutlich machte, dass ein Abschiedsbrief per App kostenpflichtig wäre - abhängig von der Zeichenzahl. Und nach einer ersten Verkaufsveranstaltung mit dem Bord TV (Karin Weber) gabs die erste Überraschung: Sofia von Stein (Regina Raimjanova) war als "Blinde Passagierin" aufs Boot gekommen. Sie erzählte ihre bizarre Geschichte vom Steinzeit-Lederschuh von Sipplingen und dass sie sich in diese Zeit transportieren ließ.
Der Träger dieses Schuhs trat dann beim ersten Landgang am Fuß der Marienschlucht zutage als "Fred Faustkeil" (Andreas Bittl), der seine bizarre Geschichte auf Lager hatte, bevor der Gewittergott (Gerhard Polacek), aus einer Höhle kam und sein Leid beklagte. Das Zusammentreffen zwischen der Forscherin und dem Steinzeitmensch hier in dieser anderen Zeit endete mit der Flucht des Mannes, denn der wurde von den plötzlichen Liebesbezeugungen überrumpelt. Das Publikum war verwirrt ob der Zeitreise, denn wieder auf See, gab sich noch eine Piratenbande die Ehre, und als weitere Kuriosität zog auch noch eine Schar Sirenen auf dem Segelboot vorbei. Unter den Gästen erhob sich da plötzlich Frank Lettenwitsch, um die Geschichte von Clarence Terhune, dem berühmten Blinden Passagier auf dem Riesen-Luftschiff Graf Zeppelin bei der Atlantikfahrt zu erzählen, während das Bordteam das Abendmenü servierte: ganz stilecht Butterbrote. Mit selbst gemachter Aromabutter natürlich, so viel Luxus sollte schon sein.
Und der nächste Landgang beim Zollhaus Ludwigshafen bereitete weitere Überraschungen. Cowgirl Liliane Rehag betrauerte in Anspielung auf den kürzlich verstorbenen Martin Walser ihr geflohenes Pferd. Ein gemeinsamer Tanz mit dem Publikum und den Tänzerinnen der Färbe konnte es zurückholen, bevor dann Großherzog Ludwig (Robert Auer) ein Fenster öffnete, und zur Gitarre seine bedauerliche Lage im Exil zu Salem schilderte. Wie sollte das enden: Natürlich gab es am Zielhafen ein Happy End an der Hafenmole in einem theatralischen Showdown. Denn die Forscherin, die plötzlich auf einem Boot wieder in der Gegenwart auftauchte, konnte ihren "Fred" heiraten, wurde vom Pfarrer und dem Chief Director zu einem von allen gesungenen "All you need is love" getraut.
Eine schon immer wieder bizarre Butterfahrt mit viel Augenzwinkern, fast hätte man schon meinen können, Teil eines lebenden Lenk-Reliefs zu sein. So was sollte man einfach jedes Jahr machen, befand Wilderich Graf von Bodman als einer der prominenten Gäste schon während der Fahrt. Da hat er recht. Allerdings dürfte es schwer werden, so was noch toppen zu wollen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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