CDU-Fraktion im Kreistag sieht vermeidbares Problem und fordert den Landrat zur Intervention auf
Seehas-Strecke droht sechswöchige Sperrung
Allensbach/ Konstanz. Die CDU-Fraktion des Kreistags wurde von der Lokale Agenda Gruppe Allensbach über die geplante mehrwöchige Vollsperrung der DB-Netze im Abschnitt Allensbach bis Radolfzell informiert und gebeten initiativ zu werden.
"Die bisher vom 31. Oktober bis 28. November angekündigte vollständige Lahmlegung des Zugverkehrs mit Schienenersatzverkehr zwischen Allensbach und Radolfzell ist aus Sicht der Fahrgäste und meiner Fraktion sehr befremdlich. Es ist leider nicht das erste Mal, dass die Deutsche Bahn AG, unbestritten dringende und notwendige Arbeiten an der Bahninfrastruktur, auf dem Rücken von Berufspendlern und Schülern austrägt", so Fraktionssprecher Uli Burchardt. Es gehe ausdrücklich nicht darum, die zum Teil überfälligen Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen in Frage zu stellen. Es gehe allein darum, wie die Deutsche Bahn AG diese Arbeiten erledige, wird in dem Schreiben an den Landrat betont. Der Landkreis müsse als Verantwortlicher für den ÖPNV im Landkreis eine starke Rolle als Sachwalter und Anwalt der Bahnfahrgäste wahrnehmen.
Des Weiteren sei der Landkreis auch wirtschaftlich als Gesellschafter des VHB direkt betroffen, wenn Streckenvollsperrungen anstehen. Alle Sperrungen in den vergangenen Jahren hätten zu spürbaren Einnahmeverlusten der Gesellschafter des VHB geführt. Die Fahrgäste nutzen in solchen Zeiten, statt des unattraktiven Schienenersatzverkehrs, lieber den Pkw. Dies durchkreuze die gemeinsamen Bemühungen auf dem Weg zu einem konsequenten Klimaschutz.
Ob sich an der aktuell geplanten Vollsperrung noch etwas ändern lässt, sei als offen zu bezeichnen. Einen Versuch wäre es aber wert und deshalb solle der Landrat im Namen des Landkreises initiativ werden, fordert die CDU-Fraktion. Noch wichtiger, als die bereits terminierte Streckensperrung zu verhindern, sei gegenüber DB Netze deutlich zu machen, dass man bei künftigen Baumaßnahmen am Schienenwegenetz im Landkreis eine andere Vorgehensweise erwarte.
"Es ist unbestritten, jede Baustelle auf einer Bahnstrecke stellt sehr hohe Anforderungen an die planenden und ausführenden Projektverantwortlichen. Der Fokus kann aber, wie aktuell leider der Fall, nicht alleine darauf gelegt sein, wie kosteneffizient die Abrechnung der Baustelle ausfällt. Mindestens gleichrangig sind die Interessen der Bahnkunden und des Landkreises Konstanz an einem wenigstens während der Hauptverkehrszeiten ungehinderten Zugverkehr bei der Projektierung zu berücksichtigen", so Uli Burchardt in dem Brief.
Dass es anders gehe, wenn man will, sei erwiesen. Praktischer Beleg dafür sei die Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn von 1972-1975 zwischen Konstanz und Offenburg unter Betrieb. Während der gesamten Bauzeit sei damals tagsüber der Zugbetrieb von 6:00 Uhr bis 20:00 Uhr aufrechterhalten worden. Dies sei früher, wie heute unter anderem damit zu schaffen gewesen, dass man zwischen Bauabschnitten auf der zweigleisigen Strecke Überleitungsstellen einrichtet oder Bauweichen installierte.
Was die als „schwerfällig“ apostrophierte Behördenbahn in den siebziger Jahren fahrgastfreundlich geschafft habe, müsste die privatwirtschaftlich organisierte und als „flexibel und kundennah“ apostrophierte Deutsche Bahn AG im Jahr 2020 ebenso schaffen, befindet Uli Burchardt im Namen der CDU-Fraktion.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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