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Foto: Ilja Mess

Ein mittlerweile eingestelltes steuerliches Ermittlungsverfahren wurde für die Dramatikerin Elfriede Jelinek zum Anlass, auf ihre «Lebenslaufbahn» zurückzublicken. Sie verwebt ihren eigenen persönlichen «Steuerfall» und ihre kraftvolle Empörung darüber mit den Absurditäten der Vergangenheit und Gegenwart. In die eigenen Angaben zur Person schieben sich Berichte über das Schicksal von Verwandten – dem jüdischen Teil ihrer Familie –, die während der NS-Zeit aus Österreich fliehen mussten, deportiert und ermordet wurden. «Es ist bei uns alles eine Generation verschoben, ich bin die Jüngste unter den Alten, eigentlich bin ich die Älteste unter den Jungen, dazwischen fehlt was, weil der Hitler ganze Generationen von uns nicht mochte, gar nicht, die fielen dann aus, oh Schmerz, aber das Geld haben wir nicht verschoben, Ehrenwort, wir sind ja keine Fußballer!»

Jelinek erzählt von Flucht und Verfolgung, von alten und neuen Nazis. Ihr Nachdenken führt auch zum Nachgehen globaler Finanzströme. Wie sehr profitieren Staaten bis heute von enteignetem jüdischen Vermögen? Wie viele NS-Größen wurden nach 1945 anstandslos entschädigt? Und was sind aktuelle Steuersparmodelle oder handfeste Betrugsskandale, von Cum-Ex-Geschäften bis zu Wirecard? Elfriede Jelinek schreibt autobiografisch wie allgemeingültig. Über sich. Über uns. Über Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Nach „Quijote“ und «Das Bildnis nach Motiven des Dorian Gray» setzt sich Regisseur Hannes Weiler zum ersten Mal künstlerisch mit Elfriede Jelinek auseinander. Die Autorin setzt effektvoll und mit plakativem Witz Gedankensprünge ein und kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Der Regisseur arbeitet mit unnachahmlichen Assoziationsketten. Spannend wird sein, was an der Reibungsfläche zweier Expert*innen für Sprachbilder entstehen wird.

Weitere Infos unter www.theaterkonstanz.de

Autor:

WasWannWo aus Singen

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