Vorstellung des Fachgutachtens zur Wärmeplanung
"Eine Daueraufgabe für die nächsten Jahrzehnte"
Volkertshausen. Schon viele Jahre beschäftigen sich einige Kommunen im Landkreis mit der Frage nach der klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2040. So auch die Gemeinde Volkertshausen, für die in der Gemeinderatssitzung am 6. Mai nun das Fachgutachten zur kommunalen Wärmeplanung präsentiert wurde.
Ursprung dessen war die Gemeinderatssitzung am 19. Juni 2021, worin die Gemeinde die Kooperation mit den Kommunen Aach, Engen, Hilzingen, Mühlhausen-Ehingen und Tengen beschloss. "Am 7. März 2022 wurde dann der gemeinsame Beschluss einer freiwilligen kommunalen Wärmeplanung gefasst und ein Fachgutachten in Auftrag gegeben", so Hauptamtsleiter Martin Gschlecht auf Nachfrage des WOCHENBLATTs.
Ein weiterer Aspekt, von welchem die Gemeinden auch profitierten, war, dass man den Beschluss noch vor der bundesrechtlichen Verpflichtung dazu fasste. "Hierdurch konnten wir unter anderem auch einige Förderungen beantragen", erläuterte Bürgermeister Marcus Röwer in der Sitzung. Innerhalb von fünf Jahren seien die Kommunen dazu verpflichtet, eine der fünf Maßnahmen, welche im Gutachten aufgeführt sind, zumindest zu beginnen.
Kein Wärmenetz vorhanden
Im Folgenden stellte Maximilian Schmid, Leiter Energiekonzepte bei endura kommunal aus Freiburg, die bundesweit bereits 50 Kommunen bei einer Wärmeplanung unterstützten, die Ergebnisse des Fachgutachtens für die Gemeinde vor, welche nach Beschluss des Gemeinderats für vier Wochen mit Möglichkeit zur Stellungnahme veröffentlicht wird. Die Wärmeplanungen, so Schmid, seien mittlerweile für alle Kommunen bundesweit verpflichtend. "Zuvor galt dies nur bei Kommunen mit über 20.000 Einwohnern." Zudem bestehe bei der kommunalen Wärmeplanung eine Förderung von etwa 70 Prozent. Von Oktober 2022 bis Mai 2024 erfolgte die Datenerhebung, zu der auch Industriebetriebe und Energieversorger Fragebögen beantworten mussten. "Darüber hinaus wurden im Oktober und November 2023 Fachworkshops hierzu angeboten", so Schmid.
Weiter ging er auf die Wärmenetzinfrastruktur der Gemeinde sowie die Bestandsanalyse hierfür ein. Zwar sei in der rund 3.300 Einwohner starken Kommune ein Gasnetz vollständig vorhanden, jedoch kein Wärmenetz. Bezogen auf einen Referenzwert aus dem Jahr 2021 habe Volkertshausen einen Wärmebedarf von etwa 24 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a). Dabei werden rund 90 Prozent der Wärme in der Gemeinde aus fossilen Energieträgern gezogen, wie Maximilian Schmid aufzeigte. "Zudem haben rund 47 Prozent der Heizungen die technische Lebensdauer von 20 Jahren überschritten." Dadurch, dass viele Gebäude mittlerweile Wärmepumpen verbauen, würde auch der Strombedarf steigen. Des Weiteren seien rund 36 Prozent der kommunalen Gebäude vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1978 erbaut, was laut Schmid eine energetische Sanierung in den nächsten Jahren unumgänglich mache.
Sinnvolle Nutzung verfügbarer Potenziale
Im weiteren Verlauf ging Maximilian Schmid auf die möglichen Potenziale der Gemeinde in Sachen Wärmeversorgung ein.
Hieraus gezogen habe die Gemeinde überall gut geeignetes Potenzial für Photovoltaik-Freiflächen (PV), mit Ausnahme des westlichen Teils. "Hier gibt es aufgrund von Hangneigung oder Schutzgebieten keine Flächen", erklärte Maximilian Schmid. Insgesamt würde der errechnete Strombedarf zur Wärmeerzeugung im Jahr 2040 etwa sieben GWh/a betragen, das entspräche etwa sieben Hektar Freiflächen- oder 18 Hektar vertikale Agri-PV. Auch in Sachen Solarthermie-Potenzial sei die Kommune ihm zufolge gut aufgestellt. Jedoch gebe es in Sachen Erdsondennutzung zur Geothermie aufgrund von Wasserschutz größere Ausschlussflächen. Das Abwärmepotenzial wird ebenfalls als gering eingeschätzt.
Im Folgenden zeigte Maximilian Schmid anhand eines Leitplanken-Szenarios auf, wie in der Gemeinde eine Wärmeversorgung ohne fossile Träger möglich sei. Dies könne unter anderem durch Einsparung von 25 Prozent durch Effizienzmaßnahmen wie energetischer Gebäudesanierung mit einer Sanierungsrate von zwei Prozent oder 19 Gebäuden pro Jahr gelingen. "Wasserstoff spielt bei der Beheizung der Gebäude keine Rolle", so Schmid. In Volkertshausen müsse ihm zufolge generell der Fokus auf sinnvolle Nutzung ganzjährig verfügbarer Potenziale gelegt werden. "Hierzu ist genug Potenzial da, um dies zu erreichen." Zudem würde für die Sektoren Strom und Mobilität zusätzliche PV und Windkraft benötigt. "Die Wärmewende", so Schmid in seinem Fazit, "wird eine Daueraufgabe für die nächsten Jahrzehnte." Dabei sei eine regelmäßige Aktualisierung der Wärmeplanung spätestens 2030 notwendig.
Bürgermeister Marcus Röwer betonte auch, dass die Wärmenetze aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Realisierbarkeit in der Gemeinde kein Potenzial hätten. "Hier werden wir andere Wege gehen müssen." Dabei nannte er neben der energetischen Sanierung auch die Energieberatungsangebote für Wohngebäudebesitzer, den Ausbau von PV, die Transformation des Gasnetzes sowie das mögliche Potenzial der Wärmenutzung aus der Aach als wichtige Maßnahmen, welche man hierfür umsetzen möchte. "Nur so können wir dauerhaft Kapazitäten für die Wärmeversorgung schaffen."
Autor:Philipp Findling aus Singen |
Kommentare