Ein Global Player aus dem Singener Osten
Wie Takeda dem Dengue-Virus den Kampf ansagen will
Das Pharma-Unternehmen Takeda hat im Vergleich zu anderen Industrie-Riesen der Stadt Singen eine noch relativ junge Historie. Dabei möchte man in Zukunft eine wichtige Rolle mit der Herstellung von Impfstoffen spielen.
Bevor Takeda unterm Hohentwiel ansässig wurde, hatte der Standort bereits eine über 30-jährige Geschichte hinter sich, wie Geschäftsführer Dirk Oebels erzählt. „Ab 1979 hat hier die in Konstanz gegründete Firma Byk Gulden Pharma-Produkte hergestellt.“ Seither sei die Firma durch mehrere Hände gegangen, ehe im Jahr 2011 Takeda einstieg. Byk Gulden war schon damals ein Global Player und führte im Jahr 1994 das Magenmittel Pantoprazol ein, das im Gefriertrocknungsprozess hergestellt und weltweit vertrieben wurde. „Das hat über viele Jahre das Leben hier am Standort Singen bestimmt“, so Dirk Oebels.
Bis heute konnte Takeda die Produktionsstätte Singen auf über 1.200 Mitarbeiter ausbauen. Zudem gelang es vor einigen Jahren, den Zuschlag für die Produktion eines Dengue-Impfstoffs zu erhalten, der komplett in Deutschland hergestellt, abgefüllt, verpackt und global versandt wird. „So transformieren wir den für uns strategisch sehr bedeutenden Standort für die nächste große Reise und bleiben auch in Zukunft ein wichtiges Standbein der Singener Industrie“, zeigt sich der Takeda Geschäftsführer stolz. „Durch den Klimawandel breiten sich Tropenkrankheiten wie Dengue immer weiter aus. Unsere Aufgabe ist es, das Vakzin für die Welt zur Verfügung zu stellen.“
Die Geschichte des Impfstoffs reicht dabei über 40 Jahre zurück und begann an einer Universität in Thailand. „Durch die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie und dem öffentlichen Gesundheitswesen wurde die Entwicklung des Impfstoffs vorangetrieben“, so Dirk Oebels. Im Jahr 2013 erwarb Takeda den Impfstoff und leitete seine Entwicklung, die im Jahr 2022 in der ersten Länderzulassung gipfelte. „Als dann zusätzliche Kapazitäten benötigt wurden, war Singen der Standort, der die nötige Kompetenz in der Gefriertrocknung mitbrachte“, ergänzt Oebels.
„Inzwischen konnte der Impfstoff bereits in über 20 Ländern in Europa, Lateinamerika und Asien eingeführt werden und es ist unser Ziel, die Verfügbarkeit des Impfstoffs weiter auszuweiten.“ Die Expertinnen und Experten arbeiten eng mit dem Entwickler-Team in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts zusammen. Dank des Know-hows aus Singen werden weltweit Kapazitäten für die Produktion des Dengue-Vakzins aufgebaut. „In Indien und Brasilien unterstützen wir lokale Impfkampagnen“, erläutert Oebels. Die komplexe Produktion des Vakzins nehme Oebels zufolge von der Herstellung einer aufkonzentrierten Viruslösung der vier Subtypen über den Prozess der Gefriertrocknung und alle notwendigen Qualitätsprüfungen bis zum finalen Impfstoff für die Arztpraxen etwa ein Jahr in Anspruch. Der Produktion gingen mehrere aufwändige klinische Studien mit über 28.000 Freiwilligen in 13 verschiedenen Ländern voraus. „Diese Menschen haben wir über fünf Jahre begleitet und jede Woche kontaktiert“, erklärt Oebels. „Mittlerweile sind wir schon in Folge-Studien, um zu sehen, ob ein Booster notwendig ist“, so der Takeda Geschäftsführer weiter.
Erst im letzten Jahr wurde das Produkt gelauncht, heute liegen große Hoffnungen auf dem Dengue-Impfstoff aus Singen. „Dengue wird von Jahr zu Jahr schlimmer, die Tigermücke als Überträger verbreitet sich durch die Klimaentwicklung und Urbanisierung immer mehr“, so Oebels. „Deshalb sind wir in der Lage, die Produktion bei Bedarf jederzeit schnell hochzufahren, um möglichst viele Menschen in den endemischen Gebieten versorgen zu können.“
Für die Zukunft schließt Oebels nicht aus, unterm Hohentwiel neben dem Dengue-Vakzin auch weitere Impfstoffe zu produzieren. „Momentan sucht das Unternehmen nach Kooperationspartnern für zusätzliche Entwicklungsprodukte. Die Kapazitäten hierfür wären in Singen in der Zukunft gegeben.“
Für den Industriestandort Singen selbst wünsche er sich, dass die Kommune und die Bevölkerung die Industrie hier weiterhin wertschätzen. Nicht immer sei das überall in Deutschland der Fall. „Die Industrie war schon immer ein Teil der Stadt. Es ist eine gute Symbiose. Die Stadt und die Einwohner profitieren alle davon.“
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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