Berg war schon sehr früh besiedelt
Leider Lücken bei den Spuren am Hohenstoffeln

Helmut Fluck aus Mühlhausen-Ehingen und die Archäologin Nuria Schäfer im Hegau-Museum bei ihrem sehr gut besuchten Vortrag im Singener Hegau-Museum über den Hohenstoffeln. | Foto: Ralph Stefan, Hegau-Museum
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  • Helmut Fluck aus Mühlhausen-Ehingen und die Archäologin Nuria Schäfer im Hegau-Museum bei ihrem sehr gut besuchten Vortrag im Singener Hegau-Museum über den Hohenstoffeln.
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Singen. Am vergangenen Dienstag präsentierten Helmut Fluck aus Mühlhausen-Ehingen und die Archäologin Nuria Schäfer im Hegau-Museum die wechselvolle Geschichte des Vulkanbergs Hohenstoffeln.

Die Entstehung des Hohenstoffeln begann vor rund 14 Millionen Jahren, als der Hegau-Vulkanismus einsetzte. In der ersten Eruptionsphase lagerte sich Tuffgestein ab, und vor etwa 12 Millionen Jahren bildete sich darunter das Basaltgestein. Seine heutige Form erhielt der Stoffeln jedoch erst während der letzten Eiszeit, als die Alpengletscher den weichen Tuff abtrugen und den Basalt freilegten.

Heute ist der markante Berg mit seinen zwei Gipfeln, auf denen noch die Ruinen zweier mittelalterlicher Burgen thronen, ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders auffällig ist der Knick am Nordhang, wo einst eine dritte Burg stand, die dem Basaltabbau zum Opfer fiel.

Die Besiedlungsgeschichte des Hohenstoffeln reicht weit in die Vergangenheit zurück. Archäologische Funde belegen menschliche Aktivitäten seit der Jungsteinzeit vor etwa 6.200 Jahren. Während der Spätbronzezeit existierte auf dem Berg vermutlich eine Höhensiedlung, auf die zahlreiche Scherben und Metallartefakte hinweisen. Aus späteren Epochen sind die Funde spärlicher. Drei Spinnwirtel aus der Eisenzeit und zwei römische Münzen, deren Originale leider verloren gegangen sind, hinterlassen eine Forschungslücke.

Die mittelalterliche Besiedlung des Hohenstoffeln beginnt nach historischen Quellen mit Graf Eberhard im 11. Jahrhundert und endet mit der Zerstörung der Burgen 1633 im Dreißigjährigen Krieg. Diese Besiedlungszeit ist archäologisch durch Keramikscherben und Ofenkacheln gut belegt.

Im 20. Jahrhundert rückte der Hohenstoffeln erneut in den Fokus – diesmal als wertvolle Rohstoffquelle. 1912 begann der Basaltabbau für den Eisenbahn- und Straßenbau. Für diesen Zweck wurde ein Steinbruchbetrieb mit Seilbahn und Gleisanschluss errichtet. Bereits acht Jahre später zeichnete sich der erste Knick im Nordhang ab. Trotz der ursprünglichen Zusicherung, die Burgruine zu erhalten, wurde mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 die Abbaugrenze überschritten und die nördliche Burg abgetragen.

Eine Gruppe um den Dichter Ludwig Finckh setzte sich erfolgreich für die Stilllegung des Steinbruchs und den Erhalt des Berges ein. Finckhs Kontakte zur NSDAP-Führung führten 1939 dazu, dass Göring den Hohenstoffeln unter Naturschutz stellte. Die Schließung des Steinbruchs spaltete die Gemüter: Während Naturschützer den Erhalt des Berges feierten, verloren die Arbeiter der Region eine wichtige Einkommensquelle.

Die Spuren des Basaltabbaus sind noch heute sichtbar: Bohrlöcher im Basalt, Ankerfundamente und das ehemalige Brecherwerk an der Bahnlinie Mühlhausen-Ehingen erinnern an die industrielle Nutzung. Gleichzeitig steht der Hohenstoffeln als Mahnmal für den Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz. Helmut Fluck regte an, diese Fragen auch in aktuellen Zusammenhängen zu stellen: Wie lassen sich Wohlstand und Umweltbewusstsein in Einklang bringen? Und welche Folgen hat unser Umgang mit den natürlichen Ressourcen?

Quelle: Hegau Museum Singen, Nuria Schäfer

Autor:

Presseinfo aus Singen

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