Spannender Vortrag im Hegau-Museum
Als das Kreuz das Zeichen für eine neue Welt wurde

Dr. Susanne Brather-Walter und die stellvertretende Leiterin des Hegau-Museums Nuria Schäfer zeigen den Nachbau eines Goldblechkreuzes, wie es vor 1.300 Jahren Verstorbenen auf das Leichentuch genäht wurde.

 | Foto: Ralph Stephan, Stadt Singen
  • Dr. Susanne Brather-Walter und die stellvertretende Leiterin des Hegau-Museums Nuria Schäfer zeigen den Nachbau eines Goldblechkreuzes, wie es vor 1.300 Jahren Verstorbenen auf das Leichentuch genäht wurde.

  • Foto: Ralph Stephan, Stadt Singen
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Singen. Das Christentum begann vor über 1.500 Jahren seinen Weg von Byzanz aus und verbreitete sich in ganz Europa. Die ersten Gemeinden wurden im heutigen Deutschland vorwiegend in den Städten gegründet. Auf dem Land praktizierten die Menschen weiterhin meist eine germanische Religion. Der Hegau war jedoch ein beliebtes Ziel für irische Missionare. Und daher zeigte sich hier früh ein christlicher Einfluss auch in der ländlichen Bevölkerung.
Die Christianisierung im Frühmittelalter hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben der Menschen. Überall entstanden Klöster und Kirchen. Die Macht der Bischöfe wuchs stetig. Und doch wissen wir erstaunlich wenig über diese bedeutende Veränderung. Schriftliche Quellen sind rar. Erst Anfang des 6. Jahrhunderts gibt es Aufzeichnungen, die die Existenz christlicher Gemeinden am Bodensee belegen. Es bleibt daher Aufgabe der Archäologie, die Spuren im Boden zu sichern, die dieser Wandel verursacht hat.
Hiervon zeugen Friedhöfe des frühen Mittelalters. Ab etwa 600 n. Chr. sind vermehrt Objekte mit kreuzartigen Verzierungen in den Gräbern zu finden. Diese Symbole werfen ein Licht auf die Christianisierung des südwestdeutschen Raums. Dr. Susanne Brather-Walter brachte in einem Gastvortrag mit dem bezeichnenden Titel „Die Crux mit dem Kreuz“ ein wenig Licht in das Dunkel der historischen Forschung.
Sie ist eine namhafte Archäologin, die sich auf das Frühmittelalter in Baden-Württemberg spezialisiert hat. Sie analysierte die Grabbeigaben von über 1000 Bestattungen. Dabei untersuchte sie auch die gesellschaftlichen Strukturen der Toten. So konnte sie Verwandtschaftsbeziehungen, Migrationsprozesse und eben auch die Glaubensvorstellungen des frühen Mittelalters rekonstruieren.
Bei ihrem Vortrag im Hegau-Museum vermittelte sie ein spannendes Bild von oft widersprüchlichen religiösen Zeugnissen. So scheint es im Frühmittelalter keiner Kirchen bedurft haben, um den christlichen Glauben zu leben. Glaube, Tradition und Aberglaube waren in dem Menschen der Epoche offensichtlich eng miteinander verbunden.
Das Archäologische Hegau-Museum in Singen beherbergt sehr viele dieser spannenden Bodenfunde. Und das Team um Museumsleiter Ralph Stephan hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese ferne Heimatgeschichte anschaulich zu vermitteln.

Quelle: Hegau Museum Singen,

Autor:

Presseinfo aus Singen

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