Bemerkenswerte Positionen zur Eröffnung einer besonderen Erzählzeit
"Wenn wir Roboter wie Sklaven halten..."

Fitzgerald & Rimini | Foto: Eine faszinierende Gratwanderung zwischen Literatur, Musik und Performance bot das Duo Fitzgerald & Rimini zur Eröffnung der Erzählzeit mit seinem Projekt "50 Hertz". swb-Bild: of
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  • Foto: Eine faszinierende Gratwanderung zwischen Literatur, Musik und Performance bot das Duo Fitzgerald & Rimini zur Eröffnung der Erzählzeit mit seinem Projekt "50 Hertz". swb-Bild: of
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Schaffhausen/ Singen. Der Andrang war überschaubar am Freitagabend im Stadttheater Schaffhausen, aber das lag dann eher daran, dass zeitgleich das Schweizer Team bei der EM gegen Spanien spielte und damit Fußballgeschichte für die Eidgenossen schrieb. Eine besondere Geschichte ist auch die diesjährige "Erzählzeit ohne Grenzen", die trotz Corona-Einschränkungen als Sommerevent mutig geplant wurde und nun tatsächlich bis bis zum 11. Juli mit 64 Veranstaltungen in 40 Städten und Gemeinden das Pubikum mit Live-Lesungen interessanter Autoren begeistern will und sicher wird - trotz einiger Umstände durch die dafür noch immer geltende Nachverfolgungspflicht.

Zeichen konnten mit der Eröffnung allemal gesetzt werden. Nach dem Eröffnungstalk von Moderatorin Monika Schärer mit den lokalen Politikern und institutionellen Gönnern Regierungsrat Martin Kessler und dem Kultur-Stadtrat Raphael Rohner ging es zur Zukunft der Literatur zu Sache, auch mit Musik. Das Berner Duo Fitzgerald & Rimini bewegte sich mit minimalistischem Klang wie in Balance zwischen vielen Genres, mit Sätzen wie "Seit du tot bist, bist du eine Narbe die juckt" in einem musikalischen Rezitat über die Berliner Näherin Auguste Wenzel. Und die dann mit einem Lied über die Sexpuppe "Harmony", eine Brücke zur an der Eröffnung lesenden Autorin Martina Clavadetscher legte, welche in ihrem neuen Roman "Die Erfindung des Ungehorsams" eben just auch über "Harmony" erzählt, die in China in einer Fabrik entsteht, noch ohne Kopf. Sehr wundersame Klänge und Worte hier auf der Bühne, die sehr fesseln konnten.

Die Frage nach der Zukunft der Literatur lag da nicht weit. Denn wenn Puppen für Sex sorgen, dann sind die Roboter nicht weit, die die Menschen dereinst mit Text bespaßen könnten. Die Frage, ob "künstlicher Intelligenz" einmal nicht nur Bücher schreibt und damit die Welt beeinflussen kann, wurde mit dem Literaturprofessor Philipp Theisohn diskutiert. "Wenn wir Roboter wie Sklaven halten, werden sie uns auch wie Sklaven halten", ist ein Satz, der hängen bleibt als Ansage. Für ihn verschwimmen die Grenzen zwischen dem künstlichen und dem Menschen, doch für die "humanoiden Maschinen" gehe immer ein Mensch verloren, der letztlich seine Eigenschaften und Komplexität dafür hergeben müsse. Man könne ja auch Makel programieren, die gerade die Menschen ausmachen. Die akutelle Zeit beschrieb der mit "es wird mehr geschaut und immer weniger gelesen".

Doch nun wird vorgelesen in der Erzählzeit, auch wenn das Publikum eher den reiferen Jahrängen angehört ist das ein Leuchtturm für das geschriebene Wort - auf Papier. Mehr zum Programm beideist der Grenze unter www.erzaehlzeit.com

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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