Thurgau will Eintrag von Neobiota eindämmen und setzt auf Aufkärung
Wassersportgeräte als "Infektionsquellen"

Quaggenmuscheln | Foto: Natalie Messner von der Fachstelle Biosicherheit des AfU zeigt, wo sich Wasser bei Sportgeräten ansammeln kann und entfernt werden muss. swb-Bild: tg.ch
  • Quaggenmuscheln
  • Foto: Natalie Messner von der Fachstelle Biosicherheit des AfU zeigt, wo sich Wasser bei Sportgeräten ansammeln kann und entfernt werden muss. swb-Bild: tg.ch
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Thurgau. Wer seine Wassersportgeräte auf oder in verschiedenen Gewässern einsetzt, muss sie sorgfältig reinigen, kontrollieren und mindestens vier Tage trocknen lassen. Somit wird die Gefahr verringert, dass invasive Tier- und Pflanzenarten verschleppt werden. An einer gemeinsamen Medienorientierung haben das Amt für Umwelt und die Regio Energie Amriswil (REA) über invasive Neobiota im Bodensee informiert.

Gerade während der warmen Sommermonate locken die Thurgauer Gewässer viele Freizeithungrige ans, aufs und ins Wasser. Mit Schlauchboot, Stand up Paddel, Taucherausrüstung, Kanu oder Motorboot erkunden sie den Bodensee, den Hochrhein und die vielen kleineren Seen und Weiher im Kanton. Solange die Regeln der betreffenden Gewässer beachtet werden, ist dies meist problemlos. Wer aber sein Sportgerät von einem Gewässer in ein anderes verschiebt, kann unbemerkt invasive gebietsfremde Arten verschleppen.

Probleme durch invasive Neobiota im Gewässer

Unter invasiven Arten versteht man nicht einheimische Tier- und Pflanzenarten, die sich in neuen Gebieten sehr stark ausbreiten und Probleme verursachen. Zu diesen Arten gehört beispielsweise der nordamerikanische Signalkrebs. Er verdrängt einheimische Krebsarten und überträgt die Krebspest, gegen die er selber immun ist. Der Höckerflohkrebs verdrängt ebenfalls einheimische Arten und ist als aggressiver Allesfresser gefürchtet. Auch die Schwarzmeergrundel, die bis jetzt noch nicht in den Thurgauer Gewässern nachgewiesen werden konnte, verhält sich invasiv. Sie ist eine räuberische Allesfresserin, die die Lebensräume der heimischen Fische besetzt und als Laichfresserin verschiedenen Fischarten schadet. Bei der Schwarzmeergrundel besteht die Verschleppungsgefahr bereits, wenn man sein Sportgerät beispielsweise im Rhein unterhalb des Rheinfalls benutzt hat und es dann oberhalb wieder einwassert. Die Schwarzmeergrundel ist eine schlechte Schwimmerin und kann den Rheinfall nur mit fremder Hilfe überwinden. Neben diesen Tierarten gibt es auch verschiedene Wasserpflanzen und Algen, die sich invasiv verhalten.

Grosse Probleme mit der Quaggamuschel

Wie schnell die Verbreitung einer invasiven Art vonstattengehen kann, zeigt eindrücklich die Quaggamuschel. Sie wurde 2016 erstmals in grösseren Vorkommen im Bodensee festgestellt. Mittlerweile hat sie sich so stark vermehrt, dass sie die Betreiber der Seewasserwerke vor grosse Herausforderungen stellt. Sie verstopft die Ansaugrohre und Filteranlagen durch ihren starken Bewuchs. "Innerhalb weniger Jahre hat sich die Quaggamuschel bei uns so stark vermehrt, dass wir regelmässig unsere Leitungen und Filteranlagen mechanisch reinigen müssen. Das ist ein erheblicher Mehraufwand", erklärt Hugo Egloff, Brunnenmeister des Seewasserwerks Kesswil der Regio Energie Amriswil (REA).

Weitere Verbreitung vermeiden

Um die weitere Verbreitung dieser Organismen einzudämmen, sind verschiedene Punkte zu beachten. Wer sein Sportgerät beim nächsten Einsatz in einem anderen Gewässer (oder Gewässerabschnitt) einsetzen möchte, muss es am Auswasserungspunkt gründlich reinigen. Wasser, das sich im Sportgerät angesammelt hat, muss entfernt werden. "Bereits kleine Wasseransammlungen können problematisch sein. Sie zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach", weiss Natalie Messner von der Fachstelle Biosicherheit des Amts für Umwelt. Bei der anschliessenden Kontrolle muss darauf geachtet werden, dass keine Rückstände von Schmutz oder Pflanzenmaterial am Sportgerät bleiben. Besonders an schwer zugänglichen Stellen kann dies leicht vorkommen. Das Sportgerät sollte anschliessend während mindestens vier Tagen vollständig getrocknet werden bevor es in einem anderen Gewässer wiedereingesetzt wird.

Im Merkblatt "VORSICHT: Blinder Passagier" hat das Amt für Umwelt die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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