Sommertheater in der Altstadt als Spaziergang durch die Geschischte
"Schwer legendär" in Schaffhausen

Sommertheater | Foto: Eine Szene im Gefängnisskeller von Schaffhausen. swb-Bild: of
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Schaffhausen. "Schwer legendär" heißt das diesjährige Sommertheater in Schaffhausen, das am Mittwochabend seine Premiere feiern konnte. Dabei wurden von den Schauspielern viele Legenden aus der reichen Stadtgeschichte in Szenen umgesetzt, die die Besucher an drei Stationen rund um das Kloster Allerheiligen erleben können. Und dabei kann manch bis dato eher unbekannter Ort erlebt werden, wie zum Beispiel die Keller unter dem jetzigen Gefängnis unter der Polizei, wo manche Geschichte zum Thema "Hübschlerinnen" gespielt wird mitten im Publikum. Rund 90 Gäste durften erst mal bei der Premiere dabei sein, um die Abläufe zu testen. Die Zahl der Zuschauer wird aber in den weiteren Aufführungen bis zum 17. August - die übrigens in schweizerdeutsch gehalten werden- noch gesteigert.

Jeweils drei Gruppen ziehen hier nun jeden Abend durch die Stadt zu den Stationen der Inszenierung. Im Klostergang von Allerheiligen geht es schon munter Los mit den Legenden. Ein Fischer soll in seinem Weidling eingeschlafen sein. Er wachte erst wieder auf, als er den Rheinfall schon passiert hatte. Zwei Fischer sollen eine Meerungfrau aus dem Rhein gezogen haben, die die Fortan in ihrer Badewanne pflegen wollten, weil die anderen Frauen wegen ihres "Fischelns" mit ihnen nichts zu tun haben wollten. Die Zeit der Kreuzzüge wird deutlich, die Sage um das "Munotglöcklein" mit einer gewissen Leidenschaft der Theatergruppe für groteske Szenen inszeniert. In der St. Anna-Kapelle geht's in daramtischen Szenen um die Rache einer Kräuterfrau für ihre an ausgeschlagener Liebe verstorbene Tochter, und die hier aufgeführten Hexentänze waren da längst nich der dramatischste Moment.

Denn im Gefängniskeller, der zuvor freilich einmal der Weinkeller des Klosters gewesen sein mag, geht es ganz dramatisch zu. Die Premierengäste tasten sich durch dunkle Verließe an Sträflingen vorbei in einer Inszenierte Schankstube und erfahren viel über den "Moser", der bei der Bombardierung der Stadt eine besondere Rolle spielte. Und dort können sie neben vielen Hübschlerinnen und Trunkenbolden sogar Diogenes in seinem Fass begegnen und seinen Weisheiten lauschen.

An die 50 SchauspielerInnen, TänzerInnen und MusikerInnen sind hier unter der Produktionsleitung von Katharina Furrer und Christina Pusterla unter der Regie von Viviane Kübler und Alina Rothfelder, und den Stationenregisseuren Selina Gerber, Ursula Lips und Walter Millns nach einer Idee von Stefan Colombo an den drei Stationen des Sommertheaters im Einsatz und vereinen sich am Schluss auf dem imposant ins Licht gesetzte Vorplatz des Klosters Allerheiligen um dort ein durchaus politisches Zeichen zu setzen. Denn zwei Lager, die erst im Kampf gegeneinander Anstürmen, finden plötzlich zu einem gemeinsamen Tanz zusammen. Erst artig im Barockschritt, später dann in einer beschwingten Disco-Mucke. Das Stück ist bis ins kleinste Detail durchdesignt. Alles, was hier an Schauspielern und Gegenständen in das alte Ensemble gefügt wird, ist Gelb.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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