"Heidi, wo bisch Du dihei?" in der Rhyhalle Diessenhofen zu Gast
Neues Musical zu altem Klassiker

Heidi Bond | Foto: Der Alpöhi macht Heidi mit der Faszination der Berge bekannt. "Gsehsch dött de Adler", sagt er. swb-Bild: ri
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  • Foto: Der Alpöhi macht Heidi mit der Faszination der Berge bekannt. "Gsehsch dött de Adler", sagt er. swb-Bild: ri
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Diessenhofen (ri). Andrew Bond kam am Samstag mit seinem Ensemble in die Rhyhalle Diessenhofen und begeisterte die Gäste mit dem Musical "Heidi, wo bisch Du dihei?".

Es kamen rund 400 Leute, davon 160 Kinder. Es ist das neunte Musical von Bond und seine erste Produktion, für die er keine eigene Geschichte erfand. Er wählte die Erzählung von Heidi, die Johanna Spyri vor 140 Jahren schrieb. Sie handelt von den Abenteuern eines Waisenkindes. Es wird zu einem verbitterten, einsamen Älpler abgeschoben, dann als Gesellschafterin nach Frankfurt verdingt, wo sie krank vor Heimweh wurde. Schliesslich durfte sie zurück auf ihre Alp.

Die Lieder in Bonds Musical umfassen das ganze Spektrum der leichten Musik, von rührend wie "Da isch es Gfühl wie flüüge", über lustig und rassig wie "D'Geisse sind ab, oh ei ei ei" bis zum modernen Rap "Packs bi de Hörner". Marisa Jüni, gebürtige Bernerin, spielte die Titelrolle. Mit ihrem Temperament und der ausdrucksstarken Mimik zog die Sängerin und Schauspielerin die Zuschauer in ihren Bann. Schon mit dem ersten Lied berührte sie die Kinder. "Ohni Vater, ohni Mueter, ohne Schwöschter, ohni Brueder", so ein Schicksal lässt keine Kinder kalt.

Bond versteht es, seine kleinen Gäste ins Geschehen einzubeziehen. Er lässt bei allen seinen Produktionen die vordersten Plätze für Kinder reservieren. Konzentriert und mit weit geöffneten Augen schauen sie zur Bühne. Sie sind in der Geschichte gefangen, fiebern mit und unterstützen ihre Helden mit Zwischenrufen und durch Mitsingen. Ein musikalischer Höhepunkt war das rührende Lied der blinden Grossmutter, gesungen von Irina Bard. Im Saal wurde es still, sogar bei den Kindern, als sie sang "Vieles gsehsch nid mit de Auge, gsehschs nume mit em Herz". In jeder Szene, die auf der Alp spielte, traten laut meckernde Geissen auf. Der 8-jährigen Sova gefiels. Sie liebe Tiere, sagte sie, aber in so einer Hütte leben möchte sie nicht. Till hingegen, 6-jährig, fände es cool, auf einem Berg zu wohnen.

Bond gibt der Geschichte von Heidi und ihren Freunden ein neues Gesicht. Während Spyri die Berge in den Vordergrund stellt, sie hätten heilende Kräfte und übten guten Einfluss auf ihre Bewohner aus, stellt Bond in seinem Musical das Zuhause in den Mittelpunkt. Es sei stets dort, wo geliebte Menschen wohnen. Die armselige Hütte des Alpöhi wird zum Palast, einfach weil sie sein Heim ist. "Das isch mini Burg, das isch min Palascht" singt er und Heidi antwortet "Dini Hütte isch schön, es isch mis Dihei".

Der Alpöhi, Heidis Pflegefamilie

Die Geschichte spielt in einer Zeit, in der es kaum Sozialfürsorge gab. Heute wäre ein Leben wie das von Heidi nicht mehr denkbar. Die Kesb würde sich einschalten und die Alpöhi-Hütte käme als Pflegeplatz nicht in Frage. Die Kesb würde Peters Familie zustimmen, die im Musical sagt "Peter, da chasch nid mache, 's Heidi zu dem schlimme, verbitterte Verbrecher bringe". Peter machts doch und Heidis Geschichte endet gut. Solche Gedanken machten sich die kleinen Zuschauer in der Rhyhalle kaum. Unbefangen genossen sie die spannende Geschichte, die schöne Musik und natürlich die hübsche Heidi mit ihren langen Zöpfen.

Mehr als 750'000 verkaufte Tonträger

Mit dem Musical Heidi trat das Ensemble von Bond in diesem Jahr 34 Mal auf, weitere zehn Stationen stehen auf dem Spielplan. Bond ist einer der erfolgreichsten Kinderliedermacher der Schweiz. Er verkaufte mehr als 750'000 Tonträger, wurde vielfach ausgezeichnet und ist Ehrendoktor der Universität Basel. Bond wuchs in England auf und lebt heute in Wädenswil. 2012 übernahm er das Gastspieltheater Zürich. Fünf Jahre später bezog er in Wädenswil eigene Räume für Proben, Fundus und Büro. Das Gastspieltheater taufte er um. Es heisst heute Märli Musical Theater.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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