»Halbzeit« für Musical Anna Göldi in Neuhausen
Hinter der Fassade

Anna Göldi | Foto: Spätestens bei der Schlussszende von Anna Göldi in Neuhausen beginnen stehende Ovationen, in jeder Vorstellung. Denn der Stoff über die Dienstmagd, die zur Hexe gemacht wurde, um sie zu beseitigen, bewegt die Zuschauer enorm. swb-Bild: of
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  • Foto: Spätestens bei der Schlussszende von Anna Göldi in Neuhausen beginnen stehende Ovationen, in jeder Vorstellung. Denn der Stoff über die Dienstmagd, die zur Hexe gemacht wurde, um sie zu beseitigen, bewegt die Zuschauer enorm. swb-Bild: of
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Neuhausen/SH. Das Ziel ist hoch gesteckt. »Wir wollen die Region Schaffhausen zum Musicalstandort in der Schweiz etablieren«, sagt Mirco Vogelsang, Regisseur, Autor und auch einer der Köpfe des Unternehmens »Stageworks« selbstbewusst. Das Unternehmen hat seinen ersten großen Schritt gemacht. Seit Anfang September, wird in einer ehemaligen Industriehalle der SIG, mit bemerkenswertem Rheinfallblick vor der Haustüre, das Musical »Anna Göldi« gespielt. Ein Stoff der schon für manches Buch die Vorlage gab, denn Anna Göldi war eine der letzten »Hexen«, die in der Schweiz hingerichtet wurden.

»Anna Göldi« ist natürlich viel mehr als ein »Schweizer Thema«, denn darauf hat später die ganze Welt geschaut, als herauskam, dass sie eigentlich sterben musste um die Schuld ihres Dienstherrn zu vertuschen. Das Musical erzählt auf der einen Seite die Geschichte von Anna Göldi (Masha Karell) sehr bewegend, die mit ihrem Wesen in dem verholzten Dorf so viel bewegen kann. Die andere Geschichte, die für manche Gänsehaut sorgt, ist die des Journalisten Heinrich Ludewig Lehmann (Raphaël Tschudi), der von den Stadtoberen engagiert wird, um durch eine Publikation angesichts der Entrüstung der Welt wieder für »Ruhe« zu sorgen. Doch Lehmann braucht nicht lange, um zu erkennen, dass hier vieles nicht zusammen passt. Das Stück berührt nicht nur durch die emotional gewinnende Art von Masha Karell als Anna Göldi, bei der das Publikum ganz nah dran ist an diesem Frauenleben. Auch Lena Pallmann, die an diesem Abend die Tochter ihrer Auftraggeber, das »Miggeli« spielt, bringt emotionale Spannung in die Herzen der Zuschauer, die ihrerseits zwischen Mitgefühlen, Hoffnung und Verzweiflung hin und her gerissen werden. Denn ein Happy End gibt es bei »Anna Göldi« nicht. Da hält sich Autor/Regisseur Mirco Vogelsang exakt an die historische Vorlage.

Stehende Ovationen gehören fast zu jeder Aufführung dazu, das beste Zeichen dafür, dass dieses Musical den Nerv der Zuschauer trifft.

Allerdings: was den Publikumszuspruch betrifft, so sieht das Unternehmen »Stagworks« noch gut Luft nach oben. Vielleicht weil die Idee zum Musicalstandort einfach Zeit und Ausdauer braucht.

Bei der Medienkonferenz letzten Freitag hat Mirco Vogelsang freilich schon durchblicken lassen, was es an Plänen für nächstes Jahr gibt. »Das Vermächtnis der Lazariter«, für das Vogelsang schon mal ein Drehbuch verfasste, wäre so ein Stoff, den es nur aus der Schweiz geben kann, aber gewiss ein globales Publikum interessieren würde - schließlich gehts ihm darum, Originale zu schaffen.

Anna Göldi läuft in Neuhausen noch bis zum 22. Oktober. Mehr unter www.annagoeldi-musical.ch

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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