45 Gruppen mit 1.400 Akteuren beim großen Umzug am Sonntag
Diessenhofen feiert "sunnige" Fastnacht

Auer Narr | Foto: Thomas Auer, Bürgermeister von Gailingen (D) und sein Stellvertreter Ingbert Sienel traten als Männer von der Müllabfuhr beim Zunftmeitempfang auf. swb-Bild: ri
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Diessenhofen (ri/of). Am Sonntag war das Städtchen Diessenhofen Bühne für einen der grössten Fasnachts-Umzüge der Ostschweiz. Rund 1400 Narren zogen musizierend und tanzend am Nachmittag von der Franzosenstrasse im Westen der Stadt in Richtung Siegelturm. Schon beim Zunftmeisterempfang wurde gute Nachbarschaft gepflegt. Der Gailinger Bürgermeister Dr. Thomas Auer und sein Stellverteter Ingbert Sienel ging auf das von den Narren postulierte Hundeverbot in der Stadt und der Badi ein, indem sie als Stadtreiniger deren Hinterlassenschaften beiseite schafften.

Insgesamt 45 Fasnachts-Gesellschaften aus der ganzen Schweiz und aus dem nahen Ausland waren am Umzug beteiligt. Und sie alle kamen trotz garstiger Wetterprognosen und hatten sogar Glück: der ganz große Regen blieb wärend des Umzugs aus.

Bei einigen Gruppen durfte das jüngste Mitglied voraus gehen. Eingekleidet wie seine erwachsenen Kameraden trug es mit sichtlichem Stolz die jeweilige Programmnummer. Der Einschellerverein aus Wangen im Kanton Schwyz ging dem langen Zug voraus. Es folgten Guggen, Hexengruppen und Narren-Zünfte. Die Pink Panzer aus Wagenhausen kamen mit einem Sujet-Wagen mit der Aufschrift "Sommerzeit das ganze Jahr". Sie sind offenbar keine Freunde der Uhren-Umstellung im Winter. Ein weiteres Sujet war das übergrosse, gepanzerte Fahrzeug der Bächtele Bröögge aus Rafz. Sie stellten damit eine Szene aus der düsteren Zukunftsvision Mad Max nach. Auf der ganzen Strecke standen eng gedrängt die Zuschauer Spalier. Wer einen Platz in der vordersten Reihe ergattern konnte, wurde von Hexen mit lästiger Konfettimassage in Gesicht und Kragen bestraft. Die Mehrheit der Hexen war aber freundlich und verteilte Süssigkeiten.Dabei waren traditionell auch einige Vereine aus der deutschen Nachbarschaft wie die Gailinger Eichelklauber, die Randegger Unkenbrenn, die Heilsberghexen in stattlicher Formation, die "Röleizinger Wieber" aus Rielasingen, die Hexengruppe "Wildmanli" auf Gottmadingen, Rie "Riederbach Narren" aus Gottmadinge, die Vulkanteufel aus Singen, die Singener Waldberghexen oder die Hohentwiel Hansele.

Poesie im Rathaus

Am Sonntagvormittag trafen sich geladene Gäste im Rathaus zum traditionellen Zunftmeister-Empfang. Das Trio Cholfirstfäger empfing die Vertreter des Stadtrates, der Bürgerverwaltung, der Ortsvereine und der Gast-Guggen mit einem lüpfigen Konzert. Die Rhyalge boten Häppchen und Wein an. Alle Gäste kamen in bunten Kostümen. Roger Frei, Präsident der Rhyalge, begrüsste sie. "Willkomme im sunnige Diessehofe" sagte er, obwohl es draussen regnete, und erntete dafür Gelächter und Applaus. Redner waren Markus Birk, Stadtpräsident von Diessenhofen und Dr. Thomas Auer, Bürgermeister der Nachbargemeinde Gailingen (D). Sie sprachen kurz und humorvoll, alles gereimt. "Auch die Mündung unseres Rio Gizzi lag bald trocken, wir konnten dort spazieren in den Socken" rezitierte Birk, inspiriert durch die Wasserknappheit in Rhein und Geisslibach. Auer trat zusammen mit seinem Stellvertreter Ingbert Sienel auf. Sie seien die Männer der Müllabfuhr. "Der Strassendreck und Hundekot, sind des Bürgermeisters täglich Brot", stellten sie fest. Mit lustigen Sprüchen hielten sie den Diessenhofern den Fasnachts-Spiegel vor. Zum Thema Hunde-Toilette in der Badi meinten sie "doch es war nicht so ganz klar, was fürs Herrchen und was fürs Hündchen war". Zum Schluss überreichten die Rhyalge jedem Gast eine Erinnerungsmedaille mit dem Sternzeichen Wassermann. Es steht für Einfallsreichtum und Geselligkeit, die typischen Eigenschaften der Fasnächtler.

Die derzeit 36 Mitglieder der Guggenmusig Rhyalge organisieren jedes Jahr die erste Fasnacht in der Schweiz. Sie beginnt jeweils am 2. Januar morgens um fünf Uhr mit der Tagwach der Rhyalge und am Nachmittag mit dem Aufstellen des Narrenbaums mit anschließender Kinderfastnacht.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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