Postkarten- und Fotoausstellung in der alten »Tigerfinkli«-Fabrik
»Die Schönste im ganzen Land«
Diessenhofen (ri). Fritz Franz Vogel zeigt seit letztem Donnerstag zumeist historische Fotos in der alten »Tigerfinkli«-Fabrik. Als Titel für seine Ausstellung wählte er den Zauberspruch »Spieglein, Spieglein« aus dem Märchen Schneewittchen, einer Geschichte über monströse Eitelkeit.
Bis Sonntag, 15. März, können die Exponate nun täglich von 14 bis 18 Uhr ohne Voranmeldung besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Im Parterre seines Hauses an der Steinerstrasse, in der ehemaligen Tigerfinkli-Fabrik, zeigt Vogel eine Auswahl aus den rund dreitausend Aufnahmen seiner Sammlung. Die meisten Fotos wurden in Paris aufgenommen, einige wenige in Wien oder Budapest. Zu sehen sind Bilder und Postkarten mit erotischen Motiven, alle mit weiblichen, erwachsenen Fotomodellen. Die meisten posieren mit einem Spiegel, als Symbol für Eitelkeit.
Vogel übernimmt die Idee des Spiegels in die Installationen rund um die Bilder. Er verblüfft die Besucher mit Lupen, spiegelnden Folien oder Zerr- und Umlenkspiegeln, die sie selbst auf die Fotos einstellen dürfen. Das ergebe neue Einblicke und viele Besucher nutzen diese Möglichkeiten für eigene Aufnahmen mit ihren Handys, sagte Vogel.
Als der Kaugummi erfunden wurde
Die Aufnahmen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Es war eine Zeit der grossen Erfindungen wie Auto, Telefon und Dynamit, sowie einer eher profanen Errungenschaft, des Kaugummis. Damals kam auch Coco Chanel zur Welt, die Gründerin des gleichnamigen Modeimperiums. Sie soll gesagt haben „Weibliche Nacktheit muss man den Männern mit dem Teelöffel geben, nicht mit der Schöpfkelle“. Nicht alle Fotografen beherzigten ihren Rat, sind doch einige Bilder aus der Sammlung von Vogel recht freizügig. "Gesetzliche Regelungen als Schutz für Jugendliche wurden in Europa erst anfangs des 20. Jahrhunderts eingeführt" erklärte Vogel. Selbst die angesehensten Ateliers richteten damals ein Hinterzimmer ein, in welchem die pikanten Fotos aufgenommen wurden. "Das erklärt die perfekte Ausleuchtung der Models. Die Berufsfotografen verfügten über Kameras mit einer Verschlusszeit von weniger als ¼ Sekunde" sagte Vogel.
Kultur als Beruf und Berufung
Fritz Franz Vogel, Dr. phil., lehrt als Kultur- und Bild-Wissenschaftler an Fach-Hochschulen und veröffentlichte mehr als fünfzig Sachbücher. Derzeit arbeitet er an einer wissenschaftlichen Abhandlung über den Kunstmaler Adolf Ott aus Diessenhofen. Vogel ist Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft GGD. Ihr Ziel ist die Förderung des kulturellen Lebens in Diessenhofen. Im Herbst wird Vogel zusammen mit der GGD eine Ausstellung über Adolf Ott realisieren.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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