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Lachen ist die beste Medizin

Zusammen lacht es sich immer am besten. So auch bei dieser Lockerungsübung, bei der zu flotter Musik Schultern und Hände geschwungen wurden. | Foto: Amrit Raj
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  • Zusammen lacht es sich immer am besten. So auch bei dieser Lockerungsübung, bei der zu flotter Musik Schultern und Hände geschwungen wurden.
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Reichenau. Viele Menschen suchen stets nach den idealen Mitteln, gesünder zu leben. Dabei gibt es eine Lösung, die ist so banal wie auch genial: Lachen. Ich habe den Versuch gewagt und an einem Kurs zu Lachyoga teilgenommen – mit einem erstaunlichen Ergebnis.

Schon beim Betreten der Location im Pfiffikus Kräutergarten auf der Insel Reichenau merkte ich direkt, dass dies ganz besondere 45 Minuten werden. "Ich habe das Gefühl, dass du hier genau richtig bist", sagte Kursleiterin Ilona Oßwald und klebte mir wie allen anderen im Sitzkreis auch einen Smiley-Sticker auf mein Herz. Sie selbst ist seit 2009 ausgebildete Yoga-Lehrerin und leitet unter dem Namen "Yoga mit Ilona" neben anderen Yogakursen seit mittlerweile fünf Jahren Lachyoga-Kurse. "Lachyoga ist 'Lachen ohne Grund' und einfach eine geniale Methode, in schwierigen Zeiten wieder in die Freude und ins Lachen zu kommen", erläutert sie zu Beginn. Es ist eine Technik mit aus dem klassischen Yoga bekannten Atemübungen, Dehnübungen, Klatschübungen sowie spielerischen Lachübungen.

Ursprung in Indien

Wie viele Yoga-Methoden hat auch diese ihren Ursprung in Indien, genauer im Jahr 1995. "Der indische ArztDr. Madan Kutaria wollte damals für ein ärztliches Gesundheitsjournal einen Artikel über 'Lachen – die beste Medizin' schreiben", erzählt Oßwald. Bei seinen Recherchen stieß er auf die Lachwissenschaft, auch Gelotologie genannt. Über die positiven Auswirkungen des Lachens zu lesen, bestätigte ihm, dass er und auch andere Leute viel zu verkopft seien. "Am nächsten Tag ging er dann mit seiner Frau Maduri morgens um halb sieben in den Park, haben sich drei Menschen gesucht und sich gegenseitig Witze erzählt", führt Oßwald aus. Dabei hatten alle Teilnehmer so viel Spaß, dass sie den Rest des Tages richtig gut gelaunt waren. Diese Aktion wurde von da an täglich durchgeführt und hatte mit der Zeit über 50 Teilnehmer. Nach zwei Wochen wurden jedoch nur noch Witze unterhalb der Gürtellinie erzählt, sodass die teilnehmenden Frauen die Gruppe auflösen wollten.

Dr. Kutaria jedoch war so überzeugt von den gesundheitlichen Wirkungen und bat die Gruppe, am nächsten Tag wiederzukommen. Denn bei einer weiteren Recherche fand er heraus, dass das menschliche Gehirn nicht unterscheiden kann, ob ein Lachen gespielt oder echt ist. Der physiologische und psychologische Nutzen dabei sei der Gleiche. Er bat also alle Teilnehmer, das Lachen zu simulieren. Mit großem Erfolg ging dieses Lachen bei manchen Teilnehmern in echtes Lachen, was etwa zehn Minuten anhielt – das Lachyoga war geboren. "Zehn Minuten Lachen hat nachweislich die gleiche Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System wie circa 30 Minuten Cardiotraining beispielsweise beim Joggen", teilte mir Oßwald im Nachgang des Kurses mit. Mittlerweile kann man so seine Lachmuskeln auf der ganzen Welt trainieren. Schon nach diesem Fakt konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen und merkte, dass ich in diesem Moment an genau dem richtigen Ort für mich war.

Ein wertvoller Schatz

Dann ging es schon mit einer ersten, kleinen Übung los. Hierbei sollten wir die Mundwinkel so hochziehen, dass das Lachen auch in den Augen zu erkennen ist. Dabei wird der Lachmuskel aktiviert, der grob zwischen den Mundwinkeln und Wangenknochen verläuft. Das Gehirn bekommt daraufhin einen Impuls und beginnt sofort damit, Glückshormone auszuschütten und Stresshormone zu reduzieren. Als ich dabei meine Nebensitzerin anschauen sollte, endete dies bei mir direkt mit einem echten, natürlichen Lachen, das sich unmittelbar auch auf sie übertrug. "Wir lachen absichtlich in guten Zeiten, um uns in schwierigen Zeiten daran zu erinnern, was für einen wertvollen Schatz wir eigentlich bei uns haben", erzählt Oßwald.

Kurz danach folgte eine Klatschübung, bei der Akupressurpunkte in den Händen aktiviert werden und Energie ins Fließen kommt. Hierzu gehört das Lachyoga-Mantra "Ho ho ha ha ha". Diese Methode hat zur Folge, dass die Lunge gereinigt wird und man viel tiefer einatmet als zuvor. Bei der darauffolgenden Atemübung wurde die mentale Entspannung gefördert. Hier spürte ich direkt, wie der ganze Alltag für wenige Sekunden hinter mir abfiel. Die nächste Übung hatte die kindliche Verspieltheit als Thema. Die Anmerkung, dass Erwachsene oft in einer Emotion bleiben und diese über mehrere Tage mitschleppen, hinterließ bei mir ein mulmiges Gefühl. Kinder jedoch können sich immer richtig freuen, weshalb wir in der Gruppe ab sofort nach jeder Übung in die Hände klatschten und "Sehr gut, sehr gut – Yay" sagten, wobei beim letzten Wort die Hände in die Luft gehoben wurden. Dies tat nicht nur mir, sondern auch den anderen Kursteilnehmern merklich gut. "Wir können aus jeder Alltagssituation eine Lachübung machen", bekräftigt Oßwald.
Um den ganzen Stress ein bisschen abzuschütteln, machten wir nun eine Lockerungsübung, bei der wir zu Musik unter anderem die Schultern kreisten. Dies hat die Folge, dass die kleinen Gelenke beweglicher werden. Das wirkt sich wiederum auf die großen Gelenke sowie das Gehirn und die eigene Konzentration aus.
Im weiteren Verlauf des Kurses gab es eine Übung, welche unmittelbar mit dem Kursort zu tun hatte. So bereitete Brigitte Honsell-Wussow vom Kräutergarten Pfiffikus auf einem Tisch verschiedene Kräuter vor, zu denen deren heilende Wirkung erklärt sowie jeweils eine Lachübung gemacht wurde. Ich muss ehrlich gestehen: Noch nie habe ich eine bessere Kräuterlehrkunde erhalten als in diesem Moment! Beim Bizeps-Lachen wurde eine Armbewegung wie im Fitnessstudio nachgeahmt, was aussah, als würde man vor sich ein Fenster öffnen. Zudem gab es mit dem indischen Begrüßungslachen noch einen Touch aus dem Geburtsland des Lachyoga, in dem man während dieser Begrüßung herzhaft lachte. Auch löffelten wir aus einer "Lachkräuter"-Suppe und verteilten, wild durch den Garten hüpfend, Lachsamen auf der Insel, was meinen Begleiter und Fotografen, Amrit Raj, ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Dem Alltag positiv gegenüberstehen

Und so unterhaltsam wie der Kurs begann, so schnell war er zur Enttäuschung aller auch schon wieder vorbei. Viele der KursteilnehmerInnen gestanden beim Feedback, dass ihr echtes Lachen vor allem durch mein ansteckendes Lachen ausgelöst wurde. Für mich muss ich gestehen, dass mein "Virus" oft durch die kleine Tochter einer Teilnehmerin ausgelöst wurde. Das unterstreicht, die Tatsache, dass Kinder rund 400 Mal, Erwachsene jedoch nur zwölf bis 15 Mal am Tag lachen. Es lohnt sich also, auch mal öfters am Tag das Kind in sich rauszulassen.

Ich habe das Lachyoga definitiv liebgewonnen und werde es nun öfter in meinen Alltag integrieren, denn es wirkt wahre Wunder. So verhilft regelmäßiges Lachyoga nicht nur zu mehr Lebensfreude, sondern auch zu einer gelasseneren und positiveren Einstellung gegenüber den alltäglichen Geschehnissen. Zudem haben US-Forscher von der University of Maryland herausgefunden, dass Lachen die Durchblutung verbessert und somit Herz-Kreislauf-Erkankungen vorbeugt, sowie die Blutgefäße bis zu 50 Prozent weitet und die Innenwände schützt - ähnlich gut wie Cholesterinsenker. Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund meines einzigartigen Erlebnisses kann ich sagen: Ja, Lachen ist die beste Medizin!

Infokasten
Wer sich hiervon überzeugen will, kann sich an folgender Übung ausprobieren – positive Auswirkung garantiert!
1. Lachen aus Hosentasche holen:
Sinn der Übung:
Das Lachen steckt in jedem von uns.
Wir haben es immer dabei und können es jederzeit anwenden.
Leider vergessen wir das von Zeit zu Zeit.

Der Körper kann nicht unterscheiden, ob wir eine Lachübung
anwenden oder ob wir über etwas Lustiges lachen,
die Wirkung ist dieselbe.

Übung: Wir greifen tief in die Hosentasche und suchen unser Lachen
(das manchmal ganz tief vergraben ist).
Sobald wir es finden, freuen wir uns und werfen es mit einem
Lachen in unser Gesicht.

2. Um ein Lachen für später aufzusparen, können wir
ins Fäustchen lachen und es in Hosentasche stecken.
So können wir es herausholen, wenn wir mal nichts zu
lachen haben.
Vielleicht bringt uns diese Vorstellung öfter mal zum Schmunzeln?

Für alle, die hiernach nun Lust auf mehr bekommen haben, findet am Freitag, 8. September um 18 Uhr im Kräutergarten Pfiffikus (Stedigasse, 78479 Reichenau) die nächste Lachyoga-Veranstaltung von Ilona Oßwald statt. Anmeldungen sowie weitere Infos gibt es per Mail an info@yoga-mit-ilona.de sowie online unter www.yoga-mit-ilona.de.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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