Tag des offenen Denkmals 2024
Ein spannender Einblick in die Geschichte der Mühlhauser Kirche
Mühlhausen-Ehingen. Eine sehr lange, jedoch auch spannende Geschichte verbirgt sich hinter der Mühlhauser Pfarrkirche St. Peter und Paul. Diese Historie konnten BesucherInnen im Rahmen des Tags des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, genauer erfahren.
In der rund 50-minütigen Führung durch Helmut Fluck, Zuständiger für Denkmalpflege des Arbeitskreises für Senioren Mühlhausen-Ehingen, erfuhren die Gäste zunächst Bedeutendes zur Entstehung der Pfarrkirche. So war bereits vor 700 n. Chr. von einer alemannischen Kapelle des Adelsgeschlechtes die Rede, die nach der Einführung des Christentums auf Leberen errichtet wurde. "Im Jahr 1190 errichteten diese Leute eine Kapelle, in deren die Herren vom 'Crayen' durch einen Priester die heilige Messe lesen ließen", erklärte Fluck. Ab 1200 ist die Kapelle Pfarrkirche der Herren Krähen, um 1307 derer von Friedingen geworden, ehe man sie 1402 an das Domkapitel Konstanz verkaufte. Von 1435 bis 1446 wurde sie schließlich zur gotischen Hallenkirche umgestaltet.
Wenig Wertlegung auf Denkmalschutz
War die Kirche laut Helmut Fluck lange eine offene Kirche, wurde diese bei weiteren Baumaßnahmen im Jahr 1881/82 aufgrund der erhöhten Anzahl an Gemeindemitgliedern nicht nur in Höhe und Länge ausgebaut, sondern auch geschlossen, um Gottesdienste in der Kälte zu vermeiden. Die letzten Umbauten der Pfarrkirche, die laut Helmut Fluck bis heute eine Filialkirche, sprich ein weiterer Gottesdienstort in einer Kirchengemeinde, der Singener Pfarrei St. Peter und Paul ist, fanden Mitte der 1970er Jahre im Innen- sowie 1983/84 im Außenbereich und 2010 durch die Erweiterung der Sakristei im Südosten statt.
Bei den Umbauten im Jahr 1974 wurde dabei ein Bild über dem ehemaligen Hochaltar von Carolus Vocke, der auch das große Wandbild zur Verklärung auf dem Berg Tabor malte, aus dem Jahr 1946 übermalt. "Dies passierte zu dieser Zeit des Öfteren, da man damals noch nicht viel Wert auf den Denkmalschutz legte", erzählte Bernd Schamberger, selbst Maler von Beruf. Um dies jedoch weiterhin in Erinnerung zu behalten, hat man das Bild unter anderem als Fotografie dem Flyer zur Nachkriegskunst in der Pfarrkirche beigefügt. Das übermalte Bild zeigte unter anderem auf der rechten Seite durchdringenden Weihrauch des Gebetes bei der Arbeit auf dem Feld, welches hier zu Gott getragen wurde, sowie ein kleiner Engel mit Kreuz, der hierbei die Arbeit und Leid der Bürger symbolisierte. Der Künstler selbst war Helmut Fluck zufolge durch seine Zeit im Konzentrationslager Dachau geprägt und musste sich damals die Erlaubnis des Lagerkommandanten einholen lassen, um auf Anfrage von Pfarrer Albert Riesterer seine Tätigkeit in Mühlhausen aufnehmen zu können.
Der Eingang zum Paradies
Im weiteren Verlauf zeigte Fluck den Teilnehmenden die bei einer Renovierung auf dem Speicher gefundenen Entwürfe zum großen Wandbild vor dem Altarraum, das ihm zufolge zu bestimmten Tageszeiten eine gewisse Eigendynamik entwickelt. "Hierbei handelt es sich um Entwürfe zum Bildnis der Jacobusfigur sowie der großen Christus-Darstellung im Zentrum des Bildes, beide von Carolus Vocke", sagte Helmut Fluck.
Zum Abschluss der Führung ging es noch einige Treppen des Kirchenturms hinauf. Hierbei konnten die BesucherInnen mit Fluck das sich dort befindende Tympanon, einen Kircheneingang aus der Zeit der Friedinger um das 11. Jahrhundert herum, entdecken. Dargestellt sind hier zwei Vögel, die unter einem Kreuz aus dem Lebensstrom trinken. Die Scheiben von Sonne und Mond flankieren das Schöpferbild. "Dieses Bild lag über der einstigen Tür zum Obergeschoss der ersten Grablege", erklärte Helmut Fluck. Hierbei handelte es sich seiner Ausführung nach um die Grablege für die Herrschaft der Herren von Friedingen und die Ritter vom Hohenkrähen, worüber eine kleine Kapelle gebaut wurde. Diese Eingänge wurden im Mittelalter oft auch als Eingang zum Paradies und des Lebens gedeutet.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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