HSG Konstanz verliert 30:36 in eigener Halle
Zu viele Torchancen gegen Hüttenberg vergeben
Konstanz. Große Enttäuschung bei der HSG Konstanz: Die kleine Heimserie ist trotz der erneut großen Unterstützung in der stimmungsvollen Schänzle-Hölle vor 1200 Fans gerissen. Zwar hatte die HSG im ersten Durchgang das Momentum auf ihrer Seite und die Möglichkeiten auf drei, vier Tore davonzuziehen – vergab aber über das gesamte Spiel zu viele klare Torchancen und ließ gerade in der Deckungsarbeit einiges vermissen. Somit gingen die Punkte verdient mit 36:30 (15:12) an den TV Hüttenberg.
Momentum verpasst
Der musste auf Kapitän und Leitwolf Timm Schneider verzichten. Mindestens genauso schwer wogen auf Konstanzer Seite die Ausfälle von gleich zwei Mittelmännern. Sowohl Sebastian Hutecek als auch Joel Mauch mussten verletzt passen – was sich trotz der guten Leistung von Christos Erifopoulos in dessen Verschnaufpausen deutlich bemerkbar machte. Der Start im Duell zweier Teams, die beide auf eine sehr offensive Abwehrformation setzten, verlief für die Gastgeber dennoch ordentlich. Der 1:4-Fehlstart konnte rasch korrigiert werden, als Torwart Moritz Ebert richtig ins Spiel kam und Lars Michelberger sich im Eins-gegen-eins zum 4:5 durchsetzen konnte. Erifopoulos ließ die Schänzle-Hölle das erste Mal richtig kochen, als er kurz darauf trotz Stoßes in den Rücken seines ersten und „Trikot-Reißtestes“ seines zweiten Gegenspielers auf und davon war und zum 5:5 einnetzte. „Wir haben in der ersten Halbzeit bei einer 10:8-Führung ein Momentum“, trauerte Jörg Lützelberger der großen verpassten Chance nach, „über die ich mich ärgere, dass wir nicht seriöser mit der Situation umgegangen sind und nicht einen Drei- oder Vier-Tore-Vorsprung machen, was möglich gewesen wäre.“
Richtig Stimmung in einem hitzigen Schlagabtausch
Stattdessen schloss seine Mannschaft überhastet und unvorbereitet ab und warf TVH-Keeper Leonard Grazioli die Bälle in die Hände. Eines der größten Probleme an diesem Abend war die mangelnde Effektivität bei mit viel Aufwand erarbeiteten freien Torchancen. Allzu oft blieben diese Gelegenheiten ungenutzt oder man stand mit dem Aluminium auf Kriegsfuß. Noch schwerer wog die vor allem in der zweiten Halbzeit immer mehr schwindende Unterstützung für die Torhüter und mangelhafte Abwehrarbeit. Hüttenberg, angetrieben vom starken Ian Weber, der über den Kooperationsverein HSG Wetzlar den Weg nach Hüttenberg gefunden hatte, schaffte es der TVH immer wieder, die HSG-Defensive zu überlaufen oder nutzte deren Passivität rund um den eigenen Torraum aus, wo viel zu wenig nach vorne verteidigt wurde. Oftmals relativ unbedrängt marschierten die Mittelhessen Richtung HSG-Tor und trafen dabei aus (fast) allen Lagen. „Wir schaffen es nicht, so kompakt und gallig in den Zweikämpfen zu sein, dass die Angreifer in Würfe gezwungen werden, dass wir ein Spiel draus machen, den Torwart reinbekommen“, legte Lützelberger die Finger in die Wunde. „Wir brauchen diese Unterstützung.“ Lars Michelberger ließ die Konstanzer nochmal hoffen, als er nach etwas mehr als 34 Minuten für den schnellen 16:16-Ausgleich nach der Halbzeitpause und richtig Stimmung in einem nun mitunter hitzigen Schlagabtausch sorgte.
Höhere Abschluss- und Zweikampfqualität bei Hüttenberg
In der letzten Viertelstunde jedoch setzte sich Hüttenberg Stück für Stück ab, da nahezu jeder Angriff erfolgreich abgeschlossen werden konnte, während die HSG dann doch unter wachsendem Druck den einen oder anderen freien Ball verwarf. Aus einem 21:23 (43.) wurde so ein 24:28 (49.). Neun Minuten vor Schluss hatten die Gäste mit einer Sechs-Tore-Führung dann schon für die Vorentscheidung sorgen können. Lützelberger: „Was die Spiele entscheidet, ist die Abschluss- und Zweikampfqualität. Da hat Hüttenberg über die 60 Minuten einfach eine höhere Qualität gezeigt. Bei uns war das zu wenig. Wir sind oft hinterhergelaufen und waren in den meisten Zweikämpfen einfach zu brav.“ Ganz anders der TV Hüttenberg, der sich in der Hexenkessel-Atmosphäre sehr aggressiv und entschlossen in der Defensive und vorne richtig cool und abgezockt zeigte – trotz des großen Drucks, den die gelb-blaue Wand aufbaute.
„Nicht zuversichtlich zu sein ist keine Option“
Die Luft wird somit dünner für die Gelb-Blauen im Kampf um den Klassenerhalt bei nun noch zehn verbleibenden Partien und vier Zählern Rückstand auf die Nichtabstiegsränge. „Nicht zuversichtlich zu sein ist keine Option“, blickt der 37-Jährige auf die kommenden schweren Wochen voraus. „Weil es gar nichts bringt, mit schlechter Laune in das Training zu gehen oder mit Pessimismus auf ein Spiel zuzugehen. Es liegt auch nicht in der Natur der Menschen, die ich hier kennengelernt habe, die Köpfe hängen zu lassen und nicht in meiner Natur.“ Stattdessen freut sich der ehemalige Bundesligaspieler auf die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte in Essen. Wie auf jedes Spiel in dieser Liga, wie er erklärt. „Ich finde es geil, mich mit diesen Teams zu messen und will es so oft wie möglich schaffen, diese Teams zu schlagen. Das wird bis zum letzten Spieltag so sein. Wir werden immer mit Energie und dem Wunsch zu siegen auf die Platte gehen und unsere Farben vertreten.“
Nächstes Heimspiel am 14. April
Am Karsamstag steht die HSG Konstanz nun vor dem schweren Auswärtsspiel beim TuSEM Essen. Am 14. April kommt der ukrainische Serienmeister und Achtelfinalteilnehmer an der European League, der HC Motor Zaporizhzhia, in die Schänzle-Hölle. Rund um dieses ganz besondere Spiel wird es ein ganz besonderes, großes Rahmenprogramm geben. Infos dazu folgen. Alle UkrainerInnen erhalten kostenfreien Eintritt. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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