Erhobenes Haupt trotz hoher Niederlage
Nur 9 Spieler schlagen sich achtbar gegen Essen
Essen/ Konstanz. Kämpferisch stark präsentierte sich die HSG Konstanz mit einem Rumpfaufgebot von lediglich zehn Feldspielern beim seit über einem halben Jahr vor eigenem Publikum ungeschlagenen TuSEM Essen. Dabei gab es sogar nach der frühen Roten Karte für Gregor Thomann auch mit nur noch neun Feldspielern einige mögliche Kippunkte für die Partie. So etwa beim 27:23 und der Chance der HSG auf drei Tore zu verkürzen zu können. Letztlich blieb der 34:27 (17:13)-Erfolg des dreimaligen deutschen Meisters, Pokalsiegers und Europapokalgewinners aber ungefährdet.
Am Freitag, 20 Uhr, kommt der ukrainische Serienmeister HC Motor Zaporizhzhia in die Schänzle-Hölle. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
60 HSG-Fans sorgen für tolle Stimmung
Trotzdem konnten die Konstanzer das Spielfeld nach 60 Minuten bravourösen Kampfes mit erhobenem Haupt und unter großem Applaus des prall gefüllten Gästefanblocks verlassen. Wie die Mannschaft, so präsentierten sich auch die rund 60 gelb-blau gekleideten Fans der HSG toll. Aus Hamburg, Konstanz Grefrath, Velbert und weiteren Orten waren sie in Scharen angereist und das gesamte Spiel über lautstark zu hören. „Geil, das sind echte Fans“, zog HSG-Coach Jörg Lützelberger seinen Hut für die fantastische Unterstützung trotz der nun immer schwieriger werdenden Lage für die Gelb-Blauen. „Das ist eine wahnsinnige Unterstützung und macht wirklich Spaß. Die sehen, dass unsere Jungs kämpfen, dass wir alles versuchen, die Spiele zu gewinnen. Dass wir Hürden überwinden wollen und für unseren Verein, die HSG, alles in die Waagschlage werfen.“ In der gesamten letzten Saison musste man dabei gemeinsam nur viermal das Spielfeld nicht als Sieger verlassen, diese Spielzeit ist deutlich härter und schwieriger für alle Beteiligten. Und dennoch jedes Spiel in der stärksten zweiten Liga der Welt ein Highlight. Trotzdem sagt Lützelberger als ehrgeiziger Trainer auch: „Verlieren ist scheiße. Das macht keinem Spaß. Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir in dieser Saison alle mehr lernen, weiter vorankommen, unglaubliche Erfahrungen sammeln und wir unseren Verein vom Bodensee an die Ostsee gut präsentieren. Fans und Mannschaft präsentieren unsere Werte – als faire Gewinner oder eben als faire Verlierer.“
Sieben Ausfälle und nur zehn Feldspieler einetzbar
Mit dem Ergebnis in Essen war der 37-Jährige nicht zufrieden, forderte aber dennoch, dass „wir respektvoll mit unserer Arbeit und Leistung umgehen müssen.“ Mit großem Aufwand hatte sich seine dezimierte Mannschaft in dieser so schlimmen Woche einige kluge Ideen erarbeitet und diese mit viel Einsatz gegen einen starken TuSEM Essen in die Waagschale geworfen. Herausgekommen ist dabei trotz der Ausfälle von Sebastian Hutecek, Joel Mauch, Lukas Köder und Luis Foege sowie Janis Boieck und der Alternativen aus der U23 in Person der talentierten Eigengewächse Fynn Osann und Jonas Hadlich mit dem siebten Feldspieler direkt im ersten Angriff die 1:0-Führung durch Samuel Wendel auf Zuspiel von Christos Erifopoulos, der das Spiel gut leitete und auch noch als sicherer Siebenmeterschütze glänzte. Nach dem 2:1 durch den Deutsch-Griechen bekam Essen mit dem besten Bollwerk der Liga und einem wie so oft überragenden Torwart Lukas Dietrich, der über 41 Prozent der Würfe auf sein Tor entschärfen konnte, allerdings immer besser Zugriff auf die Partie. Wirklich absetzen konnte sich der Traditionsverein aus dem Ruhrpott aber nicht – bis die HSG Konstanz nach einer sehr harten Entscheidung weiter dezimiert wurde. Der einzige gelernte Rechtsaußen im Team der Gäste, Gregor Thomann, wurde nach einem unglücklichen Zusammenprall mit seinem Gegenspieler beim Versuch eines Kempa-Tricks der Essener disqualifiziert. Thomann hatte seinen Gegenspieler im Rücken gar nicht anfliegen gesehen und wie dieser die Hand am Ball – dennoch musste er vom Feld. Zuvor stand jedoch schon Eloy Morante Maldonado im Kreis.
Dritte Auszeit schon in der 32. Spielminute
Damit musste die HSG fortan mit nur noch neun Feldspielern auskommen und einen Rückraumspieler auf Rechtsaußen beordern. In der folgenden Phase konnte sich Essen das erste Mal etwas absetzen. Konstanz kam jedoch zum 13:15 wieder heran, ehe ärgerliche Fehler direkt vor der Pause ein engeres Resultat verhinderten und der TuSEM einen Vier-Tore-Vorsprung durch einen Treffer des sehr sicheren Ex-Konstanzers Felix Klingler in die zweite Hälfe nehmen konnte. Direkt nach dem Seitenwechsel legten die Hausherren wie die Feuerwehr los und waren sichtlich auf die frühe Vorentscheidung bedacht. Lützelberger musste den 3:0-Lauf der Gastgeber zum 20:13 mit seiner frühen dritten Auszeit schon in der 32. Minute stoppen. Was der verbliebene kleine Rest an Konstanzern einem personell deutlich besser aufgestellten Kontrahenten anschließend entgegensetzte, verdiente größten Respekt. Niklas Ingenpaß am Kreis etwa kämpfte und überzeugte an alter Wirkungsstätte mit vier Treffern, Erifopoulos traf sechsmal, Leon Grabenstein lieferte mit einigen Paraden nach seiner Einwechslung wertvollen Input und jeder Einzelne versuchte bis zum Schluss alles. 13 Minuten vor dem Ende wurde der unermüdliche Kampf und Einsatz noch einmal belohnt. Nur noch 27:23 leuchtete es zu diesem Zeitpunkt von den Anzeigetafeln – und Konstanz hatte gar die Chance, auf drei Treffer zu verkürzen. Der starke Wurf von Lars Michelberger klatschte aber nur an den Pfosten. „Wir haben in der ersten Halbzeit wirklich ein Spiel“, bilanzierte Lützelberger. „Es sind Kleinigkeiten, die uns von einem Unentschieden zur Pause abhalten. Insgesamt war das ein guter Auftritt meiner Mannschaft mit wahnsinniger Moral nach dieser Woche. Alle haben bis zum Umfallen gekämpft.“ Seine Hoffnung: Nicht noch ein weiterer Ausfall, der vielleicht drohen könnte. Lützelberger sah Essen letztlich „besser. Sie hatten am Ende mehr Power.“ Emotional war der ehemalige TuSEM-Bundesligaspieler an der Seitenlinie mitgegangen und erklärte später: „Ich fighte mit meiner Mannschaft, ich leide mit meiner Mannschaft, ich lebe und liebe meine Mannschaft. Es macht brutal Spaß, solche Spiele mit ihr zu spielen. Ich hoffe, dass wir mit der HSG in dieser Halle wieder spielen werden.“
Großes Heimspiel-Event am 14. April
Am 14. April kommt der ukrainische Serienmeister und Achtelfinalteilnehmer an der European League, der HC Motor Zaporizhzhia, in die Schänzle-Hölle. Rund um dieses ganz besondere Spiel wird es ein ganz besonderes, großes Rahmenprogramm geben. Alle Ukrainer:innen erhalten kostenfreien Eintritt. Tickets sind im Vorverkauf zwei Euro vergünstigt unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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