Niederlage - aber erst am Schluss
HSG nimmt Mut aus dem Pokalfight mit
Konstanz. Knapp 50 Minuten agierte die HSG Konstanz mit Aufstiegskandidat HC Elbflorenz Dresden auf Augenhöhe, lag zwischenzeitlich mit drei Toren in Front – musste dem abgezockt und clever agierenden Topteam im Duell der Zweitligisten jedoch den Vortritt lassen. Dresden zog mit einem 35:30 (13:14)-Auswärtssieg in Allensbach in die zweite Rundes des DHB-Pokals ein, in der auch die Erstligisten mit im Lostopf sein werden.
Aus im DHB-Pokal
Für die HSG Konstanz wird es damit nichts mit einem ganz großen Namen, der in die demnächst fertig renovierte und zweitligataugliche „Schänzle-Hölle“ hätte kommen können. Dies stand für Head Coach Vitor Baricelli allerdings ohnehin nicht im Vordergrund. Vielmehr wollte man nach einer sehr wechselhaft verlaufenen Vorbereitung zwei Wochen vom dem Zweitliga-Start bei der HSG Nordhorn-Lingen Zweitligatauglichkeit unter Beweis stellen und sich im Duell mit dem letztjährigen Tabellenvierten auf Herz und Nieren prüfen lassen. Beides ist eingetreten.
Torhüter liefern sich Duell
Rund 50 Minuten stellte Konstanz den Gast aus Dresden vor große Probleme und lieferte dem Favoriten einen packenden Pokalfight. Von Beginn an entwickelte sich dabei ein Spiel der Abwehrreihen und des Torwart-Duells zwischen Konstantin Poltrum und Marino Mallwitz. Die zwei Schlussmänner drückten der Partie vor allem in der ersten Halbzeit ihren Stempel auf. Letztlich elfmal fischte Poltrum einen Wurf der Gäste weg, Mallwitz ließ die HSG-Angreifer 13 Mal verzweifeln. Nach der ersten Auszeit von Baricelli ließ die HSG zum ersten Mal richtig aufhorchen. Mit einem 3:0-Lauf stellten der spielstarke Antreiber Christos Erifopoulos, der durchsetzungsstarke Neuzugang Nikita Pliuto vom Kreis und der rotzfrech aufspielende Perspektivspieler Jonas Hadlich aus der U21 einen 3:0-Laf zum 9:6 folgen (19.) – das Timeout von Gästecoach André Haber folgte sofort.
Halbzeitführung für freche HSG
Die kleine Riesenberghalle in Allensbach kochte zu diesem Zeitpunkt und sah auch in der Folge immer selbstbewusster aufdrehende Gastgeber, die in der auch für sie ungewohnten Umgebung weiter einen Zwei-Tore-Vorsprung konservieren konnten. Aus der bis dato guten Vorstellung machten sie allerdings insbesondere in den letzten Minuten vor dem Pausenpfiff etwas zu wenig. So fehlte nach dem Tor von Lars Michelberger zum 14:12 der schnelle Rückzug, was die Sachsen prompt über die schnelle Mitte bestraften. Zusätzlich erhielt der sehr agile neue Spielmacher Raivis Gorbunovs noch eine Zeitstrafe aufgebrummt. So ging es mit einem knappen 14:13-Halbzeitresultat in die Kabine und zum Start in Durchgang zwei mit Unterzahl für die Gelb-Blauen weiter.
Zweitligatauglichkeit und Anschauungsunterricht
„Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt“, lobte Baricelli. „Wir haben hier in den schwierigen Momenten Konzentration sowie Ruhe bewahrt und den Kopf ins Spiel gebracht.“ Nach dem Seitenwechsel wurde der Druck für die Gäste angesichts des beherzten Auftritts der Heimmannschaft immer größer. Tom Göres hatte gegen seinen Ex-Club einen Siebenmeter entschärft – Mallwitz blieb gleich zweimal Sieger. 50 Minuten lang war es ein Ritt auf der Rasierklinge, spannend, emotional und hart umkämpft. Hatte Konstanz bis hierhin seine Zweitligatauglichkeit bewiesen und sich damit viel Mut für die anstehende schwere Saison holen können, so gab es in der Schlussphase auch noch besten Anschauungsunterricht, wo die Unterschiede zwischen 3. Liga und einem Bundesliga-Aufstiegsfavoriten liegen.
Gnadenlos ausgekontert in den letzten zehn Minuten
Als Dresden unter Druck geriet und richtig gefordert war, lieferten es ab. Zeigte sich extrem cool, sehr effektiv und eiskalt im Ausnutzen der Konstanzer Fehler. Hatten diese bis hierhin durch sehr wenige Fehler dem HCE sein gefürchtetes Tempospiel über weite Strecken genommen, so liefen sie nun einige Male ins offene Messer und wurden für Ballverluste oder überhastete Abschlüsse sofort bestraft. Konstanz wollte in dieser Phase zu schnell zu viel – und wurde gnadenlos ausgekontert. Nach dem 23:23 von Lukas Köder zog Dresden mit drei Treffern in Serie an. Eine Auszeit von Baricelli half seinem Team dabei, sich noch einmal zu berappeln. Erifopoulos verkürzte nach 50 Minuten noch einmal auf 26:28.
„Wir haben uns gut präsentiert“
Danach sorgte Dresden für die Vorentscheidung und beim 34:27 für etwas Ernüchterung auf Konstanzer Seite darüber, dass sich die gute Leistung nicht mehr im Ergebnis ablesen ließ. Immerhin: Mit dem Schlusspunkt zum 30:35 konnte sich die HSG erhobenen Hauptes aus dem DHB-Pokal verabschieden und kann sich nun voll auf die 2. Handball-Bundesliga konzentrieren.
„Wir hatten in der zweiten Halbzeit bei einigen Toren etwas Pech, haben aber auch unseren Plan verlassen“, zog Baricelli Bilanz. „Gegen solche Topgegner hast du dann keine Chance. Dresden wird sicher ganz oben mitspielen. Wir haben uns gut präsentiert.“ Am 8. September wird es für ihn und seine Schützlinge ernst in Lingen, ehe am 15. September zum ersten Heimspiel in der runderneuerten Schänzle-Hölle die Eulen Ludwigshafen gastieren. Baricelli blickt dem mit großer Vorfreude entgegen, denn „die Schänzle-Hölle und diese besondere Atmosphäre hat uns gegen Dresden etwas gefehlt.“
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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