Verhandlungsbeginn von Mord in Radolfzell
Zeigte die Angeklagte hier Reue?

Mitte April diesen Jahres soll Ramona N. das Opfer Marco N. in ihrer Wohnung heimtückisch erstochen haben. Dieser Fall wird nun am Landgericht Konstanz verhandelt. | Foto: Philipp Findling
  • Mitte April diesen Jahres soll Ramona N. das Opfer Marco N. in ihrer Wohnung heimtückisch erstochen haben. Dieser Fall wird nun am Landgericht Konstanz verhandelt.
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Konstanz/Radolfzell. Eine toxische Beziehung spielte bei einem Mord, der sich Mitte April in Radolfzell ereignet haben soll, eine tragende Rolle. Am Dienstag, 15. Oktober, begann nun am Landgericht Konstanz unter Vorsitz von Richter Arno Hornstein die Verhandlung in diesem Fall.

In der Nacht auf Dienstag, 16. April, soll, so die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft, die 44-jährige Angeklagte Ramona N. den 50-jährigen Marco H. mit vier Messerstichen in den Rücken in ihrer Wohnung heimtückisch erstochen haben. Sie sitzt seither in Ravensburg in Untersuchungshaft. Mit dem Opfer soll sich die Angeklagte in einer toxischen Beziehung befunden haben, worin wechselhafte, gegenseitige gewaltsame Exzesse der Anklage zufolge keine Seltenheit waren.

Starker Drogeneinfluss

Während der Schilderungen zu ihrer Persönlichkeit tat sich bei der Angeklagten zudem ein jahrelanger Drogen- und Alkoholkonsum auf, der lediglich während zweier Therapien sowie der Schwangerschaft mit ihrer Tochter unterbrochen wurde. Vor allem der Konsum von Cannabis sowie Heroin sollen hierbei eine größere Rolle gespielt haben, angeblich war es letztgenannte Droge, die der Beschuldigten zufolge im Dezember 2023 dazu führte, dass sie ihr seit 2016 andauerndes Arbeitsverhältnis bei einer lokalen Gaststätte aufgab.

Auch zwei weitere Bekannte, die der Anklageschrift zufolge am frühen Morgen nach der Tat von Ramona N. persönlich über die Tat informiert wurden und mit denen sie ebenfalls eine Beziehung geführt haben soll, hätten in dieser Hinsicht einen Einfluss auf Ramona N. gehabt. Darüber hinaus konsumierte die Angeklagte vermutlich auch während einer Heimunterbringung von ihrem 15. bis 19. Lebensjahr sowie während einer Beziehung vermutlich im Jahr 2011 ebenfalls Drogen.

Eine Person, der die Angeklagte während der Beziehung mit dem Opfer offenbar ein Dorn im Auge war, sei Ramona N. zufolge dessen damalige Lebensgefährtin Elvira H. gewesen, die sie mehrfach gestalkt habe und mit der die Angeklagte auch einige Male körperlich aneinandergeraten sei. Demzufolge war Elvira H. nicht ganz geheuer, dass Marco H. die Angeklagte jede Nacht besuchte und somit seine Kinder Zuhause alleine ließ. Sie selbst jedoch konnte die Verhandlung aus emotionalen Gründen nicht mitverfolgen.

Aufgelöste Beschuldigte

Am Vortag der Tat, so erzählte es die Angeklagte gegenüber Richter Hornstein und der Staatsanwaltschaft, habe Ramona N. noch versucht, eine Entzugstherapie im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Reichenau zu beginnen und somit von den Drogen wegzukommen. Ebenfalls an diesem Tag traf sie sich schließlich mit einem der Zeugen, von dem sie ein Messer erhielt, um damit offenbar in der Nähe des Stadtgartens dem Opfer ein erstes Mal zu drohen.

In der Nacht zum 17. April schließlich soll sich Marco H., mit dem Ramona N. einige Zeit zuvor die Beziehung beendet hatte, in der Wohnung der Angeklagten eingefunden haben. Einige Minuten später wurde er mutmaßlich von ihr, nichts ahnend sowie auf dem Bauch liegend, mit vier Messerstichen erstochen. Die Tatwaffe stammte hierbei aus der Wohnung der Angeklagten, es handelte sich nicht um das zuvor genannte Messer von dem Bekannten. Der habe außerdem noch am Morgen der Tat versucht, mit einem Feuerlöscher in die Wohnung von Ramona N. einzudringen.

Den Schilderungen der Angeklagten zufolge hatte die Angeklagte kurz nach der mutmaßlichen Tat den Kopf des von ihr zugedeckten Opfers auf dem Schoss liegen und redete noch mit diesem, als er im Sterben lag. "Ich konnte in diesem Moment nicht begreifen, dass er wirklich tot war", erinnerte sich die weinende Ramona N., die sich an die meisten Dinge wenige Stunden vor der Tat nicht mehr erinnern konnte.

Einem der Zeugen, Polizist Patrick K., war sowohl die Angeklagte als auch das Opfer aus mehreren Situationen, vor allem jedoch durch deren Streitigkeiten bekannt. Marco H. war ihm zufolge eine Person, die der Polizei gegenüber nie beleidigend auffiel. Am 17. April habe sich ein Herr H. nachmittags bei seinem Vorgesetzten gemeldet. Ramona N. habe H. von der Tat berichtet, was Patrick K. vor dem Gericht als "ungewöhnlich" bezeichnete. In der Nacht auf den 18. April drangen er und seine Kollegen gemeinsam mit der Feuerwehr in die Wohnung vor, um dort seiner Schilderung zufolge eine sichtlich aufgelöste Ramona N. anzutreffen.

Ob die Angeklagte zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluss stand, blieb bei diesem ersten Verhandlungstag offen. Der Mordprozess gegen Ramona N. wird noch drei weitere Verhandlungstage mit sich bringen, ehe am 15. November ein Urteil gefällt werden soll.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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